BAYREUTH/ Markgräfliches Operntheater : L‘ORFEO von Claudio Monteverdi am 12.9. 2023 (im Rahmen des Bayreuth Baroque Festivals)
Rolando Villazon. Copyright: Bayreuth Baroque
Mit Händels selten gespielter Oper „Flavio“ wurde die heurige Ausgabe des von Max Emanuel Cencic gegründeten Bayreuth Baroque Festivals umjubelt eröffnet (ob die Aufführung wirklich so gut war wie die meisten Kritiker schrieben, darüber kann man sich beim Streaming am 17.9. selbst ein Bild machen).
Vom Erfolg der letzten vier Jahre ein wenig übermütig geworden, lud Cencic jetzt eine zweite szenische Produktion ins immer wieder überwältigende Markgräfliche Opernhaus ein: den Monteverdischen „Orfeo“ mit Rolando Villazon in der Titelrolle.
Und das war keine besonders gute Idee.
Denn diese „Version“ von Markellos Chryssicos und Thanos Papakonstantinou kam bereits 2017 im Athener Konzerthaus Megaron heraus, und so sieht sie auch aus: wie eine konzertante Aufführung mit ein paar „szenischen Benefits“. Dem Auge wird sehr wenig Nahrung geboten, und wenn, dann schlechte. Alles ist mehr oder weniger in Schwarz gehalten, das Bauernvolk trägt aus unerfindlichen Gründen schwarze Fracks, der ebenfalls schwarz gekleidete Charon ist hier kein Fährmann, sondern ein Reitersmann und trabt somit – Ton in Ton ist angesagt ! – auf einem Rappen herein.
Dadurch ist von Anfang an der Modus Requiem vorgegeben. Und das Problem dabei ist, dass sich diese – sagen wir vorsichtig, eine wenig sehr verengte – Sicht auf das Werk 1:1 auf die musikalische Interpretation überträgt. So zach, so öd hat man diese „erste Oper der Musikgeschichte“ noch nie gehört.
Von ihrer diesbezüglichen Monteverdi-Schändung noch nicht befriedigt, haben sich die „Autoren“ noch einen weiteren Foltergrad für den armen Claudio und seine göttliche Musik ausgedacht: durch Einführung von Live-Elektronik in den Hades-Szenen.
Mein Gott, müssen die sich revolutionär, modern und kühn und genial vorgekommen sein! Dabei ist das soowas von altmodisch !! Den letzten grotesken Versuch, Monteverdi zu „verjazzen“, haben die Salzburger Festpiele in den 70er Jahren gemacht. Seit dem epochemachenden Monteverdi-Zyklus von Maestro Harnoncourt hat sich seither niemand mehr getraut, einen solchen hanebüchenen Blödsinn zu verbrechen. Aber an unseren griechischen Freunden dürfte das Wirken des Heiligen Nikolaus ja vollkommen spurlos vorübergegangen sein….
Tja, was soll man sagen: Rrrrrrrrrrolando Villazon ist einer der sympathischsten Menschen, Mexikaner und Sänger auf dieser Welt und verdient für seinen intelligenten Umgang mit seiner Stimme nach den bekannten Problemen unseren vollsten Respekt…aber hier singt er, hier spielt er, hier leidet er, hier kämpft er auf verlorenem Posten…
Sein unendlich langes, unendlich schönes Lamento muss er, in eine Mönchskutte gehüllt (warum?), von zwei dicken Seilen gefesselt, mit einer – natürlich schwarzen ! – Augenbinde singen…da bleibt für ihn selbstverständlich unendlich viel gestalterischer Spielraum übrig…
Schwarzen Schwamm drüber ! Villazons Co-Sängerinnen ( Myrsini Margariti, Marios Sarantidis, Maria Palaska etc.) sind zwar auch durchaus alle beachtlich, aber das hilft da alles leider nix.
Wir haben die langweiligste, eintönigste, einförmigste, fadeste, ödeste, deprimierendste, ärgerlichste Opernaufführung seit der Erfindung der Oper erlebt…bzw.knapp ü b e r lebt…
Das ist zwar in gewisser Hinsicht auch ein Primat, aber…
Lebenslanges Bühnen- und Dirigierverbot für Markellos Chryssicos und Thanos Papakonstantinou!