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BASEL/ Theater/ Grosse Bühne: LE NOZZE DI FIGARO. Fast Konzertantes in grünlicher Trostlosigkeit

19.02.2020 | Oper

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Foto: Luzia Hunziker

Basel: Theater Basel – Grosse Bühne – W. A. Mozart «Le nozze di Figaro»

 – Besprochene Aufführung: 17.02.2020

Fast Konzertantes in grünlicher Trostlosigkeit

Regisseurin Barbara Frey verortet Mozarts «Figaro» weder zeitlich noch örtlich. Vielmehr wird die Geschichte in einem dunkelgrün gehaltenen labyrinthischen Einheitsbühnenbild, dessen Wandgestaltung stark an trübselige Ausstattungen von Anna Viebrock erinnert, verankert. Die Labyrinth-Idee ist ja angesichts der Irrungen und Wirrungen in Mozarts Oper ja durchaus nachvollziehbar. Nur sollte man die Figuren darin auch agieren lassen. Und da hat die Aufführung noch reichlich Luft nach oben. Gesungen wird fast ausschliesslich am vorderen Bühnenrand, was den Aufführenden angesichts der Herkules-Aufgaben, welche «Figaro» ja bietet, sicher sehr entgegenkommt und den Mozartfreunden ungestörten Hörgenuss beschert. Aber wenn schon ein Regieteam inszeniert, dann soll bitte auch etwas auf der Bühne sicht- und erlebbar sein. Was hätte man doch mit geschickter Personenführung für eine zauberhaft bissige Komödie auf die Bretter zaubern können. So bleibt das Ganze ein eher düsterer, zuweilen durchaus effektvoll ausgeleuchteter Bilderbogen (Licht: Roland Edrich) mit originell kostümierten Figuren drauf (Kostüme: Bettina Walter) – mehr aber nicht.

Mozarts Musik ist durchaus in der Lage sich selber zu tragen. Hilfreich dabei ist jedoch eine unterstützende Inszenierung. Da diese hier weitgehend fehlt, sind die Damen und Herren im Orchestergraben und auf der Bühne doppelt gefordert. Unter der Stabführung von Christian Curnyn gelingt dem Sinfonieorchester Basel eine frische, differenziert gestaltete Leistung – transparent, ehrlich, fein nuanciert – bravi! Es wird übrigens mit Naturhörnern und Naturtrompeten musiziert, die StreicherInnen spielen auf klassischen Bögen, was der Musik zusätzliche Authentizität verleiht.

Auch der Chor des Theater Basel (Chorleitung: Michael Clark) präsentiert sich an diesem Abend von seiner besten Seite und liefert 3,5 Sternstunden!

Bildergebnis für basel le nozze di figaro
Foto: Luzia Hunziker

Äusserst sangesfreudig und bestens disponiert präsentieren sich Thomas Lehman und Oksana Sekerina als Conte und Contessa di Almaviva. Ein besonderes Kränzchen sei hier Sarah Brady für ihre selbstbewusste Susanna und Kristina Stanek für den zauberhaften Cherubino gewunden! Während auch Jasmin Etezadzadeh (Marcellina), Andrew Murphy (Bartolo), Karl-Heinz Brandt (Basilio) in den weiteren grösseren Partien zu überzeugen, vermag dies Antoin Herrera-Lopez Kessel als Figaro (nur an diesem Abend?) nicht so recht gelingen. Die tiefen Stellen geraten gepresst, die Höhen können nicht gehalten werden. Zudem vermag sich der Sänger zuweilen auch zu wenig gegen das Orchester und seine BühnenpartnerInnen durchzusetzen. Schade, denn in der Darstellung gefällt Antoin Herrera-Lopez Kessel durchaus.

«Le nozze di Figaro» am Theater Basel: Sicherlich ein musikalisch ansprechender Abend. Was hätte das mit einer pfiffigen Regie für ein Opernschmaus werden können!

Michael Hug

 

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