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BASEL/ Theater: SINFONIEKONZERT – „Scène d’ amour“ – Sinfonieorchester Basel – Katarina Karnéus (Mezzosopran), Cyrille Dubois (Tenor), Peter Rose (Bass), Balthasar-Neumann-Chor – Ivor Bolton, Leitung

26.10.2017 | Konzert/Liederabende

Basel:  Theater Basel – „Scène d’ amour“ – Sinfoniekonzert – Sinfonieorchester Basel – Katarina Karnéus (Mezzosopran), Cyrille Dubois (Tenor), Peter Rose (Bass), Balthasar-Neumann-Chor  – Ivor Bolton, Leitung    –  25.10.2017

 Überirdisch

Sein ganzes Leben lang war Hector Berlioz von Shakespeare und seinen Werken fasziniert und begeistert. Dies spiegelt sich auch in seinen Werken nieder. 1831 komponiert er die Konzertouvertüre „King Lear“. Auch in seinem Opernschaffen findet der englische Dichterfürst seinen Platz. In seiner „Sinfonie mit Chor“ verarbeitet Berlioz 1839 die wohl berühmteste Liebesgeschichte der Welt: Romeo und Julia. Es entsteht damit lange vor Liszt die „dichtende Symphonik“. Beschreibt Beethoven in seiner „Pastorale“ ländliche Stimmungen und Szenen so führt Berlioz mit seiner Musik den Zuhörern handelnde Personen und deren Geschichte als sinfonisches Drama zu Gehör. Chor und Solisten fungieren nicht als Protagonisten, sondern als Erzähler. Die Instrumente verleihen den Personen des Dramas ihre Stimme. Einzig das Finale des Werks ist im Stil einer Oper oder eines Oratoriums gehalten. „Roméo et Juliette“ ist ein Meisterwerk das nur so von Dramatik, Leidenschaft, Jugend und Liebe strotzt. Das Sinfonieorchester Basel (SOB) arbeitet zusammen mit seinem Chefdirigenten Ivor Bolton die Geschichte akribisch, sensibel und feinfühlig heraus und bietet von der ersten bis zur letzten Minuten ein überirdisches musikalisches Erlebnis. Es wird fein differenziert, gefühlvoll musiziert. Maestro Bolton setzt auf angemessene Tempi, achtet auf die Feinheiten des Stücks, lässt das Orchester zu grossen Klangbogen anschwellen und nimmt es dann zu feinsten Piani wieder zurück. Quirlig verspielt entsteht da im Scherzo „La Reine Mab“ ein witziges, leichtes „Fang-mich-doch“-Spiel zwischen den äusserst präzisen Violinen und den Holzbläsern. So quirlig wie „La Reine Mab“ so tragisch und schwer – aber nicht pathetisch – gerät „Roméo au tombeau des Capulets“. Eine Klasse für sich ist der Flötist Stéphane Réty mit seinem sensiblen, emotionalen und technisch absolut perfekten Spiel.

Nach seinem fulminanten Auftritt an der Bruckner-Messe am letzten SOB-Konzert doppelt der Balthasar-Neumann-Chor heuer ergreifend nach. Sensibel phrasiert die Mezzosopranistin Katarina Karnéus die „Strophes“ in der „Introduction“ und gefällt nebst warmer, sicherer Stimme auch mit ausgezeichneter Diktion. Dem steht Tenor Cyrille Dubois im schnellen und sprachlich vertrackten „Scherzetto“ in keiner Weise nach und begeistert mit frischem, jugendlichem Gesang. Die Fülle seiner herrlichen Stimme breitet der Bass Peter Rose als Pater Lorenzo im Dialog mit dem Chor aus. Es wird deutlich hörbar, dass der Sänger in den grossen Basspartien von Wagner und Verdi zu Hause ist und lässt bei seinem Auftritt gerne etwas Gurnemanz’schen Ausdruck durchblitzen.

Für diesen wunderbaren, tief berührenden Konzertabend erhalten das Sinfonieorchester Basel, sein Dirigent, der Chor sowie die Solisten hoch verdienten lange anhaltenden Applaus des sehr zahlreich erschienenen Publikums.

Michael Hug

 

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