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BAYREUTH/ Festspielhaus/ Festspiele: PARSIFAL – letzte Vorstellung

25.08.2024 | Oper international

Bayreuther Festspiele  PARSIFAL 24.8.2024

par
Copyright: Bayreuther Festspiele/ Enrico Nawrath

Das Regieteam um Jay Scheib  nennt ‚Parsifal‘ ‚Augmented Reality'(AR)/erweiterte Realität und spielt damit auf den Einsatz von AR-Brillen,aber auch live Großvideos (Joshua Higgason) an.Und in der Tat ist dadurch eine ganz neue Bildwelt aufgeboten, die mit diesen Mitteln oft virtuos spielerisch variiert. Im 1.Akt ist die Bühne bis auf den nieder gelegenen Gralssee verknappt, Gurnmanz, Gralsritter und Knappen treten z.T. phantastisch buntgescheckt staffiert auf. Dazu manche Agierende auf der Bühnenwand in Grossformat oder ineinander verschlungen, aber filmisch schwarz/braun – weiss projiziert! Nach der Gurnemanz Erzählung wird der Akt aber wieder eher konventionell, mit kleinen Gralssymbolen auf die Erde abgestellt, beendet.

Pablo Heras Casado interpretiert das Vorspiel fast in seine programmatischen Teile auseinanderfallend,ganz langsam und mit Langfermaten und vermag somit die Musik,wenn kaum bebildert, quasi zu einer Protagonistin werden zu lassen.Auch die immense Erzählung wird episch langsam auszelebriert. Lange Spannungsbogen ergeben sich dabei, und es fällt wieder auf, wie Wagner gerade im Spätwerk den sich in die Länge ziehenden, manchmal wabernden Klang als Perhorreszierung , und das nachgerade in seinem ‚Weltabschiedswerk‘, einsetzt.

Der 2. Akt mit den Blumenmädchen und Kundrys Verführung wirkt etwas naturalistisch aufgesetzt.Klingsors  Zauberschloss ist aus riesigen Quaderblöcken verfertigt, und in einem Mauereinriss,wo der Magier in rotem Anzug und gehoernter Goldmaske erscheint,weist er Kundry in ihre Verfuehrerrolle ein. Sie liegt vor den Steinquadern in weißem hochgeschlitzten Kleid und schwarzweiß gefärbten Haaren, verweigert vergeblich diesen Einsatz. Als Klingsors Zaubermädchen stehen jetzt hochgewachsene blondierte Heroinen parat, die meisten größer als Parsifal selbst, und in roten Hosenanzügen, um den Toren schon mal kirre zu machen, daneben die kleineren Chormädchen z.T. mit Heiligenscheinen. Dieser Gesang möchte überwältigen.

Ekaterina Gubanova als Kundry hat die zur Verführung geeignete Stimme nicht. Ihr Sopran ist ,auch wenn sie sich dezent in der Mutter-Herzeleide-Rolle geriert, zu klein und blüht nicht auf, flackert eher. Dagegen steht Andreas Schagers heldentenoral dramatisches tiefdroehnendes Organ, wie eine Höllenbeschwörung des ‚leidenden ‚ Amfortas. Kundry bäumt sich zwar gesanglich danach noch etwas auf, muss sich aber vom jungen Toren die „Heidin“ reindrücken lassen. Im 3.Akt ist sie endgültig gezähmtund auch die Schreie (schon bei  „und ich lachte!“) sind ihr weggenommen. 

Im 3.Akt wie gehabt wieder der Marderpanzer/nicht im Einsatz, daneben ein Baggersee. Die Choristinnen jetzt auch in goldschwarzen Umhaengen besteigen den Marder. Parsifal deponiert den Speer auf den in einem schwarzen Reißverschluss-Sack liegenden toten Titurel. Das Orchester brennt zum Ende nochmal ein Feuerwerk ab,nachdem die noch grausamere dunkle Gralsreprise schon gezündet hatte. Dabei gibt sich auch der Chor auf hohem Niveau.

Die beiden Gralsritter und die 4 Knappen machen ihr Ding auch gesanglich gut. Das Altsolo singt Marie Henriette Reinhold agil und gut eingebunden. Der neue Klingsor Jordan Shanahan wirkt aber eher wie ein gutmütiger Bär, kann seinen Bariton entsprechend wuchtig einsetzen. Georg Zeppenfelds Bassbariton neigt im Gegensatz zu Andreas Schager nicht dazu, zu exaltieren, und er bringt die Rolle mit feinem Applomb auf den Punkt. Tobias Kehrer wirkt aus dem Off stimmlich eher hell und pointiert. Derek Welton ist zum Amfortas aufgestiegen, singt zwar alle Noten gut aus, kann stimmlich sein Leiden aber gar nicht prägnant intensiv herüberbringen, und verbleibt somit eher blass.

Friedeon Rosen 

 

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