Bayreuther Festspiele: Die Walküre II, 21.8.2024
Michael Spyres (Siegmund), Vida Mikneciciute (Sieglinde). Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele
Hunding ist hier ein Clan-Sicherheitsmanager, der nach dem Gewittersturm in einem Haus, das sich jetzt gerade auf dem Grundriss der Clanvilla erhebt, an den Sicherheitskästen der Elektrik hantiert, Licht blitzt aber nur dann und wann auf, so dass einiges vor dem Haus Gelagertes gar nicht erkennbar ist. Seine angebliche Gattin tritt auch blau in Kleid und Bademantel auf, Hunding folgt ihr aber nicht auf der steilen Treppe ins Schlafgemach hinauf, sondern wachschlaeft in einem Lehnsesel bei der Elektrik. Siegmund war vorher abgerissen und mit langen Haaren erschienen und als Sieglinde wieder herunterkommt, erkennen und verlieben sie sich ineinander.Wenn aber Siegmund seine ‚Winterstuerme‘ singt, verschwindet plötzlich das ganze Gruftihaus und wir befinden uns in hochherrschaflichen Schlafräumen, wo schon Prinz und Prinzessin, die Kinder aus Rheingold, zugegen sind und die Betten für das neue Paar räumen. Siegmund gewinnt sich hier auch ein Pistoelchen.
Im 2.Akt ist, wie bekannt, Freia verstorben, und die Walküren defilieren in Prunkkleidern teils mit Wehgeschrei um den hoch gebahrten Sarg, später hält auch eine Mädchengarde Wache. Bei der Auseinandersetzung mit Fricka steigt Wotan am Ende auf das Flachdach des angrenzenden Nebenbaus und requiriert einen Feuerlöscher, vielleicht um ein am Ende doch ungewolltes Logefeuer mal zu bekämpfen.Inzwischen ist das Waelsungenpaar hier auch eingetroffen, aber ganz links an einem höhlenartigen Verschlag, zur Rast. Bei der Todesverkündigung, die Brünnhilfe in gar nicht mehr kriegerischer Kleidung sondern in einem schwarzen ‚Catsuit‘ vom Salone aus zelebriert, spioniert ihr das Götterpaar immer hinterher, Fricka lässt ihr vom Sofa sogar ein ‚Erinnerungstraenkchen‘ zukommen. Danach wird Siegmund nach vergeblichen Freudenlamenti vom eingetroffenen Sicherheitsmanager Hundung oder von Wotan selbst im beigen Anzug erschossen, der SD-Chef aber danach vorsichtshalber entlassen.
Beim ‚Walkuerenritt‘ scharmützeln sich alle kopfbandagierten Walküren mit Wotans Sicherheitspersonal, das sie aus einem weißen verspiegelten Ruhe- und Reharaum zu drängen hat. Beim sich zuspitzendem Vater- Tochterkonflikt auf nun leerer Bühne mit Bodenverspiegelung kommt Grane/Pferd der Bruennhilde, ein junger Mann mit Dutt, der ein Neugeborenes in eine Decke gehüllt trägt. Er hatte Sieglinde vorher schon aus dem Reharaum weggetragen und führt nun die Walküre mit sich fort. Fricka kommt final mit einem Absacker- Getraenkewagen,Wotan wirft ihr aber den (Ehe?)Ring ins Glas und wandert schon mal ab.
Musikalisch wird alles gediegen umrahmt, aber die ersten beiden Akte schleppen sich doch etwas langsam dahin.Vom Orchester sehr brav gespielt, kann ihm hier auch von Simone Young keine besonderen Akzente eingeben werden. Mit dem Walkürenritt kommt einige Verve und Spannung auf, die sich bis zur von Wotan erdachten Höchststrafe für Brünnhilfe steigert. Aber ihre „Schlaflegung“ und Feuerzaubermusik kann dann nur noch schöner Abgesang sein.
Die Walküren sind Catharine Woodward, Britt-Tone Muellertz, Claire Barnett-Jones, Christa Mayer, Dorothea Herbert, Alexandra Ionis, Marie Henriette Reinhold und Noa Beinhart, sie können einen klangewaltigen Zauber entfachen. Christa Mayer ist auch wieder Fricka, singt also Doppelrolle als Schwertleite und ist hoffentlich in der Zeit bis zum stummen Schlussauftritt genesen. Sie scheint jetzt in der Form ihres Lebens und ist am Hügel wohl der meistbesetzte tragende Mezzosopran. Eine einwandfreie Bruennhilde stellt auch Catherine Foster,und ihre hohen C’s sind sowas von wundersam eingebunden.Eine Sieglinde auch mit Sopranpower auf oft prickelnde Art ist Vida Mikneviciute. Wotan und Hunding sind mit Tomasz Konieczny und Georg Zeppenfeld gewohnt zuverlässig besetzt, wenn auch Konieczny am Beginn der Kabale mit Fricka etwas manieriert klingt. Michael Spyres gibt zwar einen wohltimbrierten baritonalen Siegmund, kann aber im ersten Akt mit seinen Registerausgleichen nicht voll überzeugen.
Friedeon Rosen