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BAYREUTH/ Festspiele: DAS RHEINGOLD

06.08.2023 | Oper international

Bayreuther Festspiele: Das Rheingold II 5.8.2023

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Olafur Sigurdarson mit den Rheintöchtern und Kinderstatisten. Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele

In der Inszenierung Vorabend Das Rheingold von Valentin Schwarz ist zwar z.T. einiges präzisiert und verbessert worden, vieles irritierte aber weiter, wenn zum Beispiel der ‚Goldjunge‘, den der selbst zu der weitergefassten Götterfamilie gehörige Alberich, aus der Schar der Rheingoldkinder anstelle des im Planschbassin nicht vorhandenen Goldes geraubt hat, in der 3.Szene Nibelheim in dem durch Glas abgetrennten Arbeitsraum, wo vorne Wotan und Loge mit Alberich verhandeln, mit dem von den kleinen Göttermädchen an Tischen gearbeitete Remmidemmi und Tabula rasa macht. Später wird dieser Goldjunge von den Göttern den aus ihren Limousinen im Götterfuhrpark steigenden Riesen korrekt übergeben, als Zugabe gepaart von einem Göttermädel. Die Erschlagung Fasolds durch Buder Fafner kann man im Dunkel der Garage nur erahnen.  Die Götter sind von Anfang an in ihrer Burg, einem Designerloft, mit großer Dienerschaft, die viel zu tun hat. Alle Götter incl. Erda sitzen und stehen in der Lounge mit großer Sofagruppe. Am Ende, nachdem einige Intarsien der Einrichtung bewundert und begossen worden sind, wird eine kleine Eispyramide hinter Glas herumgereicht. Danach steigt Wotan allein die Treppen zum leeren Obergeschoß hinauf und tänzelt und hampelt dort herum, hat die ihm von Erda zugefügte Schmach schon fast vergessen, ärgert sich über Gesang trauriger Rheintöchter.

Aufhorchen macht der Einstand des Dirigenten Pietari Inkinen, der zwar keine spektakuläre, aber eine sehr befriedigende musikalische Ausformung dieses Vorabends hinlegen kann. Sehr gut durchhörbar der leise Beginn in den Holzbläser-Bässen, Urlaute des dahinfließendes Stromes. In den weiteren Szenen bahnt sich eine gewisse Süffigkeit des Spiels, dabei werden schöne Klangbögen generiert. Die Rheintöchterszene ist meines Erachtens zu kindlich-langsam gespielt. Später wieder alles fließender und kompakter,auch die dramatischen Zwischenspiele. Ab der Götterszene kann die Musik aber über Regieschroffheiten und -Unverständlichkeiten hinwegtragen. Auch das Orchester hat hier einen besseren Auftritt als vor einem Jahr, da auch der verdeckte Graben den Sound unbedingt besser klingen läßt.

Klangschön das Rheintöchter-Trio mit einer wohl neuen Woglinde Evelin Novak sowie Simone Schröder und Stephanie Houtzeel, die gut führt. Die Mädchen sind aber eher mütterlich gezeichnet, und es ergab sich keine anregende Interaktion mit Alberich. Eher auffällig die Beine hochzeigenden Göttermädchen, die Alberich auch zum Spaß naß spritzen. Olafur Sigurdarson ist als Alberich der am meisten umjubelte Sänger, am Ende gedemütigt, weil seines Gewandes entledigt. Die meisten Sänger hier vom Vorjahr schon bekannte Gesichter. Christa Mayer bringt als Fricka diesmal einen etwas rauh timbrierten Mezzo ein, was aber vielleicht die Einwände einer Frau gegen die Männerdominanz mal unterstreicht. Ein Strahlemann und Dampf in allen ist Daniel Kirch als Loge, dabei mit gut anzuhörendem Tenor begabt. Aber noch übertroffen wurde er  Tomasz Konieczny als Wotan, der ursprünglich nicht vorgesehen war, aber durch eine Absage zu diesem Engagement kam. Er hat seine Chance voll genützt. Gediegenes Bayreuth-Niveau zeigen die Götter, Riesen (Jens Erik Aasbo, Tobias Kehrer) und Arnold Bezuyen als Mime.  Gewohnt souverän Okka von der Damerau als Erda.                                     

Friedeon Rosén        

 

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