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BAYREUTH/Festspiele: DER FLIEGENDE HOLLÄNDER

12.08.2023 | Oper international

Bayreuther Festspiele Der fliegende Holländer 11.7.2023

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Michael Volle und Männerchor. Foto: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Der Holländer wird in der szenischen Version von Dmitri Tcherniakov/Regie, Bühne und Oksana Lyniv/Dirigat im 3.Jahr gespielt.Der Holländer kehrt in sein Heimatstädtchen zurück,wo er vor langer Zeit eine Affäre mit einer Frau mit Sohn gehabt hat, mit der er aber gestritten hat und die sich am Fenster des Hauses erhängt hat. Das wird während des Vorspiels gezeigt. Das Städtchen könnte zwar am Meer liegen, es werden aber keine Schiffe und deren Mannschaften gezeigt. 

Oksana Lyniv beweist in ihrem Dirigat wieder  grosse musikalische Durchdringung des romantischen Werks, kann dessen Dramatik herausarbeiten und lässt das Orchester vielfach in der Auskostung interessanter romantischer Wendungen schwelgen. Es spielt dabei seinen gut einstudierten Part und bewältigt auch die virtuosen Passagen, vor allem in den hohen Streichern. Ruhepunkte stellen die langen Monologe des Holländers dar, die sich erst zum Ende zuspitzen, im Gegensatz zu den ‚Cavatinen‘ Erics in italienischer Manier. Beim Steuermann Chor erscheint, wenn am Ende der Geisterchor des Holländers noch einfällt, die Partitur immer ausgedünnter. Auch dieser Effekt wird von Lyniv optimal redigiert. Am Ende, wo ein 2.toedlicher Schuss des Holländers fällt, ist aber nicht mehr ersichtlich, wer getroffen wird und ob es eine Rachestory sein soll, wenn das Stück von Lyniv mit dem lang angehaltenen versöhnlichen Dur-Akkord endet.

Der Hauptteil des Beginns spielt sich in einer Kneipe mit Außenbestuhlung ab, wo Steuermann und Daland reden und der Holländer aufkreuzt und mit Daland ins Geschäft kommt. Auch im 2.Akt zu Beginn eine Außenszene, wo die Frauen des Orts unter Anleitung von Mary den Spinnerinnen- Chor singen. Kleidung der Frauen gemahnt an die nördliche Taiga (Kostüm: Elena Zaytseva). Eric, der im Holländer seinen Rivalen erkannt hat, versucht ihn ihr ohne Erfolg auszureden. Als Senta ihr Haus mit der halbrunden Veranda betritt, ist der Holländer schon da und wird von Daland zum Essen eingeladen, das Mary serviert. In dem zwar beengt anmutenden Raum kann sich die Beziehung anbahnen,wenn auch Senta ruhig am Tisch sitzend verharrt, der Holländer schon mal auch aufsteht. Der Vater und Mary sitzen auch mit am Tisch, Holländer links, Senta rechts von ihnen. Daland beendet dann das Werben, da die Leute draußen schon warten. Beim Steuermann Chor sitzen sich die Stadtbewohner und die Holländer-Leute in Blaumännern in lockeren Pulken gegenueber. Als die Holländer Mannschaft dann plötzlich ‚aufwacht‘, eskaliert das Ganze handgreiflich,und das Nebenhaus wird von Innen in Brand gesetzt. Lt.Inhalztsangabe verlässt Holländer die Stadt endgültig und verurteilt sie zum Untergang.

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Elisabeth Teige (Senta), Tomislav Muzek (Erik). Foto: Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Den Daland singt Georg Zeppenfeld mit seinem beredten angenehm timbriertem Bass. Mit gut sitzenden Gesten weißt er den Steuermann und auch Holländer in ihre Rollen ein. Attilio Glaser singt das Lied an seine Geliebte mit tenoralem Applomb. Die Mary von Nadine Weissmann singt ihre wenigen Einwürfe mit etwas indisponiert wirkenden Mezzo. Tomislav Muzek ist Erik und legt in seine Arie einiges Feuer, kann als hoffnungsvoller Spintotenor herhalten. Senta Elisabeth Teige kann in den ersten 3 Strophen der Ballade nicht überzeugen, die Stimme flackert zu sehr und hält damit auch nicht die Intonation. Erst in der letzten, in der sie voll aussingt , stellt sich der voluminöse Sopran mit eindringlichen starkem Impetus her, den sie bis zum Schluss dem Holländer entgegen hält , auch in der grandiosen Schluss-Rechtfertigung. Holländer Michael Volle kann hier seine tolle obsolete H.Sachs Performance bestätigen und bringt nun auch mit vokalem heldischen Bassbariton Glanz in diese Produktion.

 

Friedeon Rosen

 

 

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