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BASEL/Theater: „LIEBESTOD IN AMERIKA“ Sinfonieorchester Basel/ Nielsen

Der Name ist Programm

28.02.2019 | Konzert/Liederabende

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Basel/Theater Basel: Sinfonieorchester Basel- Liebestod in Amerika

27.02.2019

Der Name ist Programm

Mit dem Vorspiel und Liebestod zu Richard Wagners „Tristan und Isolde“ wird die vorläufig letzte Zusammenarbeit vonErik Nielsenmit dem Sinfonieorchester Basel (SOB) eröffnet, welcher nach der Spielzeit 18/19 sein Amt als Musikdirektor am Theater Basel niederlegen wird. Gefolgt von Wolfgang Amadé Mozarts  5. Konzert für Violine und Orchester, sowie der 2. Sinfonie von Charles Ives, ist der Name des Konzerts im wahrsten Sinne des Wortes „Programm“. Besonders die relativ unbekannte Sinfonie des amerikanischen Komponisten stösst beim Publikum durch ihre Raffinesse auf grossen Zuspruch und beschliesst sich mit einem amerikanisch zwinkernden Auge.

Dass Erik Nielsen ein besonderes Gespür für Musik der Spätromantik besitzt, hat er in vergangenen Opernproduktionen am Theater Basel, wie zum Beispiel der Toten Stadt oder Elektra, durchaus bewiesen. Es überrascht daher nicht, dass er mit dem überwiegend spätromantisch geprägten Abend für erneute Begeisterung sorgt. Das Vorspiel und der Liebestod gelingen Nielsen sehr leidenschaftlich, ohne übertriebenen Pathos. Das SOB spielt durchgehend transparent, sodass alle Instrumentengruppen stets zu hören sind. Besonders die Wärme der Streicher gilt es positiv hervorzuheben, welche einen angenehmen Kontrast zur Härte der Holzbläser darstellt. Allerdings merkt man, dass das SOB noch nicht sein volles Potential ausgeschöpft hat.

Nach kurzer Umbaupause betritt der griechische Violinist Leonidas Kavakos die Bühne, welcher zum Violinkonzert von Mozart ansetzt. Dieser verblüfft mit seiner tadellosen Technik, dem satten Klang und der schnörkellosen Spielweise. So schlicht, wie er sich selbst gibt, interpretiert er das anspruchsvolle Werk, ohne dass es gelangweilt wirkt. Es ist ausserdem schön zu sehen, dass eine starke Kooperation und Kommunikation zwischen Dirigent, Solist und Orchester besteht. Nielsen dirigiert mit Schwung und Leichtigkeit- ganz im Sinne des Werkes. Nach der ebenfalls sehr gelungenen Zugabe von Kavakos, welche seine brillante Spielweise nochmals verdeutlicht, nimmt das Orchester den Pausenapplaus entgegen, bevor es mit dem wirklichen Höhepunkt des Abends auftrumpft.

Die 2. Sinfonie von Charles Ives ist eine Hommage an die Kirchenmusik, Militärmärsche und Studentenlieder, was durch ihr leitmotivartiges Vorkommen in der Partitur zum Ausdruck gegeben wird. Stürmisch exzentrisch bis hin zu schwärmerisch schmachtend spielt das nun auf höchstem Niveau musizierendeSOB. Die Partitur erinnert an Wagner, da Ives stark von der Chromantik Gebrauch macht, und hört sich trotzdem ungehört frisch an. Trotz vielen lauten Stellen, hat sich das SOB stets unter Kontrolle und spielt in einer angemessen eindringlichen Dynamik. Nielsen besitzt eine sehr ästhetische Körpersprache und scheint die Musik durch seine Gestik regelrecht zu formen. Den Höhepunkt erreicht die Sinfonie abschliessend in ihrem fulminanten Finale. Die Blechbläser fügen nun die vereinzelt eingespielten Marschmusikfragmente zu einem bekannten Marsch zusammen, was eine sarkastische, sowie sehr amerikanische Note besitzt. Der letzte Akkord ist zudem von Ives bewusst dissonant komponiert und verleiht der Sinfonie zusätzlich einen gewissen selbstironischen Charakter.

Als nach dem letzten Akkord die Stille folgt, bevor das Publikum zu applaudieren beginnt, macht sich ein wehmütiges und melancholisches Gefühl breit. Gerne hätte man noch weitere Konzerte des SOB unter der Leitung von Erik Nielsen gehört. Umso schöner ist jedoch die Tatsache, dass die kurze aber erfolgreiche Ära Nielsens mit einem Konzert beschlossen wurde, welches in bester Erinnerung bleiben wird.

Philipp Borghesi

 

 

 

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