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BAYREUTH/ Festspiele: TRISTAN UND ISOLDE

10.08.2016 | Oper

Bayreuth: TRISTAN UND ISOLDE am  9.8.2016


Christa Mayer, Stephen Gould, Petra Lang. Copyright: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Das Bühnenbild vom 1.Akt füt Tristan ist anscheinend so vertrackt vielschichtig, dass dafür zwei Bildner (Frank Philipp Schlößmann, Matthias Lippert) benötigt werden, die aber in Akt 2 & 3 eigentlich nichts mehr zu tun haben, denn im Finanalakt gibt es gar kein Bühnenbild, während es im 2. zwei hohe Gefängniswände und  flexibles Aluminiumgestänge gibt. Katharina Wagner hat an ihrer Regie vom letzten Jahr nichts Wesentliches geändert (s. Kritik Neuer Merker Online August 2015/Archiv), in den Anfangsakten hat sie aber die Personen z.T.wesentlich mehr bewegt. Das kommt der sonst in ziemliches Dunkel getauchten Handlung entgegen. Im Schiffsakt ist es aber ein eher schemenhaftes Herumgeistern der vier Protagonisten auf den vielen Treppen, bis Tristan und Isolde auf einem zentralen breiten Fahrstuhl auf- und abfahren und den Todestrank dann bewusst auf die Erde schütten. In dem Gefängnis, in das Isolde und Brangäne dann bugsiert werden, und in dem später auch Tristan Einlaß findet, führt Brangäne wilde Tänze auf (Christa Mayer singt auch wild dramatisch), und Kurwenal Iain Paterson robbt manisch auf dem Boden herum und springt immer wieder gegen die Wand. Alle sind von oben unter strenger Beobachtung. Nach dem „Zusammenschluss“ der Liebenden genießen die beiden kuschelnd ihre Zweisamkeit bis zum ‚Sink hernieder‘, bei dem sie nebeneinander zu den  Wänden stehen und in weiter Ferne gespiegelt erscheinen. – Bekanntlich hat Tristan im 3. Akt Visionen, in denen ihm ca. zehn Isolde Doubles erscheinen. Nach Tristans Hochbarung singt Isolde neben ihm sitzend und ihn umschlingend ihre Verklärung, wird dann aber von Marke (Georg Zeppenfeld) wieder brüsk weggezogen. Nur Brangäne verharrt bei dem Toten, und  und daneben liegen die anderen Leichen auf dem Boden. Dass Bild ist in blau-gelb getaucht.

Über Christian Thielemann Dirigat braucht sich nicht mehr weitschweifig ausgelassen zu werden. Er ist bei diesem Werk sicherlich eine Ausnahmeerscheinung. Seine Rubati (rubare=stehlen), Portamenti (portare=tragen) und Sostenuti (aus-, anhalten) sind mittlerweile legendär. Wahnwitzig auch die Beschleunigung der Tempi beim Wiedersehen Tristan und Isoldes. Das Orchester folgt ihm dabei in jeder Weise. Gut auch, wie er den tragischen Höhepunk im Vorspiel hinauszögert. Im Liebesduett läßt er die Sänger die Führung übernehmen, beim Markemonolog das hier baßlastige Orchester richtig satt aufgrollen. Eine fast minutenlange Verzögerung nach Isoldes Verklärung gibt nochmal einen richtigen Kick vor der Auflösung in H-Dur .

Während es sonst auch dieselben Sängerinnen des Vorjahrs sind, ist nur Petra Lang, nachdem sie im damals noch nicht so weit war, jetzt voll in die Titelrolle eingetreten und in ihr aufgegangen. Ein traumhaft süßliches dunkel fluoreszierendes Timbre nennt sie ihr eigen. Das auch bestens mit dem eher hellen und klaren ihres Partners Stephen Gould harmonisiert. Das ist besonders in der hohen Mittellage berührend, aber auch, wie sie diese Zauberstimme in die Höhe schraubt, am anmutigsten vielleicht im ‚O sink hernieder‘, wo vor der grausamen Entdeckung die Spannung am stärksten kulminiert.   

Friedeon Rosén

 

 

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