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BERLIN/ Deutsche Oper: DINORAH ou le Pardon de Ploermel von Giacomo Meyerbeer 

08.03.2020 | Oper

Berlin:  Dinorah ou le Pardon de Ploermel/Meyerbeer  7.3. 2020 – konzertant

Im Rahmen der Meyerbeer-Tage an der Deutschen Oper Berlin wurde jetzt auch seine komische Oper Dinorah ou le Pardon de Ploermel (Dinorah und die Wallfahrt nach Ploermel) von 1859 (UA an der Opera comique zu Paris) konzertant gespielt. Sie gehört in Meyerbeers große Schaffensperiode in Paris und stellt neben den Grand operas Robert le Diable, Les Huguenots, Le Profete & L’africaine einen kleinen Buffo-Kontrapunkt dieser Kompositionsphase dar. 

Vorgeschichte: Jedes Jahr findet in dem bretonischen Dorf Ploermel eine Prozession zur Marienkapelle statt, der sich der Ziegenhirt Hoel und seine Braut Dinorah, die Tochter eines Meiereibesitzers, voriges Jahr angeschlossen haben, um sich in der Kapelle trauen zu lassen. Ein Gewitter zerstreute aber die Festgesellschaft, und ein Blitzschlag vernichtete die Meierei, so daß Hoel eine Zukunft in Armut für Dinorah voraussah. Er schenkte daraufhin den Einflüsterungen des Zauberers Tomyk Gehör, der von einem Schatz erzählte, den ein Geistervölkchen bewache. Um in seinen Besitz zu gelangen, müsse Hoel ein Probejahr bei ihm verbringen. Zum äußersten entschlossen schlug Hoel ein. Im Glauben, ihr Bräutigam habe sie verlassen, verfiel Dinorah dem Wahnsinn und irrte seither mit einer Ziege durch die Wälder. Kurz vor Ablauf der Frist starb Tomyk, konnte aber Hoel noch die geheimen Anweisungen zur Bergung des Schatzes weitergeben. 

Akt 1-3: Von Geisterfurcht geplagt, kehrt der Dudelsackpfeifer Corentin in seine Hütte heim und  wird von Dinorah & ihrer Ziege aufgeschreckt. Dann klopft Hoel an seine Tür, der für die Bergung des Schatzes einen Kompagnon sucht. Diese ist an die Bedingung geknüpft, daß, wer den Schatz als erster berührt, innerhalb Jahresfrist dem Tod verfallen ist. Hoel meint, in Carentin das geeignete Opfer gefunden zu haben und verspricht ihm die Hälfte des Schatzes, wenn er noch heute abend mit ihm losgeht. Beim Aufzug eines Gewitters erklingt das Glöckchen der Ziege als Signal zum Aufbruch, und auch Dinorah folgt diesem vertrauten Ton. Als sie den Rand einer finsteren Schlucht erreicht haben, tritt Dinorah zu dem verängstigten Corentin. Seine

Rede über den Schatz weckt in ihr die Erinnerung an ein altes Lied, in dem es heißt: Wer den Schatz zuerst berührt, stirbt in einem Jahr. Sie singt es Corentin vor. Dieser weigert sich also, als erster in die Schlucht zu steigen und will Dinorah für die tödliche Aufgabe mißbrauchen. Dinorah nimmt seine Worte wegen des ausbrechenden Gewitters gar nicht wahr. Da erklingt wieder das Glöckchen der Ziege, die auf einem Baumstamm die Schlucht überquert. Dinorah eilt ihr nach und verliert dabei ihr Halsband, das Hoel findet und sie daran als seine Braut erkennt. Als Dinorah sich über dem Abgrund befindet, schlägt ein Blitz in den Baum ein, und Dinorah stürzt vor Hoels Augen in die Tiefe. – Beim Sonnenaufgang erscheinen Hoel & Corentin. In seinen Armen hält Hoel die ohnmächtige Dinorah, deren Sturz durch einen Baum aufgehalten wurde. Er legt sie dort nieder, wo vor einem Jahr das Unwetter über die Prozession  hereingebrochen war. Als Dinorah erwacht, zeigt sich, daß der Schock ihre Erinnerung an die Ereignisse vor einem Jahr gelöscht hat, und sie glaubt, heute sei ihr Hochzeitstag, an dem sie aus einem bösen Traum erwache. Der Marienhymnus kündet die sich nahende Prozession an. Sie ziehen zur Kapelle und werden getraut. Als Corentin Hoel noch einmal nach dem Schatz fragt, winkt dieser ab. Die Liebe wiegt alles auf.

Giacomo Meyerbeer gelingt eine ausgepicht feine Komposition zu diesem verwunschenen, quasi „Heiligen“-Geschehen. Nur an ganz wenigen dramatischen Stellen am Ende wird seine Tonsprache bombastisch. Ansonsten setzt er auf viele Volks-und Hirtenweisen, die gekonnt ins kompositorische Geflecht eingebaut sind. Das große Orchester spiel über weite Strecken sehr zurückgenommen. Naturschilderungen haben auch einen entsprechenden Anteil. Dinorahs Hirtinnen-Weisen können sich aber auch in große Couplets & Arie wandeln, bei der auch orchestrale Virtuosität verlangt wird. Röhrenglocken & Harfen spielen eine eminente Rolle. Das Orchester der DOB spielt die 3 Akte mit großer Eloquenz. Dabei wird es von einem in dieser Musik lebendem und atmendem Dirigenten inspiriert und unterstützt: Enrique Mazzola, der mit viel Empathie und feiner Gestik sich für die Oper einsetzt. Der Chor unter Jeremy Bines seinen Teil zum Gelingen bei.

Die 2.Schäferin ist Karis Tucker, Stipendiatin aus New York, mit einem feinen hell timbriertem Mezzosopran. Die 1.Schäferin wird von Nicole Haslett mit schön animiertem Sopran und bereits ganz koloratursicher gesungen (beide in schwarz). Mit einem feinen gut geführten Tenor gibt Gideon Poppe einen Mäher. Den  Jäger gestaltet mit festem Baßbariton Seth Carico.

Philippe Talbot ist als Tenorbuffo der Carentin und kann mit seinem weich timbriertem Organ tenoral überzeugen.

Den Hoel übernimmt Regis Mengus mit hohem angenehm timbriertem Bariton, verbleibt aber in seinen Arien & Gesängen etwas blaß und inhomogen, was aber auch an der konzertanten Aufführung liegen könnte. 

Dinorah ist die junge spanische Ausnahmesängerin Rocio Perez, die von Anbeginn in ihrem Wahnsinn aufblüht, dabei herrliche Koloraturen, Fiorituren & Gesangskaskaden einflicht. Dabei kann sie auf ein edles sopraniges Timbre vetrauen, und im hellgrünem Kleid gibt sie auch eine schöne Gestalt ab. Von dieser ‚Dinorah‘ möchte man mehr und Szenisches erleben.

Friedeon Rosén

 

 

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