Beethoven-Sonaten mit Ragnhild Hemsing und Tor Espen Aspaas bei Lindberg erschienen
Mit betörenden Klangflächen
Neue CD: Beethoven-Sonaten mit Ragnhild Hemsing und Tor Espen Aspaas bei Lindberg Lyd AS erschienen/ Tänzerisch beschwingt musizieren Ragnhild Hemsing (Violine) und Tor Espen Aspaas (Klavier) Ludwig van Beethovens Violinsonate Nr. 8 in G-Dur op. 30 Nr. 3 – und die ausgelassene Fröhlichkeit überträgt sich auch auf den Sechsachteltakt. Dreiklangsbrechungen und gelegentliche Moll-Eintrübungen mindern die Wirkung hier keineswegs, denn die betörenden Klangflächen werden voll ausgelotet und überraschen immer wieder in erstaunlicher Weise die Zuhörer. Der Triller wird vor allem in der Durchführung facettenreich herausgearbeitet. Insbesondere die Intensität des langsamen Satzes mit ihrer weitgespannten Liedform erfassen die beiden Musiker ausgezeichnet. Dynamische Kontraste werden bis zur Coda mit Emphase interpretiert. Viele kontrapunktische Reize enthält das Finale, dessen brillantes Tonleiterspiel die Zuhörer hier ungemein fesselt. Die Sechzehntel-Ketten entfalten bei dieser dezenten Wiedergabe eine große Rasanz. Auch der stürmische Schlussgalopp hat es in sich und verbreitet eine elektrisierende Präsenz. Noch überzeugender und ungestümer kommt dann die bewegende Wiedergabe der Violinsonate Nr. 9 in A-Dur op. 47 „Kreutzer-Sonate“ daher. Ursprünglicher Widmungsträger war der aus Polen stammende Geiger George Bridgetower, mit dem Beethoven das Werk zweimal aufführte. Leo Tolstoj schrieb später aufgrund dieses Werkes eine verstörend-faszinierende Erzählung. Das Presto zu Beginn setzt in a-Moll ein, nur das Finale steht in A-Dur. Vor allem der zupackende Beginn des Hauptsatzes wird von diesem gut aufeinander abgestimmten Ensemble sehr gut getroffen. Die Coda fesselt dann mit ihrem Stretta-Charakter, wobei der hüpfende Staccato-Einschub markant hervorsticht. Die Synkopen der meisterhaften Andante-Variationen bestechen aufgrund ihrer Präzision, mit der die Musiker hier aufwarten. Staccato-Triolen und Pralltriller werden nuancenreich betont. Chromatisch gefärbte Moll-Gänge wirken ausgesprochen geheimnisvoll. Auch die längere Coda erhält dabei eine ausgesprochen schillernde Aura. Dass das Finale ein kunstvoll komponierter Sonatensatz ist, machen die beiden Musiker hervorragend deutlich. Die lebhafte Sechsachtelbewegung wird plastisch herausgearbeitet und eindrucksvoll getroffen. Diese 2019 in der Sofienberg-Kirche in Norwegen aufgenommene CD ist in jedem Fall zu empfehlen. Sie stellt einen direkten Bezug zu Beethovens Testament aus dem Jahre 1802 her. Unbewusst verbindet man hier Beethovens eindrucksvolle Klangbilder mit der norwegischen Landschaft, was tiefe und bewegende Eindrücke hinterlässt.
Alexander Walther