Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BASEL/ Theater: TURANDOT. «Turandot» kann man sicher so machen

20.03.2025 | Oper international

Giacomo Puccini: Turandot • Theater Basel • Vorstellung: 16.03.2025

(3. Vorstellung • Premiere am 02.03.2025)

«Turandot» kann man sicher so machen

«Turandot» kann man sicher so machen. Aber muss man sie so, mit Schluss, machen? So wie es den Schluss nie geben wird, wird es immer ein Rätsel bleiben, weshalb das Fragmentarische nicht akzeptiert wird.

tui
Foto © Ingo Hoehn

Christof Loys (Inszenierung) Konzept «Turandot» mit einem Schluss zu versehen, überzeugt in seiner Schlüssigkeit. Überraschend stimmig ist die Kombination seiner letzten Oper mit dem Frühwerk «Crisantemi» (1890) als Vorspiel und dem vierten Akt von «Manon Lescaut» (1893) und den diesen Werken gemeinsamen Melodien als motivische Klammer. In dieser Sichtweise bringt Liùs Opfertod Turandot und Calaf zur Besinnung. Liù, und die von ihr verkörperte selbstlose Liebe, erlösen Turandot von ihrem Rachedrang und Calaf entdeckt das Trauma des entmachteten Vaters als Motivation seiner Liebe zur eiskalten Prinzessin. Herbert Murauers Bühne ist zweigeteilt: unten ein «Chinesischer Salon» im Stile der Entstehungszeit und oben ein klinisch weisser Raum als Sinnbild von Liùs reiner Liebe. Die farbenfrohen Kostüme passten ideal zum Erscheinungsbild der Produktion. Das Lichtdesign hat Thomas Kleinstück besorgt.

Ein ganz grosser Pluspunkt der Produktion ist das Sinfonieorchester Basel unter der musikalischen Leitung von José Miguel Pérez-Sierra. Das Orchester überzeugt mit einem herrlich feingliedrigen, immer perfekt durchhörbarem Klang: die Piano-Stellen gelingen zart, ja fast fragil, und die pompösen Stellen pflegen den Pomp, ufern dabei aber nicht aus. Dass die Chöre (Chor des Theater Basel, Extrachor des Theater Basel und Knabenkantorei Basel; Chorleitung: Michael Clark; Einstudierung Knabenkantorei Basel: Rolf Herter und Oliver Rudin) anfänglich nicht sichtbar sind, kommt wie auch die Zweiteilung der Bühne der Inszenierung sehr zugute. Das Stück kann jederzeit frei atmen, ohne von der Szenerie oder den «Massen» (Chöre und Statisterie Theater Basel; Choreographische Mitarbeit: Pascu Ortí) erdrückt zu werden. Die Chöre überzeugen mit sattem, akustisch ideal dimensioniertem Wohlklang.

Olesya Golovneva gibt mit bestens fokussiertem Sopran und überzeugender Bühnenpräsenz die Prinzessin Turandot. Rodrigo Porras Garulo gibt den Calàf mit herrlich strahlendem Tenor und überzeugend kluger Rollengestaltung. Trotzdem: Weniger wäre mehr, denn je länger der Abend dauert, desto näher bewegt er sich an der heiklen Grenze. Das «Vinceró» im «Nessun dorma» gerät im rekordverdächtig – rekordverdächtig kurz. Positiv gewendet: der Fortgang der Handlung wird nicht durch Applaus unterbrochen. Mané Galoyan gibt mit zartem, souverän geführtem Sopran eine tief bewegende Liù. Sie nutzt die obere Ebene Bühnenbilds zu einem ergreifenden Rollenporträt. David Oller als Grosskanzler Ping, Ronan Caillet als Grossmarschall Pang und Lucas van Lierop als oberster Küchenmeister Pong sind wahre Luxusbesetzungen. Rolf Romei als Kaiser Altoum, Olivier Gourdy als entthronter Tatarenkönig Timur, Andrew Murphy als Ein Mandarin, Elio Staub als Der Prinz von Persien sowie Pascu Ortí, Giuliana Sollami, Marie Da Silva und Giuseppe Bencivenga als Vier Bedienstete ergänzen das formidable Ensemble.

Ein Höhepunkt der Saison!

Weitere Aufführungen:

So. 23.03.2025, Sa. 29.03.2025, Fr. 04.04.2025, Mo. 14.04.2025, Do. 24.04.2025, So. 27.04.2025,

Mi. 30.04.2025, Sa. 03.05.2025, Fr. 09.05.2025, Do. 29.05.2025, So. 01.06.2025.

19.03.2025, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken