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BAYREUTH/ Festspiele: DAS RHEINGOLD – „Der Ring des Nibelungen, zweiter Durchlauf, Vorabend

08.08.2016 | Oper

Bayreuther Festspiele: Das Rheingold 7.8.2016

Der viel geschmähte Castorf-Ring wird in seinem vierten und (wahrscheinl. letzten) Jahr gespielt. Mit Rheingold gestern die Eröffnung. Es sollen bis zu 75% der Sänger ausgewechselt sein, und an erster Stelle der Dirigent  nach dem Abgang von Michail Petrenko ist es  Altmeister Marek Janowski, der zwar seit langer Zeit instititutionell keine Oper mehr leitet, aber nichtsdestotrotz als großer Wagner- und Ring-Experte gilt. Er hat sich wohl mit Castorf abgesprochen und unterstützt die Rheingold-Konzeption eines „Action-Krimis“ mit zum Teil teuflisch schnellen Tempi. Da kam manchmal einer der vielen neuen Sänger an seine Grenzen, aber insgesamt war es wieder ein packender Abend. Richtig erscheint es, das Konversationsstück Rheingold noch nicht so sehr mit musikalischer Bedeutung zu überfrachten, wenn es auch manchmal, siehe der bombastische pompöse Schluß, dazu verleitet. Man darf gespannt sein, wie Janowski im weiteren Ring-Verlauf agiert.

Frank Castorf hat seine Regie noch verfeinert. Natürlich werden neue Videos mit den neuen Sängern, in der zweiten Szene auch live aufgenommen, zugespielt. Das ist für Bayreuth, wo es weiterhin keine Übertextanlage gibt, natürlich prima, man nimmt alles nicht so unendlich entfernt wahr, sondern sieht den Akteuren über die Schulter. (Wer aber lieber Stehoper oder schlafende Götter mit großen Posen auf Diwanen erwartet, ist hier fehl am Platz) Die Story hat, wie bekannt, alle Ingredenzien einer 30er Jahre Mafia-Krimi-Handlung, und dies  im ölreichen Texas. Neu vielleicht, dass sich die ‚Apotheose‘ auf dem Flachdach des Motels abspielt, nachdem die Appartement von den Riesengangstern alle zerstört worden sind. Hier halten sich die Götter zum großen Sprung nach vorn bereit, während Loge ihnen mit maßgeschneiderten kaminroten Anzug ihr Ende prophezeit.

Die Rheintöchter sind heuer Alexandra Steiner, Stephanie Houtzeel und Wiebke Lehmkuhl, die am Vortag bei Parsifal auch die Altstimme von oben gesungen hatte. Günther Groissböck gibt durchschlagskräftigen, schönstimmigen Fasolt, der sich auf das  rasante Tempo aber noch einstellen muss. Sein Kumpel ist Karl-Heinz Lehner, Baßbariton mit einem breiten Lächeln. Der Mime Andreas Conrad fällt besonders durch Goldglitzeranzug und Indianer-Kopfschmuck auf.  Alberich wird wieder zuverlässig von Albert Dohmen gegeben. Auch die Erda Nadine Weissmann ist eine alte Bekannte, die vor den Augen von Wotans Frau Fricka  (Sarah Connolly) gleich ein Techtelmechtel beginnt. Mit Roberto Saccà  singt ein Loge mit ganz weich timbriertem hellem Traumtenor. Tansel Azeybek hat sich zum Froh hochgearbeitet und ist der ich um Freia (Caroline Wenborne) ‚kümmernde‘ Schönling. Als Donner stellt Markus Eiche seinen Mann. Auch der neue Wotan Iain Paterson kann auf der Bayreuther Habenseite verbucht werden und tritt mit seinem flexibel duftigen Baßbariton in die Fußstapfen seines Vorgängers Wolfgang Koch.                           
Friedeon Rosén

 

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