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BASEL/Theater Basel: ELEKTRA

02.02.2018 | Oper

Basel/Theater Basel: Elektra – Oper von Richard Strauss
Besuchte Vorstellung: 1.2.2018

Wenn auf der Bühne geschrien, geblutet und geklagt wird, kann es sich fast nur um die Oper „Elektra“ aus der Feder von Richard Strauss handeln. Wenn dabei auch noch überragend musiziert wird, steht einem intensiven und eindrücklichen Opern-Abend nichts mehr im Wege. Ersteres, sowie Letzteres ist den Beteiligten des Abends absolut gelungen.

Man schluckt zuerst einmal, wenn sich der Vorhang hebt, und der Blick auf die Szenerie frei wird. Das Bühnenbild ist simpel gehalten und besteht aus drei grossen Wänden, welche jedoch blutüberströmt sind. Gleichermassen sehen der Boden, sowie die fünf Mägde samt Aufseherin aus. Diese sind damit beschäftigt, das vergossene Blut des ermordeten Agamemnons wegzuwischen. Dieser war der Vater von Elektra, welche nun auf Rache sinnt. Es muss erwähnt werden, dass die Basler Inszenierung in einem Schlachthof spielt. Im Verlauf der Oper fallen deshalb – in Anbetracht des Handlungsortes nicht mehr ganz so überraschend – blutige und verweste Tierkadaver von der Decke, Blut fliesst literweise die Wände hinunter und Silberkonfetti fliegt durch die Luft. Alles in allem ist es eine sehr makabre Angelegenheit, welche jedoch stimmig zur Handlung der Oper passt. Für das Bühnenbild sind Patrick Bannwart und Maria Wolgast verantwortlich. Das Licht wurde von Michael Bauer kreiert. Die perfekt zur Inszenierung passenden Kostüme wurden von Meentje Nielsen entworfen. Makaber ist auch die Inszenierung von David Bösch, welcher die Sängerinnen und Sänger wunderbar führt. Dank dieser gekonnten Personenregie kann das innere Leiden der Charaktere erstaunlich gut und nachvollziehbar miterlebt werden. Dies ist gerade bei diesem Werk sehr wichtig, weil es in der Handlung und Musik vielmehr auf die psychischen, als auf die physischen Abläufe ankommt.

Bildergebnis für theater basel elektra
Rachel Nicholls als Elektra ©Sandra Then

Gesangstechnisch ist der Abend ebenfalls ein voller Erfolg. Die Hauptdarstellerin des Abends, Rachel Nicholls begeistert mit einer kraftvollen aber dennoch leichten Stimme sowie mit ausruckstarker Darstellung der Titelrolle. Ursula Hesse von den Steinen gibt eine wunderbar schaurige Klytämnestra (Mutter von Elektra) und Pauliina Linnosaari eine naive, aber gesanglich nicht weniger überzeugende Chrysothemis (Schwester von Elektra). Michael Kupfer-Radecky, welcher die Rolle des Orest (Bruder von Elektra) sehr kraftvoll darstellt und singt, überzeugt ebenfalls mit einer tollen musikalischen Leistung. Auch der kleine aber schwierige Part des Aegisth (Liebhaber von Klytämnestra), wunderbar gesungen und gespielt von Rolf Romei, ist ein Ohrenschmaus der besonderen Art, welcher mit Aegisths blutiger Ermordung endet. Auch die kleineren Rollen sind sehr solide besetzt. Es singen: Domen Krizaj (Der Pfleger des Orest), Evelyn Meier (Die Vertraute), Matthew Swensen (Ein junger Diener), José Coca Loza (Ein alter Diener), Mona Somm (Die Aufseherin), Sofia Pavone (1. Magd), Anastasia Bickel (2. Magd), Kristina Stanek (3. Magd), Sarah Brady (4. Magd) und Hailey Clark (5. Magd).

Das Sinfonieorchester Basel, unter der Leitung von Musikdirektor Erik Nielsen, liefert eine bemerkenswerte Interpretation, welche die Besucher vom ersten bis zum letzten Takt in einer musikalischen Sphäre festhält, die an Intensität, Wucht, Gnadenlosigkeit – aber auch an Feingefühl – kaum zu überbieten ist. Auch die Entscheidung des Theaters für die kurze Chor-Passage gegen Ende des Werks auf Live-Gesang zu setzen und keine Aufnahme zu verwenden, bleibt sehr zu loben. Der Chor des Theaters Basel wird von Michael Clark geleitet. Das von den musikalischen und szenischen Eindrücken erschlagene Publikum, dankt  den sichtlich geschafften Künstlerinnen und Künstlern für die besondere Aufführung mit lange anhaltendem Applaus.

Philipp Borghesi

 

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