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BAYREUTH/ Festspielhaus/Festsüiele. Götterdämmerung – zweiter Ring-Durchlauf

26.08.2024 | Oper international

Bayreuther Festspiele: GÖTTERDÄMMERUNG II. 25.8.2024

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Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele

Man möchte sich die Frage gar nicht stellen,ob Regisseur Valentin Schwarz alle seine Regie-Faehrten, die er auslegt, um den RING am Ende von Götterdämmerung wieder sinnvoll zusammenzufuehren. Es ist oft zu widerspruechlich und kann mit den  Kindern offensichtlich nicht gelingen.

Die Nornen bewegen sich mit einem Kind wieder in dem zweigeteilten Schlafsaal,der erstmal Siegmund und Sieglinde in WALKÜRE als Zuflucht diente. Hier vagieren sie in seidigen Flattergewaendern und mit Scherenfingern, Ball und Gummreifen, beziehen das Kind ins Spiel  ein. Danach wird das Gemach den ‚Eltern‘ Bruennhilde und Siegfried überlassen, die aber weitgehend mit sich selbst beschäftigt erscheinen. Siegfried bereitet seine Abreise vor, der menschliche Grane wird ihm von der Ex-Walkuere nachgeschickt, auch die Kinder tauchen in weiterer Handlungsverzweigung als Ringsymbole wieder auf, wo sie aber auch die jeweiligen Seiten wechseln können.

Eine neue, die Gibichungen-Generation,ist in die Einheits-Clanvilla eingezogen. Inmitten der Umzugskisten das herrschaftliche Sofa. Viel Chaos mit dem Vergessenstrank, Siegfried, der Bruennhilde ja schon verlassen hat, kippt den in großem Pokal von Gutrune kredenzten dem  Gunther über den Kopf. Die Blutsbruederschaft der beiden soll sogar mal mit Pferdeblut besiegelt werden, dazu wird der nur noch zuckende Grane auf einem Waegelchen hereingefahren. Die uniformen Dienerinnen, ehemalige Rheintöchter sind auch dabei, wischen das Verspritzte beflissen und gründlich weg. An der Wand hängt diesmal ein Großfoto von Gutrune auf Safari auf einem Zebra.

Nach einer eher laschen Szene mit Waltraute in Bruennhildes Gemach taucht hier Gunther auf, wild gestikulierend und sich als neuen Bräutigam ausgebend, das Kind bindet er an einem Stuhl fest.Nach einer angedeuteten Vergewaltigung Bruennhildes taucht Siegfried selber mit Schwert auf und fordert eine Nacht von ihr, Gunther verschwindet wieder. Die Ankunft des Chors mit den Männern findet in einer großen aseptischen Halle statt, wo der schwarzgekleidete Kapuzenchor mit roten Bismarck-Flügelhelmen als sich bewegende Masse inszeniert ist. 

Im 3.Akt wird das aus dem RHEINGOLD bekannte Bassin wieder aufgenommen, diesmal mit ca 5 Meter Tiefe, aber ohne Wasser. Dahinter ist aber der Rhein imaginiert mit allerhand Utensilien und eher toten Fischen drin. Siegfried und sein Kind möchten aber angeln. Er sieht die Rheintöchter, die jetzt wie die roten Walküren gewandet sind, im Dreierpulk sich immer hin- und herbewegen. Sie lassen sich von ihm während ihrer Todverkuendigung deftig singend nicht auseinander dividieren, geschweige denn verführen, verschwinden dann links in einer Luke, oben tauchen sie auf der abgezaeunten Brücke aber wie Schatten oder von hinten nochmal auf. Davor hatte sich hier die Jagdgesellschaft und Gunther eingefunden, allein Hagen steigt rechts die lange Hängeleiter in den Pool. Dort das Finale brutale wie gehabt. Die nachgestiegene Bruennhilde in weißem ‚Priestergewand‘ versucht noch alles zu glätten und legt sich neben den toten Siegfried mit dem Kopf Granes in der Hand. Erda schreitet auch noch die Szene von links ab. Der abgegangene Hagen (diesmal kein sichtbarer Brudermord) singt seinen Schluss „Weg vom Ring“ aus dem Off.

Die musikalische Ausführung ist wieder glaenzend, wobei Orchester und diesmal auch Chor ihre Meriten haben. Simone Young hält die Massen musikalisch gekonnt zusammen und hat in erstmaligem Festspieldirigat gezeigt, dass sie es mit den hiesigen akustischen Bedingungen einwandfrei aufnehmen kann. 

Als Waltraute kann Christa Mayer diesmal nicht überzeugen. Ihr Gesang ist nicht pointiert, es fehlt die dynamische Steigerung. Gabriela Scherer ist neu als Gutrune, die aber keine Rolle ist, in der sie sich wirklich profilieren kann. Sie ist in einem schwarzen Kleid aufgetakelt, ihr Sopran erscheint hell und  prägnant. Der Hagen von Mika Kares singt wieder fast lyrisch baritonal, aber angemessen voluminös und ist auch als Boxer sportlich agil. Olafur Sigurdarson meisselt sich noch einmal bei „Schläfst du Hagen,mein Sohn“ ins Gedächtnis ein. Der Gunther ist, siehe oben als Michael Kupfer-Radetzky ein verrueckter Typ und kann auch mit seinem messerscharf eindrücklichen Bassbariton überzeugen.

Catherine Foster scheint derzeit als Bruennhilde unschlagbar. Sie hat auch den langen Atem für die Schlussgesänge und ist dabei eine wahre Heroine. Sie setzt ein eklatantes Zeichen gegen den matten szenischen Schluss und passt durch ihre ähnlich weiche Art, wie sie Phrasen angehen kann, auch gut zum Siegfried Klaus Florian Vogt, der sich in den Erinnerungen   au seine Jugend vor dem Ende nochmal auf feine Art profilieren kann

Von den Sängerinnen wäre noch das gute Nornentrio mit Noa Beinart, Alexandra Ionis und Christa Nilsson zu erwähnen.

Friedeon Rosen 

 

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