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BAYREUTH/ Festspiele: TRISTAN UND ISOLDE

13.08.2017 | Oper

BAYREUTHER FESTSPIELE:  TRISTAN UND ISOLDE am 12.8.2017

Bildergebnis für Bayreuther festspiele Tristan und Isolde
Copyright: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Katharina Wagner hat an ihrer Tristan Inszenierung sichtlich noch weiter gearbeitet, um mit einigen Einfällen ihrer Regie noch mehr eigene Handschrift zuzufügen. Diese Einfälle können hier natürlich nicht alle wiedergegeben werden. Die Grundaussage, wieder mehr auf die Originale eines Gottfried von Straßburg zurückzugehen, bleibt erhalten, man hat öfter den Eindruck, K.Wagner wolle sich durch mehr Bewegung und action (noch) interessanter machen. Vielfach huschen Statisten durch die abgebrochenen Treppen und durch die ins Nichts führenden Wege des Bühnenaufbaus. Eine gewisse Personengestik gewinnt fast leitmotivischen Charakter, so das Arme hochwerfen besonders bei Isolde. Auf dem wie ein Aufzug fahrenden mittigen Steg legen sich die Protagonisten oft ihre Hände gegenseitig auf dem Geländer ab, solche fast rituellen Gestiken mündet in eine Arm- auf, Arm- ab-Bewegung bei Tristan und Isolde, bis sie endlich beide das Fläschchen, das sie in den Fäusten verbergen, in einem gewaltigen Strahl auf den Boden entleeren. Sonst sind beide oft schwer zu erkennen, und hier kommt auch noch eine Protagonistin herzu, Ricarda Merbeth, die an einem Pult auf der linken Seite für die erkältete Petra Lang singt, und die nun ’nur‘ in den Stahlgestellen agiert. Nach der Trankverschüttung bleiben Tristan & Isolde allein, voneinander hingerissen, eine Etage tiefer erwarten Kurwenal und Brangäne händeringend König Marke.

Im 2.Akt ist die Bühne fast leergeräumt, nur glänzendes Alugestänge befindet sich hie und da. Hier ist Kurwenal lange Zeit in action, wenn er die große Rückwand zu erklimmen bzw. zu durchbrechen versucht. Von oben unter Supervision stehend näher sich  das Paar doch idyllisch mit Sternchenleuchten an, bis es sich später in den Alugelenken verfängt und versucht, sich die Pulse aufzuritzen. Beide nachtnah ganz in Blau gehüllt, während Markes Gefolge in gelb auftaucht („Werther“-Parallele?). Vom Dolchstoß seitens Melots in den Rücken Tristans ist im 3. Akt nichts mehr zu sehen, er widmet sich seinen zahlreichen Isolde-Visionen, stirbt dann unvermittelt, jedenfalls nicht an der Wunde, wie es sich Isolde so sehr wünscht. Auf einem Katafalk hochgebahrt erlebt Isolde zusammen mit der ganz anhänglichen Brangäne den Liebestod, bis sie der dahinterstehende Marke fast gewaltsam von dem Leichnam wegführt.

Musikalisch hat Christian Thielemann im Vorspiel und im 1.Akt die Tendenz, zuviel zu „machen‘, anstatt der Musik auch mal ihren freien Lauf zu lassen. Der szenischen Chaotik wird so  eine relativ musikalische hinzugefügt. Das mag teils interessant herüberkommen. Besonders im 2. Aufzug klingt die 1.Klarinette irgendwie wie eine Ziehharmonika, ganz spitz und näselnd. Jedenfalls ist es nicht der gewohnte Klang. Das kann doch nicht sein! Ein Erzromantiker wie Thielemann kann sowas doch nicht durchgehen lassen. Oder hört er das im geschlossenen Graben nicht?? Ansonsten kommt die ‚Niedersinkende Nacht‘ in die rechten Bahnen und Kulminationen. Der Marke Auftritt ist gut austariert. Ganz klaglos der Schlußakt, wo Thielemannn grandiose Orchesterwallungen moderiert.

Der junge Seemann Tansel Akzeybek ist für mich weiter indiskutabel. Brangäne Christa Mayer hat ein großes Sopranorgan, das sie oft in in schöne Phrasen gießt. Manchmal schleichen sich auch Härten ein, die Wachtgesänge könnten verhalten duftiger kommen. Einen geradstimmigen Melot zeichnet Raimund Nolte. Den Kurwenal gibt Iain Paterson mit viel Animo. Der Clou ist diesmal aber René Pape als Marke, der seinen Baß bis zum Orgeln anschwellen läßt und einen spannenden Monolog aufbaut. Manchmal klingt Stephen Gould etwas hohl und fast hölzern, da er auch wenig Vibrato einsetzt. Die Pianostellen im zweiten Akt gestaltet er aber auch einfühlend und im dritten bietet er einwandfreie Monologe mit mächtig ragenden Tenorphrasen. Ricarda Merbeth  kann als Isolde mit fast luxuriösem Edeltimbre aufwarten. Sie blüht in schönst gestalteten Phrasen mit oft zartem Touch bei „sink hernieder“ auf, kann  aber auch wuchtige herausschleudern mit bestsitzenden Spitzennoten.            

Friedeon Rosén

 

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