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BAYREUTH: DAS RHEINGOLD

09.08.2017 | Oper

Bayreuth-Festspiele: Das Rheingold  8.8.2017

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Die Rheintöchter: Wiebke Lehmkuhl, Stepanie Houtzeel, Alexandra Steiner. Copyright: Bayreuther Festspiele/ Enrico Nawrath

Beim Castorf-Janowski-Ring setzt das Regieteam weiter auf viel szenische Aktion sowie Multimedialität.  Dadurch ist fast immer sichtbar, was in den Hinterzimmern des texanischen Golden Motel abgeht, was die ‚Götter‘ treiben, wenn die Rheintöchter unten am Pool ihren Begleitservice praktizieren und umgekehrt. Sie sind sozusagen Luxusnutten, die hier ihrem professionellen Gewerbe nachgehen. Der Klient Alberich hat es sich vorerst in einem Liegestuhl sehr gemütlich gemacht, bevor ihn die erotische Gier nach den leichtbekleideten blonden Schönen packt. Sie setzen ihn mit einer etwas neckisch grober Massage zu, bevor sie sich dem wohl in Pflegestufe 1 Verwelktem leichtfüßig entwinden, bis er auf die im Wasser schwimmenden Goldscheite aufmerksam wird. Plötzlich wird der Alte aktiv. Von Wagners musikalischem Brausen befeuert nimmt die Szene, die bis dahin ein kulinarisches Gewoge zeitigte, Fahrt auf mit der von der Nixen Klagegesang begleiteteten Verschleppung des Rheingolds. Woglinde singt Alexandra Steiner mit glockig hohem geschmeidigen Sopran, Wellgunde Stephanie Houtzeel sprüht dazu elegant im Dreiklang tiefer, und Floßhilde Wiebke Lehmkukuhl ‚verkörpert‘ ebenfalls stimmlich großartig die Rheintiefe. Albert Dohmen hält sich hier noch zurück.

In der 2.Szene hinterlassen die Riesen den stärksten Eindruck, zwei Blaumänner, die mit den Göttern nicht viel Federlesens machen. Fafner demoliert gleich mal den Verkaufsraum der Tankstelle, während oben Wotan sich mit seinen Göttinnen in den Kissen räkelt. Als Oberexperte wird der kleine gockelhafte Loge im Feueranzug von Wotan installiert, der sich aber erstmal ariosengeschwängert aufplustert. Zur Nibelungenszene sind Alberich und Mime an der Tankstelle mit einem silbrigen Wohnwagenpanzer eingetroffen. Wotan und Loge stülpen ihnen gleich Papptütem mit Sehschlitzen über und verüben andere fiese Grausamkeiten, beschmieren sie mit Öl etc. Mime (Andreas Conrad) schluchzt herzzerreissend auf. Es geht bei Castorf um Auseindersetzung ums Öl, mit dem heftig herumgepantscht wird. Bei der Ringübergabe wirft sich Alberich flach vor Wotan auf den Boden, reckt den Arm hoch und läßt sich das Machtemblem abziehen. Nach der schlangenhaft dosiert gesungenen Verfluchung zieht er ab, nicht ohne noch einen Stuhl umzuwerfen und die Wagentür seines ‚Wohnmobils‘ krachend zuzuschlagen.

Auch die 3. Szene spult sich nahezu unverändert ab. Freya ist mit den Riesen im schwarzroten Latexanzug zürückgekehrt. Der verliebte Fasolt (Günther Groissböck) singt hingebungsvoll verklärt, sein letztlich überlebender Kollege (zuverlässig: Karl-Heinz Lehner) verpackt die Goldbarren in Aktentaschen. Die Schlußszene spielt  auf den Flachdächern des Motels, wo die Götter verbleiben, der Regenbogen spielt sich diesmal nur außerhalb des Festspielhauses ab. In Videos werden dazu die heftig tauchenden und schwimmenden Rheintöchter gezeigt nebst ein paar StatistInnen, die etwas unbehofen ein Tanzbein schwingen. Bei den Kostümen ist neben dem Rot von Loge das Rosa des Göttervateranzugs hervorzuheben, auch die Badekostüme der Nixen erstrahlen in allen Farben. Erda trägt unter dem weißen Pelzmantel ein Glitzerkostüm, auch Fricka wartet in einem hautengen Minikostüm auf, das dem guten neuen Frankfurter Mezzo Tanja Ariane Baumgartner von Adriana Braga Peretzki auf den schlanken  Leib geschneidert wurde.

Iain Paterson stellt auch gesanglich die volle Bandbreite seines guttimbierten Baßbaritons zur Schau. Er kann auch herrisch draufladen, z.B. bei der Ringverweigerung.  Solide geben sich Markus Eiche und Daniel Behle als Donner und Froh in ganz unterschiedlichen Gewandungen. Stimmlich gelungen erscheint auch Caroline Wenborne als Freia, und smart ausdrucksvoll Nadine Weissmann/Erda.

Die ganze Aufführung wird belebt durch das intensiv forsche Dirigat von Marek Janowsk

Stärkster Beifall.     

Friedeon Rosen

 

 

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