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BAYREUTH/ Festspiele: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG. Neuinszenierung – Premiere

27.07.2017 | Oper

Bayreuther Festspiele 2017: Die Meistersinger von Nürnberg- Premiere der Neuinszenierung

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Klaus Florian Vogt (Stolzing). Copyright: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Da an dieser Stelle demnächst, wie jedes Jahr, von kompetenter Stelle ausführlich über die diesjährigen Vorstellungen berichtet wird, hier nur einige Anmerkungen.

Die musikalische Ausarbeitung entspricht weitgehend den Vorstellungen, die an dieses Festspielhaus gestellt werden. Philipp Jordan zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er die Sängerdarsteller in großem Maße selbstständig agieren lässt und ihnen somit Freiräume verschafft. Dass es manchmal Koordinationsschwierigkeiten zwischen Orchester und Sängerdarsteller gibt, ist den bekannten akustischen Besonderheiten zu verdanken und wird bestimmt in den nächsten Vorstellungen verfeinert werden. Vielleicht wäre für die Partie der Eva eine jugendlich dramatische Stimmfarbe besser geeignet als die reife dramatische Stimme von Anne Schwanewils.

Eine ganz besondere Aufmerksamkeit gilt dem bescheidenen Johannes Kränzle, dem diesjährigen Beckmesser, nicht nur weil er nach  seiner schweren Krankheit wieder in voller Größe die Opernbühne betreten hat. Mit der Bewältigung seiner  Krankheit macht er sicherlich jenen Mut, die von dem gleichen Schicksal betroffen sind.

Da die mediale Berichterstattung ausnahmslos diese Inszenierung  überschwänglich bejubelte, passen dazu vielleicht zwei Aussagen von Hans Sachs: “vielleicht schon ginget ihr zu weit” und “nicht jeder eure Meinung teilt”.

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Michael Volle (Hans Sachs). Copyright: Bayreuther Festspiele/ Enrico Nawrath

Nach Aussage von dem Regisseur Barrie Kosky, er habe mit Richard Wagner wenige Ambitionen, besagt nichts, denn dafür holt er sich die geeigneten Experten zur Hilfe. Vielleicht waren die gut gemeinten Ratschläge ein wenig übertrieben, denn der gedankliche Hintergrund der Regie war völlig in Ordnung, aber die Ausführung hätte an manchen Stellen dezenter ausfallen können. Auf die schriftlichen Belehrungen hätte man durchaus verzichten können, denn das Bayreuther Publikum hätte diese Einfälle auch ohne Hinweise verstanden. Auch bei der Schlussansprache von Hans Sachs (großartig: Michael Volle) an das Publikum, dass die Kunst eine führende Position einnehmen muss, ist nicht klar ersichtlich, ob es sich um eine Art Rechtfertigung handelt. Hervorragend die übrige Besetzung: Wiebke Lehmkuhl (Magdalena), Klaus Florian Vogt (Stolzing), Daniel Behle (David), Günther Groissböck (Pogner), Daniel Schmutzhard (Kothner) sowie die übrigen Meister.

Wenn man die genannten Bemerkungen ausschließt, kann man von einer gelungenen Inszenierung sprechen.

Franz Roos

 

 

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