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BASEL/Theater: MIGNON von Ambroise Thomas. Großer künstlerischer Erfolg

01.06.2024 | Oper international

Ambroise Thomas: Mignon • Theater Basel • Vorstellung: 30.05.2024

(3. Vorstellung • Premiere am 20.05.2024)

Grosser künstlerischer Erfolg

Mit Ambroise Thomas «Mignon» als Abschlussprojekt haben die Mitglieder des Opernstudios OperAvenir einen grossen künstlerischen Erfolg errungen. Ganz im Widerspruch dazu steht die sehr geringe Resonanz des Projekts beim Publikum wie beim Haus.

mignon
Foto © Ingo Hoehn

Es ist schwierig nachzuvollziehen, dass die Leistung der Absolventen des Opernstudios vom Haus nur mit einem dürren Programmzettel und ohne Garderobe gewürdigt wird. Gerade bei einem selten gespielten Werk nach bekannter Vorlage wäre deutlich mehr herauszuholen gewesen. Es steht zu erwarten, dass nur schon ein Kommentar zur Angabe «Kammermusikalische Fassung von Paul Leonard Schäffer» (*1987) zielführend gewesen wäre. Denn bei der Fassung handelt es sich nicht um ein eilig (womöglich noch aus Gründen der Pandemie) zusammengeschustertes Notfallprojekt sondern eine Produktion, die den Klang perfekt auf eine «kleine» Besetzung (knapp 20 Musiker) überträgt.

Die erstmalige Zusammenarbeit des Opernstudios mit Collegium Musicum Basel kann also voller Erfolg gewertet werden. Hélio Vida, Dirigent und Leiter des Opernstudios OperAvenir, trägt die Solisten auf Händen durch den Abend. Die Musiker des Collegium Musicum überzeugen mit hochkonzentriertem Spiel und wohldosiertem romantischem  Klang.

Camille Sherman überzeugt als Mignon fokussiert geführtem Mezzo, guten Höhen und intensiver Bühnenpräsenz. Inna Fedorii begeistert mit wunderbar hellem, souverän geführtem (Koloratur-) Sopran als Philine. Die Entdeckung des Abends ist Lulama Taifasi als Wilhelm Meister: Ein wunderbar heller, kraftvoller, absolut höhensicherer Tenor mit guter Bühnenpräsenz. Gerne mehr! Ronan Caillet gibt den Laërte mit gut kontrastierender Stimme, die in Richtung Spieltenor geht. Jasin Rammal-Rykała überzeugt als Lothario mit ausgesprochen wohlklingendem Bassbariton. Sophie Kidwell als Frédéric und Sono Yu als Jarno ergänzen das überzeugende Ensemble.

Die Basler Mignon ist das Schweizer Debüt des Regisseurs Tilman aus dem Siepen. Er erzählt die Geschichte von Mignon als die einer Ausserirdischen, die mit ihrem Begleiter auf die Erde, die sich in erwartbar prekärem Zustand befindet, abstürzt (Bühne und Kostüme: Elena Scheicher). Die Erdenbewohner, in Vorahnung dessen, was Ihnen bevorsteht, steigern sich in romantische Sehnsuchtsträume hinein. Traum und Wirklichkeit verschmelzen und so wird die Erzählung von Mignons Sehnsucht zur Erzählung über die letzten Tage der Erde.

Eine Studio-Produktion auf weit überdurchschnittlichem Niveau: Ein grosser künstlerischer Erfolg für alle Beteiligten!

Keine weiteren Vorstellungen in dieser Saison

03.06.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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