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BAYEUTH/ Festspielhaus/Festspiele: SIEGFRIED im zweiten Ring-Drchlauf

24.08.2024 | Oper international

Bayreuther Festspiele: SIEGFRIED im zweiten Ring-Durchlauf   ,23.8.2024

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Ya-Chung Huang (Mime), Tomasz Konieczny (Wanderer). Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele

Der ‚2.Tag „Siegfried“ wird, nachdem der RING in den ersten beiden Akten ‚Walkuere‘ musikalisch etwas schwächelte, wieder auf ganz hohem Niveau gespielt. Und dafür steht natürlich die Dirigentin Simone Young mit dem Festspielorchester ein, die auch neben Siegfried und Brünnhilfe den meisten Applaus einheimsen konnte. Schon im 1.Akt, Mimes Behausung, die aesserlich dieselbe wie die von Hunding in ‚Walkuere‘ war, schnurrt es musikalisch nur so ab. „Zwang ohne Klage“, Mimes Ritornell, wird immer vorangepusht von Bayreuths erster Ringdirigentin. Zwar geht es nach Wanderers Ankunft musikalisch getragener und breiter weiter, wobei man sich gut vorstellen kann, dass sich Wotan als Wanderer bereits resignierend im Herbst seines Lebens befindet, dabei aber immer noch zu gewitztem Schlagabtausch bereit und fähig ist. Danach ist auch die Angstphase Mimes gut eingefangen, seine auch durch dicke Brille kaschierte Verwirrtheit wird  mit dem Verdikt des Gottes über ihn gänzlich manifest. Siegfried gelingt hingegen mit seiner Haudraufmentalität, das neue Schwert zu schmieden,was szenisch auch andeutungsweise gezeigt wird. Dazu ist diatonische Durtonalität in den Schmiedeliedern herausgestellt, oft wie sattes Stampfen im Viervierteltakt. Nur bei den Höhepunkten,wenn das glutheiße Schwert im Wasser ‚abgeschreckt‘ wird, wird das lange Zischen der Becken hier verweigert. Trotzdem endet der Akt emphathisch. 

Der 2. Akt spielt wieder in der Clanvilla. Verschiedene ‚Eindringlinge‘ oder Personal, besonders Alberich, werden „gefilzt2. Die Musik hierzu wird wieder konventioneller dargeboten und nimmt langsam beim Brüdergeplänkel mit Mime wieder Fahrt auf. Nachdem fast ‚dolce‘ genommenen toedlichen  Ende Fafners wohl nach Herzversagen und auch Mimes Ableben letztlich durch Ersticken entwickelt sich  dieser kleine ‚Dreier‘ Siegfried, Waldvogel ,junger Hagen nebeneinander auf dem Sofa.Dann stürmen sie aber nicht zusammen los, sondern ohne Waldvogel, Siegfried und Hagen die mittige Treppe hinauf durch ein sich darüber befindliches Bild wohl mit zwei Jungen am Klavier, das sie durchstoßen.Im Keller der Erda-Behausung, wo das Orchester dann auch lauter und fülliger aufspielen kann, trifft sich das ‚alte‘ Paar letztmalig. Der Wanderer trifft hier auf Siegfried und übergibt ihm bei offensichtlicher Abdankung ein goldenes Amulett und einen schwarzen Hut, der, nie getragen, in der nächsten Szene als Spielball zwischen Siegfried, Hagen und Grane avanciert. Die Auferweckung der stehend ’schlafenden“ Bruennhilde erfolgt wie gehabt, Grane gibt seine Gegenwehr auf. Die fulminante Erweckungsszene, die S.Young plastisch und dezidiert vorgibt, wird dann in höchsten Streicher schönst wundersam ausgespielt.

Den Waldvogel singt Alexandra Steiner allerliebst und spielt-tanzt dabei lebhaft.Bruennhilde wird gestaltet von Catherine Foster, und scheint auf die hohen C’s nur so zuzusteuern und sie nachhaltig auszuhalten, eine Freude. Okka von der Damerau gibt dem Wanderer wieder einiges Kontra mit ihrem quasi Kontra-Alt. Tobias Kehrer haucht sein Fafner-Leben fast süßlich weise aus. Olafur Sigurdarson ist auch hier wieder ein Alberich von großer Klasse. Tomasz Konieczny erreicht seinen Höhepunkt In der Wettszene, in der er zu ganz starker Form seines so farbigen (Bass)baritons aufläuft. Der Mime des Ya-Chung Huang ist doch manchmal etwas zu duennstimmig, auch wenn er in Siegfried des Klaus Florian Vogt nicht den geborenen heldendramatischen Widerpart hat. Bis zur Schmiedeszene kann er sich gegen ihn behaupten, dann baut er aber ab, auch was den Schmelz seines Tenors angeht. Der Siegfried des Klaus Florian Vogt ist auf Anhieb gut gelungen, und er meistert die Partie in allen Belangen wie einen Befreiungsschlag, der nun fällig wurde.

Friedeon Rosen 

 

 

 

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