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BAYREUTH / Stadthalle: ABSCHLUSSKONZERT DES MEISTERKURSES SIEGFRIED JERUSALEM

15.08.2016 | Konzert/Liederabende

Abschlusskonzert des Meisterkurses Siegfried Jerusalem in der Stadthalle Bayreuth

EINE WEITERE STEIGERUNG

Bayreuther Festspiele: Abschlusskonzert des Meisterkurses Gesang in der Stadthalle am 14. August 2016/BAYREUTH

In Bayreuth war Siegfried Jerusalem zuletzt als Tristan in der Inszenierung von Heiner Müller zu erleben. Dort übernahm er auch die Partien Parsifal, Lohengrin, Siegfried, Siegmund und Walther von Stolzing. Jetzt stellten sich die Teilnehmer seines Gesangs-Meisterkurses 2016 im Rahmen der Bayreuther Festspiele vor. Dong-Won Seo (Bass) interpretierte zunächst (von Thomas-Michael Gribow am Klavier einfühlsam begleitet) die Arie des Daland „Mögst du mein Kind“ aus Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ mit kernigem Timbre und fulminanter Kraft. Kristin Ebner gestaltete dann die Senta-Ballade aus Wagners „Fliegendem Holländer“ mit ebenmäßgen Kantilenen und klarer Höhenlage. Poetische Momente wurden hier facettenreich ausgekostet. Eine Entdeckung ist der Tenor Christoph Rebelein, der der Szene des Siegmund „Ein Schwert verhieß mir der Vater“ aus Wagners „Walküre“ mit ihrer C-Dur-Welt stürmischen vokalen Glanz verlieh. Als jugendlicher Heldentenor überraschte Daniel Philipp Witte das Publikum bei Parsifals „Amfortas, die Wunde“ aus Wagners „Parsifal“, wobei auch hier ein starker Klangfarbenreichtum bestach, den auch der Pianist Thomas-Michael Gribow nuancenreich betonte. Die tiefe Wirkung dieser Musik prägte sich bei den Zuhörern hier immer mehr und suggestiver ein. Auch die Diatonik der Welt des Grals konnte man so nachvollziehen.

Als dramatischer Mezzosopran gefiel Noriko Kawamura, die Waltrautes „Höre mit Sinn“ aus Richard Wagners „Götterdämmerung“ große Emphase und innere Sprannungskraft verlieh. Hinsichtlich einer gesanglichen Verfeinerung kann diese Darbietung noch weiter verbessert und intensiviert werden. Dong-Won Seo imponierte daraufhin als großartiger Hagen bei „Hier sitz‘ ich zur Wacht“ aus der „Götterdämmerung“, wobei sich sein voluminöser Ausdruck nach und nach vergrößerte. Das war eine spannende Klangerfahrung. Die rabenschwarze stimmliche Färbung setzte sich imponierend und furchterregend durch. Christoph Rebelein hatte als Siegmund bei „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ aus Wagners „Walküre“ noch einmal einen leidenschaftlichen Aufschwung, der sich immer weiter verdichtete. Und Daniel Philipp Witte erreichte als Parsifal bei „Nur eine Waffe taugt“ aus „Parsifal“ eine enorme gesangliche Intensität und berührende Strahlkraft. Verschwenderisch strömte hier der gesangliche Fluss, wobei die Klavierbegleitung den Sänger weiter anfeuerte und unterstützte. Eine weitere gesangliche Steigerung im Vergeich zum letzten Jahr erreichte die begabte Kristin Ebner als jugendlich-dramatischer Sopran bei „Isoldes Liebestod“ aus „Tristan und Isolde“ von Wagner. Nicht nur der sprachphilosophische Duktus des Werkes wurde dabei voll erfasst, sondern auch die Kontur der Leitmotive – beispielsweise beim tatsächlich eingetretenen Todesmotiv. Und der sensibel agierende Pianist Thomas-Michael Gribow unterstützte die Sängerin in der sphärenhaften Gestaltung der harmonischen Welt zwischen g-moll und Des-Dur. Große Talente von morgen – hier konnte man sie erleben.

Entsprechend herzlich war der Schlussbeifall.

Alexander Walther

 

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