Theater Basel: Verdi: Rigoletto – Pr. 21.1.2023
Nikoloz Lagvilava (Mitte) als Rigoletto ©Matthias Baus
Das Erfolgsteam des Don Carlos – Regisseur Vincent Huguet und Dirigent Michele Spotti – hat sich eines weiteren Verdi-Meisterwerks (Verdi selbst hielt den Rigoletto für eines seiner besten Stücke) angenommen, und die hohen Erwartungen werden nicht enttäuscht.
Zum einen führt Michele Spotti seinen Husarenritt aus dem Don Carlos fort, schnell und spritzig, völlig ohne Pathos und Schwere entstaubt er diesen Rigoletto gründlich. Der jugendliche Elan bringt seine Bläser (der Trompeteneinsatz zu Beginn ist aber auch gemein von Verdi) und auch einige Sänger anfänglich etwas ins Strudeln, bald herrscht aber völlige Harmonie. Äusserst präzise und frisch dirigiert Spotti ein immer mächtiger werdendes Orchester und lässt fast unverschämterweise den Sängern keine Zeit, sich auf ihren hohen Noten auszuruhen. Like!
Zum anderen beeindruckt die Bühne, die der renommierte Innendesigner Pierre Yovanovitch – der immerhin auch einmal für Pierre Cardin gearbeitet hat – entwarf: In sich drehende Kreise geben immer wieder Öffnungen in anderen Kombinationen frei, eine Wendeltreppe nach hinten ermöglicht den grossen Auftritt. Nun sind sich konzentrisch drehende Kreise kein Novum auf der Opernbühne, aber durchaus effektiv, wobei hier etwas karg und sich über 3 Akte auch etwas abnutzend. Die Hommage an die Skulptur von Richard Serra vor dem Theater Basel kann man aber als geglückt werten.
Nikoloz Lagvilava als Rigoletto, Regula Mühlemann als Gilda ©Matthias Baus
Der weissrussische Tenor Pavel Valuzhin als Herzog von Mantua tönt anfangs noch etwas verhalten (ist vielleicht auch dem Hall der leeren Bühne geschuldet), seine Stimme wird aber zusehends wärmer und kräftiger.
Überstrahlt wird er jedoch von dem hinreissenden Auftritt der jungen Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann, die nicht nur äusserlich der Idealvorstellung der Gilda entsprach, sondern deren kristallklarer, zarter, jugendlicher Sopran alles überstrahlte. Von der Dame werden wir hoffentlich noch viel hören.
Der Abend gehörte jedoch dem georgischen Bariton Nikoloz Lagvilava: Ich kann mich nicht erinnern, je einen gemeineren, verzweifelteren, verletzlicheren Rigoletto gesehen und gehört zu haben. Die mächtige Stimme und das dramatische Spiel halten den Zuschauer bis zum letzten Ton gefangen. Dass Lagvilava diesen ungeheuren Energieaufwand bis zum Schluss aufrechterhält, ist beeindruckend. Die Duette Rigolettos mit seiner Tochter sind gerade wegen der Unterschiedlichkeit der Stimmen die Höhepunkte des Abends.
Auch der Opernchor des Basler Theaters unter der Leitung von Michael Clark begeistert, besonders die Präzision und die höllische Untermalung des nahenden Sturms hinterlassen bleibenden Eindruck.
Die Nebenrollen sind ebenfalls bestens besetzt: David Shipley als Sparafucile und Artyom Wasnetsov als Graf von Montenero seien lobend erwähnt.
Die Regie von Vincent Huguet ist dankenswerterweise zurückhaltend und stimmig, ob nun die Yoga-Klasse im zweiten Akt wirklich notwendig war, sei dahingestellt.
Eine absolut sehens- und hörenswerte Produktion.
Alice Matheson