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BAYREUTH/Festspiele: Ausstellung BAYREUTHS WEG IN DIE MODERNE (1906-1930) – Neubeginn 1924, Vernissage am 24. Juli 2024

03.08.2024 | Ausstellungen

BAYREUTH/Festspiele: Ausstellung BAYREUTHS WEG IN DIE MODERNE (1906-1930) – Neubeginn 1924, Vernissage am 24. Juli 2024

 Eine sehenswerte Ausstellung!

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 Achim Bahr, der sich im Rahmen der Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft e.V. seit dem Ableben von Peter Pachl verstärkt um das Gedenken an Richard Wagners Sohn Siegfried Wagner und sein Schaffen kümmert, initiierte in diesem Jahr zum 100. Jahrestag der Wiederaufnahme der Bayreuther Festspiele nach einer zehnjährigen Pause infolge des Ersten Weltkriegs durch Siegfried Wagner eine Ausstellung. Es war damals in der Tat ein Neubeginn, der mit einem Trend zur Moderne (wenn auch Adolphe Appia nicht zugelassen wurde, Anm. d. Verf.) bis zum Tode von Cosima und Siegfried Wagner 1930 lief. Unter dem Titel „‘Allen Firlefanz lassen wir weg!‘ – Bayreuths Weg in die Moderne (1906-1930)“ dokumentierte die eindrucksvolle und detaillierte Ausstellung in den Räumen der Bayreuther Stadtbibliothek, der RW21, diesen „Restart“, wie Bahr es im äußerst informativen und interessant bebilderten Katalog zur Ausstellung formuliert. Er behandelt den thematischen Schwerpunkt aus heutiger und historischer Perspektive. Des 100. Geburtstags von Siegfried Wagner 1969 wird in einem Beitrag von Dietrich Mack gedacht „Die szenische Kunst des Siegfried Wagner“, der im Programmheft der Bayreuther Festspiele veröffentlicht wurde. Besonders wird auch eingegangen auf die Uraufführung des Vorspiels zu op. 15, „Die heilige Linde“ im Rahmen der Gesellschaft der Musikfreunde in Bayreuth am 27. November 1924 mit dem Dresdner Philharmonischen Orchester unter Leitung des Komponisten Siegfried Wagner.

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Achim Bahr

Und damit komme ich zur Vernissage der Ausstellung am 24. Juli unter Leitung von Achim Bahr in der RW21. Hier ging er nämlich gleich auf „Die heilige Linde“ ein, woraufhin die englische Sopranistin Rebecca Broberg, die 2019 in Siegfried Wagners Oper „An allem ist Hütchen schuld“ das Katerlieschen sang. Mit einem klangvollen Sopran gaben Broberg und der Pianist interessante musikalische Einblicke in diese recht unbekannte letzte vollendete Oper Siegfried Wagners, aus dem Jahre 1924.

Bahr erzählt sodann auf interessante Weise, wie es zur Wiederaufnahme der Bayreuther Festspiele unter Siegfried Wagner am 22. Juli 1924 kam. Um notwendige Mittel zu sammeln, reiste er zuvor in die USA, was aber nicht von allzu großem Erfolg gekrönt war, denn am Ende blieben nur etwa 33.000 Reichsmark. Statt geplanter 24 Konzerte konnten nur zehn gegeben werden. Siegfried war aber dennoch mit der Konzertreise in die Neue Welt zufrieden. Die Wiedereröffnung der Festspiele 1924 geschah unter stark veränderten Bedingungen. Vielfach traten die Künstler ohne Honorare auf. Alte Dekorationen, z.B. der „Meistersinger“ von 1911, mussten wieder aus dem Depot geholt werden, da nicht genug Geld da war. Mit dem Gewinn von 150-200.000 Reichsmark konnte dann aber ein wichtiger Anbau finanziert werden. Alle Aufführungen waren ausverkauft! Von 1906-30 gab es aber nur zehn Festspiele, ab 1924 gar nur fünf. Im Jahre 1927 wurde „Tristan und Isolde“ zu einem großen Erfolg. Dann fand am 4. August 1930 der legendären „Tannhäuser“ unter Arturo Toscanini statt, den Siegfried Wagner wegen seines Todes im März nicht mehr erleben konnte. Es gab aber mit „Tristan und Isolde“ die erste Live-Übertragung aus dem Bayreuther Festspielhaus!

1924 kam es aber auch zu einem zweifachen Eklat: Erstens wurde im Publikum das Deutschland-Lied nach den „Meistersingern von Nürnberg“ gesungen. Und zweitens wurde auf dem Festspielhaus unbemerkt die schwarz-weiß-rote Reichsflagge gehisst. Bis heute weiß man nicht von wem. So kam es zu der berühmt gewordenen schriftlichen Aufforderung der Festspielleitung an das Publikum: „Hier gilts der Kunst!“ Und man solle bitte nicht mehr singen…         

Was Siegfried Wagners Haltung zum Nationalsozialismus betrifft, legt Achim Bahr Wert auf nachstehende Ergänzung: Siegfried Wagner wirkte den ersten Versuchen nationalistischer Vereinnahmung der Festspiele erfolgreich entgegen, indem er

  1. einfach das Licht im Saal ausschalten ließ, als das Deutschlandlied angestimmt werden sollte, und dieses dadurch verhinderte.
  2. außerdem den berühmten Aushang „Hier gilt’s der Kunst“ im Festspielhaus anbringen ließ, den seine beiden Söhne Wieland und Wolfgang 27 Jahre später wieder anbringen ließen, und vor allem
  3. anstelle der kaiserlichen oder republikanischen die neue weiße (neutrale) Flagge mit dem verschlungenen roten „W“ auf dem Festspielhaus hissen ließ, die bis heute (!) verwendet wird.

 

Klaus Billand          

 

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