Die Deutsche Oper Berlin begeistert mit der selten gespielten Oper „FEDORA“ und fabelhaften Stimmen.

Vida Miknevičiūtė. Jonathan Tetelman. Foto: Bettina Stoess
Als Melodramma hat der Komponist Umberto Giordano (1867-1948) diese Oper genannt und das ist gelinde ausgedrückt. Denn der Inhalt ist keinesfalls ein nettes Adventmärchen. Doch schon im Dezember 2016 wagte Stockholm die Premiere und im April 2022 Frankfurt.
Jetzt hat auch die Deutsche Oper Berlin reagiert. Denn mit dem Startenor Jonathan Tetelman, der hier schon seit einigen Jahren bekannt und beliebt ist – u.a. durch „ Francesca da Rimini“ und als Pinkerton in „Madama Butterfly“- kann eigentlich nichts schief gehen. Diesmal hat er die ersten drei Aufführungen geprägt, und dann muss er weiter zu anderen bedeutenden Opernhäusern oder Festivals.
Doch darüber hinaus soll sich auch in Berlin das Publikum in Fedora nicht langweilen, wird doch im Libretto pausenlos Spannung aufgebaut, teils von recht grauslicher Art. Das aber ist dem Komponisten Umberto Giordano (1867-1948) und den Texmachern zu verdanken.
Daher ist zumeist das zu hören, was seit Jahrtausenden mehr oder minder die Regel ist: Liebe und Untreue, Enttäuschung und Verrat, Verzweiflung, Rachsucht und Mord. Die Gegenwart ist auch nicht anders.
Im Opernhaus gibt es jedoch eine Medizin, und die spendet in der Deutschen Oper Berlin der muntere Dirigent John Fiore gemeinsam mit den perfekten Instrumentalisten. Die Inszenierung von Christof Loy ist ebenfalls zu loben. Jedenfalls wurde um die Jahrhundertwende das Veristische Musiktheater unter Umberto Giordano. Puccini und Mascagni wieder entdeckt und aufgefrischt.
Die italienischen Wurzeln sprießen also weiter, doch dazu braucht es, wie schon erwähnt, auch die passenden Stimmen. Als junge Fürstin Fedora Romazov hat die litauische Sopranistin Vida Miknevičiūtė sogar noch mehr zu singen als Jonathan Tetelman, nun Graf Loris Ipanov. Beide sind auch schauspielerisch begabt.
In Kurzfassung: Diese Oper startet im kalten Winter in St. Petersburg. Mit einem edlen weißen Pelz bekleidet wartet Fedora vergeblich auf Wladimiro, mit dem sie zu einem Theaterbesuch verabredet ist.
Sie ist mit ihm, dem ihr noch unbekannten Sohn des russischen Polizeichefs, verlobt, und tags darauf soll die Hochzeit sein. Dass der aber ein Spieler, Trinker und Verführer ist, weiß sie nicht. Also eilt sie zu seinem Haus, doch welch ein Schreck! Ein Mann hat auf ihn geschossen, ihn tödlich getroffen und ist entkommen. Der Täter war Loris, da Wladimiro dessen schöne Ehefrau Wanda verführt hatte.
Die Fürstin meint jedoch, dass Loris aus politischen Gründen den Wladimiro getötet hätte und zu den Nihilisten gehöre, die sich gegen die Zaren wenden. Daher fährt sie im Frühjahr nach Paris und lässt ihn suchen. Derweil amüsiert sie sich dort zusammen mit ihrer Cousine, der Gräfin Olga. Doch Loris selbst entdeckt sie und fängt sogleich Feuer.
Nun erzählt er ihr, warum er Wladimiro erschossen hat, und wie ihn das reut. Und diese lange „Beichte“ wird zum faszinierendsten Teil seines Auftritts überhaupt. Welch eine Stimme, die schwerelos aber kraftvoll und mit einem angenehm dunklen Timbre sein Schicksal und seine Reue bekennt. Es ist der Bericht eines Unglücklichen, der eine neue Liebe sucht, eine Rolle, die einst Enrico Caruso gesungen hat..
Fedora tut so, als ob sie ihm glaubt und Beide ziehen nun in ein Dorf in der Schweiz und genießen dort einen Liebessommer. Doch bald erhalten sie per Telegramm schlimme Nachrichten, zumindest für Loris, den Fedora für einen Feind des Zarenreiches hält, da gerade ein Zar erschossen wurde.
Daher hat sie mit Helfern den Tod seines geliebten Bruders durch Ertrinken veranlasst. Die Mutter stirbt wohl vor Schreck. Und Fedora? Die greift zu einer schon vorab mit Gift gefüllten Tasse und stirbt vor Loris’ Augen.
Stille im Saal, doch danach heftiger Beifall.
Ursula Wiegand

