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BAYREUTH/ Studiobühne: LEUBALD – ein Jugendwerk von Richard Wagner

Ein derber Spaß

13.08.2019 | Theater

BAYREUTH/Studiobühne Bayreuth: „LEUBALD“ – 11.8.2019

 Ein derbes Spektakel!

 Nach dem erfolgreichen „Heda, Heda, Hedo“ aus dem vergangenen Jahr (Merker 09/2018) brachte Uwe Hoppe, der Leiter der Studiobühne Bayreuth, diesmal das von ihm vor 30 Jahren uraufgeführte Jugendwerk Richard Wagners, das Trauerspiel „Leubald“ in einer Neuinszenierung von 2013 wieder heraus. Schon des Öfteren sorgte Hoppe mit seinen Stücken auf der Studiobühne Bayreuth in der Innenstadt auf dem Hoftheater im Steingräber-Palais, in dem die weltbekannte Klaviermanufaktur Steingräber & Söhne beheimatet ist, mit interessanten, durchaus kontroversen, stets aber humoristischen Vorstellungen für Unterhaltung, weitab des Grünen Hügels. „Leubald“ war nun etwas weniger humoristisch als „Heda, Heda, Hedo!“, aber in der Tat unterhaltend, durchgespielt in 90 Minuten.

 Richard Wagner hatte sich als Schüler mit dem Stück auf der Basis seiner Lektüre von Shakespeare und dem frühen Goethe befasst und schloss es 1828 mit nur 15 Jahren ab. Der Familie erschien es nicht zuletzt wegen der vielen Toten als zu wirr. Dennoch hat die Studiobühne unter Hoppe und mit ihm als Schauspieler daraus etwas sehr Interessantes gemacht. Man erkennt hier und da durchaus schon den späteren Komponisten des Wagnerschen Gesamtkunstwerks. Das Stück galt lange als verschollen, erst 1978 konnte das Original von der Richard-Wagner-Stiftung in London erstanden werden.

 Die Studiobühne hat in Bayreuth „Leubald“ in Form eines Melodramas in Szene gesetzt, d.h. zum gesprochenen Wort kommt eine erklärende Begleitmusik. Das musikalische Material ist dabei natürlich den Werken Richard Wagners entnommen. Man wollte dabei nach Möglichkeit Entsprechuchungen von szenischen Konstellationen Rechnung tragen. Das war natürlich nicht durchgehend möglich, so dass musikalische Stellen auftauchen, die vor allem Stimmungen transportieren, welche sich wiederum aus der szenischen Realisierung ergeben. So kann es sein, dass der Matrosenchor aus dem „Fliegenden Holländer“ zu einer Zechszene in einer Kneipe erklingt, die Klingsor-Musik aus dem „Parsifal“ zu einer Hexenhöhle oder der Racheschwur aus der „Götterdämmerung“, wenn Leubald Rache schwört. Mit Hans Martin Gräbner perfekt am Flügel wurde das also für den Kenner der Wagnerschen Musik und Leitmotive eine gewisse Gaudi, wenngleich das Stück bisweilen recht grob wirkt und einige Szenen zu für meine Begriffe zu sehr mit unartikuliertem Gegröle und Röhren auffallen. In jedem Falle ist aber immer viel los, und Entwicklungen laufen in großer Schnelle ab, sodass es nie langweilig wird. Von den über 30 Toten, die es bei Wagner gegeben haben soll, ist aber GsD nichts zu sehen…


Jürgen Skambraks (Leubald). Foto: Klaus Billand


Annette Zeus (Adelaide). Foto: Klaus Billand

 Jürgen Skambraks spielt den energischen und draufgängerischen Leubald, Sohn des von Roderich vergifteten Siegmer, aber mit dem Hause Roderich wegen dessen Tochter Adelaide sehr verbunden. Er stirbt am Wahnsinn und an einer von Bärting zugefügten Wunde sowie am Liebestod mit Adelaide. Annette Zeus ist Adelaide, Tochter Roderichs. Sie ist kurz mit Leubald glücklich vereint und wird von ihm im Liebestod erstochen. Lukas Stühle ist Flamming, ein Landstreicher, der sich ein Leben lang an Leubald für einen Fußtritt rächen will, aber von einer Hexe neutralisiert wird. Sascha Retzlaff gibt den Bärting, einen Raubgrafen, Bösewicht und Raubritter. Er raubt zwar Adelaide, wird aber bei Vergewaltigungsversuchen von Leubald erschlagen. Uwe Hoppe mimt den Roderich, Graf und Ritter, Giftmörder an Siegmer, Leubalds Vater und wird schließlich von Leubald erschlagen. Johanna Rösch spielt das Gundchen, Zofe der Adelaide und sinkt zum Schluss auf den Leichen der beiden Liebenden zusammen. Charis Hager ist die tausendjährige Hexe, und so sieht sie auch aus, ledig, Beherrscherin von Geistern und wird wegen einer „Alterskrise“ von Todesahnungen geplagt. Sie belegt Flamming mit einem Bann und wird ebenfalls von Leubald erschlagen. Finn Leible ist Siegmers Geist, klassisch unter einem Betttuch wie ein Gespenst, und geht zum Schluss in die ewige Ruhe ein, nachdem das Geschlecht Roderich ausgelöscht wurde. Anja Kraus ist der kleine Geist.


Uwe Hoppe (Roderich), Jürgen Skambraks (Leubald). Foto: Klaus Billand

 Ein derbes Spektakel also, in dem alle Genannten eindrucksvolle schauspielerische Qualitäten zeigten. Man darf gespannt sein auf das kommende Jahr bei Herrn Hoppe von der Studiobühne Bayreuth!                                                                                      

Klaus Billand

 

 

 

 

 

 

 

 

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