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BAYREUTH/ Festspiele: GÖTTERDÄMMERUNG II

11.08.2023 | Oper international

Bayreuther Festspiele: GÖTTERDÄMMERUNG II, 10.8.2023

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Andreas Schager, Catherine Foster. Foto: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

 

Die Götterdämmerung lässt einen wieder ratlos,ja verärgert zurück. V.Schwarz hat seine vielfach veränderte Story des Nibelungenrings und seine verschieden ausgelegten Handlungsstränge nicht wieder irgendwie zusammengeführt, sondern teils in Beliebigkeit matt ausklingen lässt. Na gut, es geht ja bei ihm nicht eigentlich um ein dramatisches Heldenepos, aber die Frage ist,ob man sich für eine solche einigermaßen verworrene Clan- Geschichte überhaupt interessieren kann und will.

Dazu verharrt die Musik unter Pietari Inkinen bis zur Blutsbrüderschaft in der 3.Szene auch in Lethargie, erst ab hier nimmt sie Fahrt auf und schildert die weiteren Vorgänge, den Bruennhilderaub Siegfrieds in Gunthers Gestalt sehr packend festspielwürdig. So geraet der lange 1.Akt doch, zumindest musikalisch, zu einem guten Ende. Das Nornen-Vorspiel fand im gediegenen schon bekannten Ehegemach statt, wo Brünnhilde und Siegfried mit ihrem Kind, ein neuer Nachfahre des Goldjungen, hausen. Siegfried will nun Bruennhilde verlassen, ohne das Kind aber mit Grane als von einem Schauspieler verkörperten Mann. Die Nornen in langen fasrigen Glitzergewaendern und ebensolchen Gesichtsmasken taenzeln und werfen sich einen Autoreifen zu. Gesanglich fällt wieder die 3.Norn, Kelly God, die wohl die Sopranpartie singt, ziemlich ab im Vergleich mit den warm voluminösen Alt- und Mezzostimmen Okka v.d.Damerau und Claire Barnett-Jones.

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Aile Asszony (Gutrune). Foto: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Im Umzug begriffen sind die Gibichungen in der cineastisch breiten, nach oben verknappten Gibichungenhalle,schlicht weiss neu gestrichen, da sie von der älteren Wotan-Generation,deren Anführer anscheinend Selbstmord begangen haben soll, übernommen worden ist (Bühne: Andrea Cozzi). Hagen hat sich,noch immer im Goldhemd, als Siegfrieds Rivale, den er aber verlassen hatte, mit Gunther und Gutrune zusammengetan, und da er nicht zu seinem ‚Ziehvater‘ Alberich zurück wollte. Bei Ankunft Siegrids wird Grane sofort gewaltsam als potentieller Rivale Günthers weggeführt und später ermordet. Symbolisch liegt dann in der Halle auch in Zelophan verpacktes Pferd,das man später auch ohne Kopf sieht. Siegfried ist gleich von Gutrune in einem schwarzen aufgedonnert wirkenden Kleid (Andy Besuch) hingerissen, und Aile Asszony hat stimmliche Mittel ihres schlanken Soprans, die Lockvogelrolle adäquat zu verkörpern. Siegfried verschmäht sogar den Vergessens-Trank wegen ihr und schüttet ihn über Günthers Kopf. Die Waltrautenszene bringt fuer Schwarz keine neuen Anhaltspunkte für seine Handlung, nur das Kind ist natürlich präsent. Beim Bruennhildenraub verändert Andreas Schager so nachhaltig baritonal seine Stimme, dass man meint, dass man denkt,es singt der Gunther Michael Kupfer-Radecky, ein aber eher leicht und hell timbrierter Bariton. Das Kind wird an den Stuhl gefesselt, Siegfried in Günthers Gestalt vergewaltigt Bruennhilde auf der anderen Saalseite.

Im 2.Akt geht es mit der Musik auf hohem Niveau weiter. Auch der szenisch gemäßigte Chorauftritt (der Chor verbleibt eine im Hintergrund sich bewegende schwarze Masse,dabei rote Gibichungenembleme schwenkend) ist dabei gut ins Klangkonzept integriert (E.Friedrich), davor singen Siegfried und Bruennhilde ihre Speereide. Nun ein kleiner Coup im einem plötzlich leeren Raum,in dem die Steuerverschwörung stattfindet: Siegfried falle! Im der ansprechenden Personenregie (eine teils gute handwerkliche Arbeit ist Schwarz ja nicht abzusprechen.) Im selbigem leeren Raum trainiert sich Hagen (Mika Kares mit eher nicht schwerem warmtimbriertem Bass),wird von Alberich besucht, der ihn vergeblich auf seine Seite ziehen will (letzter Auftritt des heftigen Dunkelbasses Olafur Sigurdarson). Dau auch die hintergründig dämonische Musik wieder zu Atem anhalten.

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Evelin Novak, Simone Schröder, Stephany Houtzeel. Foto: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Im 3.Akt hat sich in der Flusssenke des Altrheins der Goldjunge Siegfried wieder angeschlossen und angelt mit ihm lustlos. Die Rheintöchter in ihrem Reprisen-Terzett,bei dem es um Ringübergabe und Todesweisagung geht, kann Wagner die Situation ganz neu und harmonisch interessant beleuchten, was Evelin Novak, Stephanie Houtzeel und Simone Schröder wunderbar zum Ausdruck bringen. Siegfried hat noch keinen Fisch gefangen, wenn Hagen, Gunther und die Mannen auftauchen. Letztere verbleiben oben auf der Brücke ,bringen aber von da ihre Einwürfe gut zur Geltung.Erinnerungstrank hin oder her, Siegfried kann die Jugenderzählung nochmal auskosten und wird von Hagen erschlagen, als er seine Liebe zu Bruennhilde (Catherine Foster)  bekennt. Diese singt ihre Schlussgesänge sehr würdevoll im abgelegenen Ambiente,von oben nur noch von ein Paar Gibichungen beobachtet, legt sich neben ihren toten Siegfried, bevor sie Benzin über die Szenerie gegossen hat, ohne es anzuzünden. Hagen singt seinen letzten Satz von oben und verschwindet. Der Brand  von Walhall kann für V.Schwarz kein Thema sein. Nur weises Licht blinkt heftig an der Decke. Die heftigen in der Musik auskomponierten Naturphänomene des Rheins bleiben somit szenisch ausgespart.Keinerlei Opulenz kann generiert werden. Als Schlussbild fungieren wieder die embryonalen Zwillinge Wotan und Alberich.

Friedeon Rosen 

 

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