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BASEL/ Theater: ROMULUS DER GROSSE. Schauspiel von Friedrich Dürrenmatt. Premiere

05.05.2018 | Theater

Theater Basel: Romulus der Grosse. Schauspiel von Friedrich Dürrenmatt – Pr. 4.5.2018

 Bildergebnis für basel romulus der grosseKatja Jung , Steffen Höld, Thomas Reisinger  ©Kim Culetto

Das 1949 ausgerechnet am Theater Basel uraufgeführte Frühwerk Dürrenmatts beschreibt den Untergang des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr., allerdings mit erheblichen historischen Freiheiten und viel Humor.

So nimmt der letzte weströmische Kaiser Romulus (herrlich defätistisch: Steffen Höld) die herannahende Germanenarmee nicht so tragisch und widmet sich in aller Ruhe seiner Hühnerzucht. Schliesslich will er die Weltgeschichte ja nicht stören. Seinen geliebten Hühnern hat er Namen von Kaisern und berühmten Kriegsherren gegeben, doch liefern diese eher enttäuschende Ergebnisse bei der Eierproduktion, nur die Henne Odoaker, benannt just nach dem Feldherrn der Germanen, kommt ihren Pflichten nach.

Doch so durchgedreht wie es scheint, ist Romulus gar nicht. Sein Geheimplan: Sich den Germanen ergeben und das römische Reich gewinnbringend in den germanischen Staat integrieren lassen. Pech nur, dass der endlich einmarschierende Odoaker (Thomas Reisinger) so ziemlich die gleiche Idee hatte…

In dem vor Aphorismen nur so triefenden Stück geht es folgerichtig drunter und drüber: Während Kaiserin Julia (Myriam Schröder) ihren Ehemann zum Handeln drängt, widmet sich die gemeinsame Tochter Rea (Leonie Merlin Young) ihrem Schauspielunterricht und verlässt ihren in Gefangenschaft gefolterten Verlobten Ämilian (Simon Zagermann), um erwägt eine Heirat mit dem Hosenfabrikanten Cäsar Rupf (Thomas Reisinger) zwecks finanzieller Rettung des Reiches einzugehen. Weder Innenminister Tullius Rotundus noch Kriegsminister Mares (jeweils der ausgezeichnete Florian von Manteuffel) können das unvermeidliche Ende des Reiches aufhalten, die Kammerdiener Achilles und Pyramus (beide gespielt von Nicola Mastroberardino) sind sowieso mit der Eierproduktion beschäftigt. Zeno, der Isaurier, Kaiser von Ostrom, (nicht nur kostümtechnisch glänzend: Katja Jung) bittet ebenfalls um Asyl, bemerkt aber bald, dass er das besser in Ägypten getan hätte. Reiter Spurius Titus Mamma (Max Rothbart), der die Nachricht der herannahenden Germanen brachte, leidet an chronischem Schlafmangel, während der Kunsthänder Apollyon (Thomas Reisinger) sich die letzten Büsten aus dem kaiserlichen Palast unter den Nagel reisst.

Franz-Xaver Mayr inszeniert das humorvolle Stück mit tollen Gags wie dem ständigen „in Position springen“ aller Protagonisten, lässt lebensgrosse Hühner (Kostüme: Korbinian Schmidt) auf der Bühne (Michela Flück) herumwatscheln und sämtliche Auftritte von den Kammerdienern mit Fistelstimme ankündigen. Dürrenmatts herrlicher Text, inklusive Verteidigung sämtlicher Helvetismen „Das Morgenessen. Was in meinem Haus klassisches Latein ist, bestimme ich“ und grossen Erkenntnissen „Wer so auf dem letzten Loch pfeift wie wir alle, kann nur noch Komödien verstehen“ tut sein Übriges. Hingehen absolut obligatorisch.

Alice Matheson/ Basel

 

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