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BAYREUTH/ Festspiele: LOHENGRIN (14.8.)

16.08.2022 | Oper international

BAYREUTH/ Festspiele:  14.8.2022: „LOHENGRIN“

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Camilla Nylund, Klaus Florian Vogt. Foto: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Die Schwanenoper ist von dem Künstlerehepaar Rosa Loy und Neo Rauch überwiegend in Blau ausgestattet und wird mit der Kontrastfarbe Orange elegant gemischt, was einen besonderen Eindruck und Reiz hinterlässt. Im Hintergrund ist ein Münster zu sehen, das auf einen großen Platz mündet. So hat die Regie von Yuval Sharon ausreichend Platz, Chor und Statisten zu ordnen. Im Vorspiel und während der Zwischenspiele ziehen herrlich gemalte Wolken vorbei. Das Brautgemach (in Orange) wird als Podest auf die Bühne gezogen. Allein zu Beginn des 2. Aktes ist es etwas zu dunkel, so dass die handelnden Personen schwer zu erkennen sind. Die Personenführung ist überzeugend, selbst Nebenfiguren, wie die 4 Edlen (Michael Gniffke, Tansel Akzeybek, Raimund Nolte, Jens-Erik Aasbo) sind individuelle Charaktere. Die Brutalität, die das frühe Christentum teilweise an sich hatte, wird nicht ausgespart. Elsa brennt fast schon auf dem Scheiterhaufen, bevor Lohengrin sie rettet. Interessant zeigt sich der Schluss, wenn Elsa, offenbar zur klugen Frau gereift, ihren als giftgrünen Zwerg gekleideten, wiedergewonnenen Bruder zur Herrschaft über Brabant führt.

Christian Thielemann entlockt dem hervorragend disponierten Orchester silbrige Töne, die ihresgleichen suchen. Die Musik fließt organisch vom Pianissimo bis zum Fortissimo. Mit welcher Genauigkeit, Leichtigkeit und Durchsichtigkeit der Dirigent die Sänger begleitet, besitzt Seltenheitswert. Was besonders auffällt ist, dass das Orchester sein berühmtes Bayreuther Timbre wieder gewinnt, das teilweise bei anderen Werken zu vermissen war. Besonders hervorzuheben ist die überragende Leistung des Chores. Welche Kraft, Stimmschönheit und Präzision erreicht das Ensemble! Eberhard Friedrich, der Chorleiter hat eine besondere Einstudierung vollbracht.

Klaus Florian Vogt ist nach wie vor der Schwanenritter unserer Tage. Obwohl mit dunkler Perücke auftretend, was bei ihm ungewöhnlich ist, überzeugt er mimisch und von der Figur. Inzwischen ist seine Stimme im schweren Fach angelangt und doch besitzt sie immer noch die Lyrik, die für diese Rolle erforderlich ist. Die kunstvollen Kopftöne, teilweise im Pianissimo reißen den Hörer hin. Camilla Nylunds weicher, strahlender und einfach schöner Sopran ist ideal für die Elsa, zumal sie elegant phrasiert. Und ihr Spiel ist schlicht überzeugend. Der herrlich timbrierte Bass von Georg Zeppenfeld, von der Höhe bis in die Tiefen gleichermaßen durchgebildet, hat mit der Partie des Königs Heinrich keine Schwierigkeiten, zumal er ihn mitfühlend und würdig darstellt. Mit seiner dunklen und runden Baritonstimme und klarer Diktion gibt Derek Welton einen idealen Heerrufer. Nicht ganz auf diesem Niveau befindet sich das dunkle Paar. Martin Gantner ist kein gefährlicher Telramund, sein heller, eher lyrischer Bariton ist nicht ideal für die Rolle geeignet. Und Petra Lang (Ortrud) hat schon nicht unerhebliche Schwierigkeiten in der Höhe, was manche Pein bereitet. Überraschend bleibt sie darstellerisch etwas blass.

Es ist schade, dass diese sehr bejubelte Inszenierung abgesetzt werden soll. Man sollte sie noch einige Jahre behalten!   

Johann Schwarz

 

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