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BERGAMO/ Teatro Speciale/ Donizetti-Festival: ENRICO DI BORGOGNA von Gaetano Donizetti

02.12.2018 | Oper


Die Aufführung war im Stil der Commedia dell’ Arte (Copyright: Donizetti-Festival Bergamo)

Donizetti-Festival in Bergamo: „Enrico di Borgogna“ im Teatro Speciale (Vorstellung: 1. 12. 2018)

Im Rahmen des diesjährigen Donizetti-Festivals in Bergamo wurde das Erstlingswerk von Gaetano Donizetti (1797 – 1848) im Teatro Speciale aufgeführt: „Enrico di Borgogna“.

Das Melodram, dessen Libretto Bartolomeo Merelli nach August von Kotzebue verfasste, wurde 1818, also vor zweihundert Jahren in Venedig uraufgeführt.

Die Handlung der Oper, die im Mittelalter im Herzogtum Burgund spielt, in Kurzfassung: Enrico, der Graf von Burgund, ist nach einem Staatsstreich, bei dem sein Vater getötet wurde, zum Verlassen seines Herzogtums gezwungen worden, wobei er seine Geliebte, die Gräfin Elisa, zurücklassen musste. Als er im Exil erfährt, dass der Usurpator gestorben ist und dessen Sohn Guido das Land gegen das Volk regiert, schart er seine Getreuen um sich und plant, sein Herzogtum zurückzuerobern. Da er erfährt, dass Guido „seine“ Elisa zwingen will, ihn zu heiraten, ist Eile geboten. Er gewinnt Gefecht um Gefecht und erobert die Hauptstadt zurück, wo ihm berichtet wird, dass Guido sich im Dom verschanzt hat und den Priester zwingen will, ihn mit Elisa zu trauen. Noch im letzten Moment gelingt es Enrico, mit seinen Soldaten in die Kirche einzudringen und die Trauungszeremonie zu unterbrechen. Guido wird gefangen genommen und des Landes verwiesen, während sich Enrico auf der Stelle mit Elisa trauen lässt.

Regisseurin Silvia Paoli ließ das Frühwerk Donizettis im Stil der Commedia dell’ Arte spielen. Eine spezielle Aufführungsart, die man in kaum einem anderen Land so perfekt beherrscht wie in Italien. Die szenische Ausstattung dazu schuf Andrea Belli, dessen Gestaltung als „Theater auf der Bühne“ schnell verwandelbare Bilder ermöglichte. Die fast barock wirkenden Kostüme entwarf Valeria Donata Bettella.  


Hofnarr Gilberto (Luca Tittoto) warnt Enrico (Anna Bonitatibus)
Copyright: Donizetti-Festival Bergamo

 Das bis auf eine Ausnahme italienische Sängerensemble erwies sich auf komödiantische Art äußerst spielfreudig und konnte auch stimmlich überzeugen (bis auf die eine Ausnahme). In der Hosenrolle als Enrico brillierte die schlanke Mezzosopranistin Anna Bonitatibus. Sie gab der Titelfigur die nötige kämpferische Ausstrahlung und überzeugte in jeder Szene. Enricos Geliebte Elisa wurde von der Mezzosopranistin Sonia Ganassi sehr dramatisch gespielt und gesungen. Auch sie wirkte stets überzeugend.  

Die beiden Leibwächter des ermordeten Königs von Burgund, Pietro und Brunone, wurden vom Tenor Francesco Castoro und vom Bassbariton Lorenzo Barbieri eindrucksvoll dargestellt. Mit starkem komödiantischem Ausdruck spielte der Bass Luca Tittoto den Hofnarren Gilberto, der sich seiner Wichtigkeit in einer Commedia dell’ Arte-Inszenierung wohl bewusst war. Seine Warnung, dass „sich Frauen in der Welt befinden, um Unordnung zu schaffen“, schlug Enrico allerdings in den Wind.


Guido (Levy Sekgapane) wirbt um die Hand von Elisa (Sonia Ganassi)
Copyright: Donizetti-Festival Bergamo
Guido, der wenig geliebte Sohn des Usurpators, wurde vom südafrikanische Tenor Levy Sekgapane dargestellt. Er war leider die Ausnahme des Sängerensembles und wirkte stimmlich blass, obwohl er versuchte, seine Klagearie im zweiten Akt mit voller Kraft wiederzugeben.

Die beiden Nebenrollen Nicola und Geltrude wurden vom Tenor Matteo Mezzaro und von der Sopranistin Federica Vitali gespielt. Stimmkräftig wie stets der Coro Donizetti Opera (Einstudierung: Fabio Tartari).

Das Orchester Academia Montis Regalis, das von seinem Chef Alessandro De Marchi – er ist seit dem Jahr 2010 künstlerischer Leiter der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik –  äußerst temperamentvoll dirigiert wurde, gab die musikalisch feine Partitur des jungen Komponisten Donizetti mit allen Feinheiten zum Besten.  

Das Publikum, das auch mit Szenenbeifall nicht geizte, spendete am Schluss der knapp vierstündigen Vorstellung dem Sängerensemble und dem Chor sowie dem Dirigenten und seinem Orchester minutenlang Applaus. Ausnahme: Für den südafrikanischen Tenor gab es mehrere Buhrufe.

Udo Pacolt

 

 

 

 

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