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BASEL/ Theater/ Kleine Bühne: EREIGNISSE – Schweizer Erstaufführung. Premiere

20.11.2015 | Theater

Theater Basel: „EREIGNISSE“ Schweizer Erstaufführung. Premiere, kleine Bühne: 19. November 2015 
                          

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                                                   Inga Eickemeier, Elias Eilinghoff  

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                                                                                                                                                Stephen Delaney, Motettenchor Basel
                                                                                                                                               Fotografien © Simon Hallström

Das Schauspiel des Schotten David Greig, der englischer Originaltitel „THE EVENTS“, wurde unter dem Eindruck des Attentates von Oslo(22. Juli 2011) geschrieben. Anders Behring Breivik hat bewusst einen Angriff auf eine heterogene, multikulturelle und multireligiöse Gemeinschaft ausgeführt. Diese Motivation macht das Schauspiel eine Woche nach den Attentaten in Paris so aktuell, macht betroffen und nachdenklich. Das Werk ist der Versuch einer Analyse was Menschen, Einzelne oder Gruppierungen, zu solchen Taten bewegt. Die fremdenfeindlichen Äusserungen,  die populistischen Schlagwörter und die Verbreitungsmethoden per Internet  zeigen uns, wie verletzlich eine menschlich-humanistische Politik sein kann. Und genau dies macht sich der IS heute zunutze und versucht diese humanitären Ansätze, und es sind bis heute nur Ansätze, zu unterminieren, indem er den politischen Exponenten droht und diese zwingt, einen „Krieg“, so François Hollande, zu beginnen. Nimmt die westliche Welt, die Demokratien diese Herausforderung an, hat der IS schon gewonnen.

Unter der hervorragenden Regie von Daniela Kranz, sie ist auch verantwortlich für die Ausstattung, spielen als Claire Inga Eickemeier, als der Junge Elias Eilinghoff und als Pianist und musikalischer Begleiter Stephen Delaney. Am Premierenabend sang der Motetten-Chor Region Basel. Der Chor-Part wird an jedem Aufführungsabend von einem anderen Ensemble gesungen werden. Die Musik wurde von John Browne komponiert.

Der geistlichen Chorleiterin Claire als Protagonistin steht als Antagonist der Jungen in zehn unterschiedlichen Figuren gegenüber. Der Chor, wie im antiken griechischen Theater, kommentiert einerseits das Geschehen, ist aber andererseits auch aktiver Mitspieler und wird von Claire als Gemeindechor eingesetzt.

Die Schauspielerin Inga Eickemeier überzeugt! Ihre Mimik, Ihre Körpersprache, Ihre Gestik drücken alle Gefühlslagen aus. Zorn, Freude, Verlegenheit, Lust, nicht begreifen, Verstehen, Betroffenheit, alle Emotionen werden glaubwürdig dargestellt. Dazu kommt eine perfekte Diktion, eine absolute Verständlichkeit des Textes bis hin zum Flüstern. Eikemeier versteht es „laut“ zu flüstern. Ihrer hervorragenden Schauspielkunst kommt die kleine Bühne mit ihrer Publikumsnähe sehr entgegen. Als Zuschauer fühlt man sich selbst als Claire, so hervorragend spielt die Schauspielerin ihren Part.

Interessant ist die Vielseitigkeit von Elias Eilinghoff. Als Der Junge, Antagonist von Claire, muss er zehn unterschiedliche Figuren glaubwürdig darstellen. Diese anspruchsvolle Aufgabe löst er bravourös ohne die Charaktere zu überzeichnen. Jede Persönlichkeit wird glaubhaft gespielt und überzeugt.

Der Motetten Chor als Kommentator und Mitspieler singt a Cappella sauber intoniert und mit klarer Diktion. Seinen Rolle als Mitspieler ist gut gelöst uns stringent inszeniert.

Die ganze Inszenierung lebt vom Text und der schauspielerischen Interpretation aller Mitwirkenden auf der Bühne. Die Regisseurin verzichtete auf unnötige Hektik auf der Bühne, die Personenführung ist optimal zielführend. Beim Bühnenbild und den Requisiten wird auf unnötigen Firlefanz verzichtet.

Der verdiente Schlussapplaus gilt den Schauspielern. Die Thematik wühlt aus aktuellem Anlass auf und macht nachdenklich, muss zum Überlegen anregen.

Peter Heuberger Basel

 

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