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BAYREUTH / Festspielhaus: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

03.08.2025 | Oper international

BAYREUTH / Festspielhaus:
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

Zweite Aufführung am 2. August 2025


Foto-Copyright: Bayreuther Festspiele/Enric0 Nawrath

Nach dem Lohengrin vom Vortag wirkten diese ‚Meistersinger‘ in der Neuinszenierung von Matthias Davids, Dirigent: Daniele Gatti, wie das Satyrspiel auf das Trauerdrama. Wobei von der Länge her das ‚Satyrspiel‘ die tragische Oper noch um Einiges übertrifft. Und diese Wirkung wurde auch durch die Vorankündigung dieser Meistersinger, inszeniert von einem amerikanischen quasi Musicalregisseur, unterstützt. Man wollte bei dieser einzigen komischen Oper aus dem Kanon  der in Bayreuth gespielten Werke Wagners diesmal, nach der auch sehr politischen Barrie-Kosky-Inszenierung wohl ganz auf das leichte Genre setzen, was über weite Strecken gut gelang.

Die in Bayreuth traditionell unbebildert gespielte Meistersinger- Ouvertüre  wurde von Daniele Gatti, der ja auch mal als „Ring“-Dirigent vorgesehen war, und dem frisch und sehr launig aufspielenden Festspielorchester eher in gedehnten Tempi relativ langsam genommen, was hier aber der spannenden musikalischen Thematik voll entgegenkam. Man freute sich über derartige „Offenlegung“, nicht zuletzt über die sehr pikante Harmonik. Somit kam man gleich in beste Stimmung für die folgenden durchführenden Momente, in denen Gatti das Geschehen auch weiter gut dosierte.

Nun ein Abschweif ins szenische: Andrew D.Edwards zeigte zunächst eine zentrale Riesentreppe, auf der oben das Katharinen-Kirchlein stand. Den Choral-Chor hörte man aus dem Off.Unten an die Treppe gelehnt eine Musikergruppe, die Zwischenspiele intoniert,wenn Eva die Treppe hinab steigt, und die Stolzing für sie aufspielen lässt, er in blauem Kapuzentuch mit  ‚asiatischem‘ Dutt,sie in fescher Kirchgangszunft (Kost.: Susanne Hubrich). Die Treppe dreht sich dann, und das Kirchlein ‚explodiert‘, und es ergibt sich daraus ein mit seinen Fachwerken ans Festpielhaus erinnernden Aufbau, wo Gesellen und Meistersinger ihr Wesen treiben. Im 2.Akt nimmt der ähnliche Aufbau links das Sachshaus und rechts die Pognerwohnung in Anspruch. Beckmesser tritt zum Ständchen mit einer gläsernen E-Gitarre auf,und das Liebespaar versteckt sich hinter einer mit Büchern gefüllten gelben Telefonzelle. Die Prügelei dann nicht so wild durcheinander sondern eher noch ‚gesittet‘.Der Nachtwächter (Tobias Kehrer) tritt wie Urgestein mit langer Posaune auf und singt mit prächtigem Bass.Im 3.Akt ist die Schusterstube nur ein relativ kleiner ovaler Bühnenausschnitt, in dem Sachs erst allein räsoniert, dann mit Walther den Wettgesang konzipiert, und nach Beckmessers köstlichem Auftritt das Quintett (incl. David & Magdalene) sich zur Taufe der Morgentraumweise einfindet, wobei es vom Orchester exzellent begleitet wird.

Die Festspielszene wird von einer mit den Beinen und Euter nach oben und an Disney und Hollywood gemahnenden buntscheckigen Kuh überhangen, die,nachdem aus ihrem Kopf die Luft entwichen war, von Sachs wieder aufgeblasen wird mittels zweier Stromstecker, die er zusammensteckt.Allenthalben Ausgelasseheit: Mädels von Fürth, Narren und Kasper, die sich vor der Bühne lagern. Die Meistersinger, anfangs erst sehr bunt und phantasiereich, treten jetzt in weissen Togen auf. Mächtiger,langgedehnter ‚Wacht-auf‘-Chor! (E: Thomas Eitler-de Lint). Beckmesser muss sein Werbelied auf einem wackeligen Strohballen singen, was ihm aber ganz gut gelingt. Chorreaktionen dazu wie intuitiv gut ausgesungen. Das Preislied Walthers dann eher blass,auch jetzt im Tempo zu träge, er kann sich dann aber die hinter Stroh versteckte Eva (nur ihr Kopf ist sichtbar) doch gewinnen, nachdem sie zuerst von Vater Pogner weggezogen wurde, weil Stolzing die Meisterkette verweigert hatte. Die Schlussansprache Sachs‘ erreicht aber auch nicht ihr Ziel, und während Sachs und Beckmesser angelegentlich nochmal über die Konzeption des Preislieds diskutieren, tritt das Paar „ohn‘ Meister glücklich“ unter Beifall der Menge ab.

Die 16 Lehrbuben und -Mädchen mehrerer Nationen seien pauschal für ihre Auftritte, gesanglich und tänzerisch, bedankt. Die Magdalene gibt Christa Mayer,hier mit schwarzen Zöpfen verjüngt und in guter stimmlicher Form. Die Tutti-Meistersinger sind alle bestens ins Geschehen, auch gesanglich, involviert. Den Kothner/Zeremonienmeister gibt Jordan! Shanahan. Den Pogner singt mit  weihevollem leicht näselndem Bass Jongmin Park. Sixtus Beckmesser ist wieder Michael Nagy, er hält sich gut an den Notentext, auch wenn er exzellent memoriert hat. Er ist hier gar nicht der große Durchfaller.

Wieder mal eine Schwedin ist hier die grosse Gesangsgestalt. Christina Nilsson hat einen einzigartig timbrierten Sopran und kann sich als souveräne Liebhaberin einbringen. Sie lässt ihre Stimme immer wieder geradezu funkeln  Fast kommt ihr Matthias Stier als David gleich. So unprätentiös und leicht geführt hat man die gelehrten Weisen-Beschreibungen noch selten gehört.

Leider baut Stolzing Michael Spyres nach gutem tenoralen Beginn etwas ab/s.o. Georg Zeppenfeld hat mit dem Hans Sachs den Zenit seiner Karriere erreicht. Nach Gurnemanz gelingt ihm auch der Dichter-Schuster in allen Belangen.

Friedeon Rosen 

 

 

 

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