Bayreuther Festspiele: Die Walküre II, 6.8.2023
Die Walküren. Foto: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele
Mit der ‚Walkuere‘ nimmt der Pietari Inkinen- Valentin Schwarz– RING mächtige Fahrt auf.Man merkt,dass die beiden sich gefunden haben. Packend zu Beginn die Gewittermusik gespielt. In Hundings Haus fällt der Strom aus und Siegmund, später auch Hunding, kümmern sich um die Reperatur. Die Siegmund- Sieglinde- Gesänge werden sehr innig kammermusikalisch begleitet.Vor dem Haus könnte ein Holzstamm die Esche versinnbildlichen, aber kein Schwert wird herausgezogen. Siegmund hat auch später eine Pistole zur Hand. Rechts führt eine steile Treppe nach oben, auf der sich die bereits schwangere Sieglinde im blauen Kleid hinauf- und herunterschleppt. Sie erwartet also bereits ein Kind von Hunding oder eher noch vom Göttervater selbst. Das erkennt auch Siegmund an, indem er ihr auf der Flucht im Götterpalais den Bauch streichelt. Den Hunding singt Georg Zeppenfeld sehr sonor akribisch. Eine Meisterleistung als Siegmund bietet Klaus Florian Vogt mit seinem wohlklingenden hell strahlenden Tenor,den er in der Rolle des Gepeinigten, im Kampf die Gefahren bestehenden, wundervoll aussingt. Elisabeth Teige kann zu Beginn noch nicht überzeugen. Ihr Sopran klingt in der neuen Rolle flackend und mit zuviel Vibrato.
Klaus Florian Vogt. Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele
Erst im 3. Akt,wo sie von Brünnhilde zu den Walküren gebracht wird und ihre Rolle als Heilsbringerin mit Siegfried erkennt, ist die Stimme plötzlich im Lot, und sie singt ihren Sclussgesang so stark metallen wie ihre Senta letztes Jahr.
Im 2.Akt sind die Götter in heller Aufregung. Freya ist verstorben und liegt zentral in der zum Rheingold in veränderter Perspektive gezeigten modernistischen Behausung (Bühne: Andrea Cozzi) in weißem Sarg. Die Walküren defilieren goldglitzend um sie herum und schreien z.T.laut auf, wie es bei einem großen Clan üblich ist. Später ziehen auch die Götterkinder in schwarzen Kleidchen, Anzügen um sie herum,dann wird der Sarg von den Sicherheitsmännern herausgeschoben.
Die Musik Gerät hier in schnelleres aufgeregteres Fahrwasser bei gutem Zusammenhalt von Themen,Variationen und eingeflochtenen Motiven seitens P. Inkinen. Im Disput mit Wotan hat sich die Fricka von Christa Mayer eminent gesteigert und legt eine unschlagbare Göttermutter hin, die in ihrem schamanennartig langem schwarzen Kleid und silbernen Bordüren ( Kostüm Andy Besuch) sich vom leger daherkommenden Wotan (wieder über sich hinauswachsend: Tomasz Konieczny) nicht irritieren lässt. Catherine Foster ist wohl die beste Brünnhilde derzeit mit schmelzendem Timbre, wunderbaren Höhen und Dramatik. Sie ist zuerst fast barock gewandet wie ein Ochs v.Lerchenau oder gar Falstaff, später in schwarzer Ledermontur und rotem T-Shirt. Bei ihrer Todverkündigung hat V.Schwarz wieder eine Regiefinte eingebaut. Die hinzukommende Fricka kredenzt wahrscheinlich einen Todestrank für Siegmund, um auch sicherzugehen, dass er wirklich stirbt. Wotan knallt ihn dann aber später mit Pistole ab.
Der 3.Akt bietet zuerst einen super aufgelegten und verschärften Walkürenritt, der in allen möglichen Beleuchtungen schimmert. Inkinen spornt alle Orchestralen bis zum Ende nochmal an, ihr Bestes zu geben. Nur der düster verhaltene Wotanmonolog stellt noch einen Ruhepunkt dar. In einem Lazarettraum werden die Verletzten Walküren verarztet und ihnen Kopfverbände angelegt. Es ist ein einziges Tohuwabohu. Vom Sicherheitsdienst Wotans werden sie in Schach gehalten. Durch eine Spiegelwand wird alles noch verzerrt gedoppelt, bis die Männer die Kämpferinnen aus dem Raum hinausdrängen und der erschienene Wotan mit Kleiderwerfen und Fusstritten kräftig mithilft. Mit Wotan allein im nun leeren Bühnenraum, wird Brünnhilde, der noch vergeblich ein anständiges Gewand übergezogen werden soll, nach der Strafmilderung die Buehne allein verlassen. Zum phantastisch gespielten Feuerzauber treffen sich Wotan und Fricka noch zu einem Absacker.
Die Walküren sind toll singende und in roten Roben modisch gekleidete Frauen:
Kelly God, Britt-Tone Muellertz, Claire Barnett-Jones, Christa Mayer, Daniela Köhler, Stephanie Houtzeel, Marie Henriette Reinhold und Simone Schröder.
Friedeon Rosén