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BASEL/ Theater: RIGOLETTO. Rigoletto als Gesamtkunstwerk

28.01.2023 | Oper international

Giuseppe Verdi: Rigoletto • Theater Basel • Vorstellung: 27.01.2023

(2. Vorstellung • Premiere am 21.01.2023)

Rigoletto als Gesamtkunstwerk

Der neue Basler Rigoletto führt die Zusammenarbeit von Michele Spotti und Vincent Huguet fort. Für das Bühnenbild und die Kostüme sind neu Pierre Yovanovitch und Clémence Pernoud zuständig. Als Gesamtkunstwerk hat die Produktion das Potential Kult zu werden.

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Foto © Matthias Baus

Vincent Huguet hat, wie schon beim «Don Carlos» der vergangenen Saison, die Partitur genau studiert und siedelt die Geschichte mit französischer Leichtigkeit harmonisch in einer Gegenwart an, einer, wie er im Programmheft schreibt, «Gesellschaft, in der Recht hat, wer als letztes zuschlägt». Jede Figur ist genau geführt, jeder Vorgang motiviert und schlüssig, und so gibt es mehr als die üblichen, schemenhaften Bewegungen zu beobachten. Damit erreicht das Bühnengeschehen eine sonst selten zu erlebende Spannung, erreicht die Figur des Rigoletto als vom Schicksal Verdammter scharfe Konturen und die Musik darf mehr sein als «nur» Ohrwürmer. Plötzlich tritt die Frage, die Verdi auch in den beiden anderen Werken der populären Trilogie thematisiert, ob die Aussenseiterfigur als solche geboren oder von der Gesellschaft dazu gemacht wird. Wurde Rigoletto als Aussenseiter geboren oder hat ihn die Gesellschaft, in der er lebt, erst dazu gemacht? Hatte Rigoletto keine andere Wahl, als die ihm von der Gesellschaft zugedachte Rolle zu spielen? Das Bühnenbild von Pierre Yovanovitch erinnert in seiner Anlage an die Skulptur «Intersections» des Amerikaners Richard Serra direkt vor dem Theater. Geschwungene Wände, eine davon mit einer langen Treppe, gruppieren sich um das Zentrum der Bühne und rücken im Verlauf der Oper immer enger zusammen. Die anmutige Blume, so Vincent Huguet, verwandle sich in eine fleischfressende Pflanze. Die Kostüme von Clémence Pernoud sind stimmig auf die einzelnen Figuren und Gruppen zugeschnitten. Das Lichtdesign, das ganz wesentlich zur Wirkung des Bühnenbilds beiträgt, stammt von Cornelius Hunziker.

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Foto © Matthias Baus

Das Sinfonieorchester Basel unter musikalischer Leitung Michele Spotti zeigt sich nach einer kurzen Einspielzeit gut disponiert und bringt die Partitur mit angemessenem Brio zum Klingen. Die Abstimmung untereinander und mit der Bühne wird sich in den folgenden Vorstellungen sicher verbessern. Michael Clark hat den Herrenchor des Theater Basel wie gewohnt bestens vorbereitet.

Pavel Valuzhin gibt den Herzog von Mantua mit perfekter Technik und langem, langem Atem. Der anfänglich verschattet klingende Tenor hat viel Schmelz, aber leider nur wenig Farben zu bieten. Sein Hofnarr Rigoletto ist mit mächtigem, bass gefärbten Bariton Nikoloz Lagvilava. Er setzt Huguets Personenführung perfekt um und liefert ein musikalisch wie emotional beeindruckende Vorstellung. Mit seiner kraftvollen Stimme würde man ihn gern auch in anderen Verdi-Bariton-Rollen hören. Regula Mühlemanns Sopran ist eine wunderbare Gilda, die mit ihre Technik und emotionalen Präsenz beeindruckt. Allerdings fehlt es der Stimme deutlich an Fundament, womit die Darstellung rasch Gefahr läuft, langweilig zu werden. David Shipley gibt einen tadellosen, aber diskreten Sparafucile. Nataliia Kukhars Interpretation seiner Schwester Maddalena geht in die gleiche Richtung. Der Graf von Monterone ist endlich einmal mit einem Bass besetzt, der die vernichtende Wirkung des Fluchs von Anfang an glaubhaft werden lässt: Selten, ganz selten, erlebt man einen so natürlich mächtigen Bass wie den des gut zwei Meter grossen Artyom Wasnetsov. Frauke Willimczik als Gildas Gesellschafterin Giovanna, Jasin Rammal-Rykała als Graf Ceprano, Inna Fedorii als Gräfin Ceprano, Kyu Choi als Marullo, Ronan Caillet als Borsa und Vivian Zatta als Gerichtsdiener ergänzen das Ensemble.

Ein prächtiger Opernabend!

Weitere Aufführungen:

So. 29.01.2023; Sa. 04.02.2023; So. 12.02.2023; Do. 16.02.2023; Fr. 24.02.2023;

So. 05.03.2023; So. 19.03.2023; Mo. 10.04.2023; Fr. 21.04.2023; Sa. 29.04.2023;

Do. 18.05.2023; Di. 06.06.2023; Mi. 21.06.2023.

27.01.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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