Basel/Theater Basel: La Cage aux Folles- Musical von Jerry Hermann und Harvey Fierstein
Besuchte Vorstellung: 17.02.2019
Mit dem 1973 in Paris uraufgeführten Theaterstück «La Cage aux Folles», hat sich das Theater Basel an die 1983 am Broadway gezeigte Adaption des Kultstoffes gewagt – und das mit vollem Erfolg. In den Hauptrollen sind die beiden genialen Schweizer Schauspieler Stefan Kurt und Roland Koch zu bewundern. Kurt gibt einen sehr sensiblen, authentischen und anrührenden Albin, welcher bei Nacht die Rolle der gewitzten und provozierenden Nachtclubkönigin «Zaza» übernimmt. Kurt hat in dieser Rolle die Möglichkeit, die volle Palette seines schauspielerischen Könnens und zeigen und spielt «Zaza» während der Revue spontan, lässig und «taff», da er viel Lokalkolorit in die Szene einfliessen lässt und die Zuschauer auf unterhaltsame Weise provoziert. Hinter der Bühne ist Albin jedoch verletzlich und zeigt gänzlich andere Charakterfarben. Koch spielt Albins Lebenspartner Georges. Dieser ist der Inhaber des Nachtclubs und der spannende Gegenpol zu Albin, was jegliche Szenen mit den beiden Protagonisten zu einem Genuss werden lässt. Es ist ausserdem schön zu sehen, dass Koch und Kurt ihre Rollen mit homosexuellem Hintergrund aufrichtig sowie authentisch spielen, und auf eine aufgesetzte und klischeehafte Schwulendarstellung verzichten. Ebenfalls bleiben die zahlreichen Nebendarsteller zu loben, welche allesamt überzeugen und zu einem sehr runden Ergebnis beitragen. Max Rothbart gibt den energiegeladenen Sohn des homosexuellen Paares, welcher die Tochter des höchst konservativen Parteiführers Edouard Dindon heiraten möchte. Seine Verlobte, Anne, gespielt von Liliane Amuat, hat nur einen kleinen Part im Stück, hingegen ihr «Facetime-Anruf» über die grosse Leinwand eine von zahlreichen Szenen ist, welche sehr positiv im Gedächtnis bleiben. Edouard Dindon und Mme Dindon, gespielt von Martin Hug und Nicola Kirsch, sind die wirklich tragischen Rollen des Stückes, da sie mit ihrer übertriebenen konservativen Haltung oft anecken und ihre dadurch resultierende Lächerlichkeit preisgeben.
Von links nach rechts: Martin Koch und Stefan Kurt. ©Sandra Then
Die Inszenierung von Martin G. Berger ist wild, leidenschaftlich, frech und rührend. Zusammen mit dem hervorragenden Bühnenbild von Sarah-Katharina Karl, den schrillen Kostümen von Esther Bialas, der spritzigen Choreographie von Marguerite Donlon, dem gelungenen Lichtdesign von Roland Erich und den grossartigen Videoeinspielungen von Jonas Alsleben, wird die Produktion zu etwas ganz Besonderem, Wertvollem und Seltenem.
Die Musikalische Leitung hat an diesem Abend Nikolaus Reinke, welcher die «Cagelles-Band» mit viel Schwung leitet. Das kleine aber feine Orchester ist gut abgemischt und überdeckt die Sänger nie. Allerdings ist die gesangliche Qualität an dem Abend nur bedingt gewährleistet, da man die Rollen bewusst mit Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt hat, welche keine Gesangsausbildung besitzen, da der Fokus der Produktion auf dem Schauspiel liegen sollte. Manchmal sind gewisse Töne nicht sehr sauber oder Kraftvoll, was den SchauspielerInnen jedoch verziehen wird und nicht weiter negativ auffällt.
Von links nach rechts: Martin Hug, Stefan Kurt, Roland Koch, Karl-Heinz Brandt, Liliane Amuat, Max Rothbart und Nicola Kirsch. ©Sandra Then
Als der Vorhang fällt, bedankt sich das begeisterte Publikum bei den Beteiligten mit tosendem Applaus, wobei die beiden Protagonisten am meisten Beifall ernten.
Philipp Borghesi