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BASEL/ Theater Grosse Bühne: LA CENERENTOLA

26.03.2018 | Oper

Basel:Theater – Grosse Bühne – Rossini –  La Cenerentola

Besuchte Vorstellung: 24.3.2018

Ob Kind oder Erwachsener, vom Aschenputtel hat bestimmt jeder schon einmal gehört. Sei es das Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm, die berühmte Erzählung „Cendrillon“ von Charles Perraults, welche auch als Vorlage für Rossinis Oper diente und natürlich der erfolgreiche Zeichentrick-Film aus dem Hause Disney. Es ist deshalb überraschend und schwer nachvollziehbar, dass die hier besprochene Aufführung sehr schlecht ausgelastet ist.

„La Cenerentola“ ist eine wunderbare Einstiegsoper für Opern-Neulinge. Musikalisch nimmt sie das Publikum auf eine turbulente und emotionale Reise mit und lässt es nicht so schnell aus ihrem intensiven Griff entfliehen.

Das Sinfonieorchester Basel (SOB) unter der musikalischen Leitung von Daniele Squeo liefert eine sehr zügige, temperamentvolle und transparente Interpretation. Es ist stets jede Instrumentengruppe zu hören. Das SOB hält eine gute dynamische Balance zu den Sängerinnen und Sängern auf der Bühne und deckt diese auch bei lauten Passagen nie zu. Am Hammerklavier werden die Solisten auf der Bühne von Iryna Krasnovska begleitet.

Die Musik versprüht eine derartige Leichtigkeit, dass man manchmal zu vergessen scheint, wie schwer die Gesangs-Partien eigentlich zu bewältigen sind. Vasilisa Berzhanskayasingt stimmgewaltig und technisch sehr beeindruckend die Titelrolle Angelina, bzw. Cenerentola und berührt dabei auch in leisen Passagen. Die Rolle des Don Ramino singt Pavel Kolgatin, der an diesem Abend eingesprungen ist. Der junge Tenor erreicht das hohe Register problemlos, hat jedoch aufgrund seiner feinen Stimme Mühe gegen das Orchester anzukommen. Der Diener Dandini, welcher dem jungen Prinzen in jeglicher Situation beisteht, wird von Vittorio Prato gesungen, der mit seinem schönen Timbre und einer dynamisch beeindruckender Stimme glänzt. Tassos Apostolou gibt einen wunderbaren Alidoro, den Philosophen, sowie den Lehrer des jungen Prinzen. Durch seine trockene Spielweise und nüchterne Mimik sorgt er für einen interessanten Gegenpol in der Inszenierung und ist für manchen Moment des Schmunzelns verantwortlich. Schauspielerisch sowie gesanglich auf sehr hohem Niveau ist Andrew Murphy in der Rolle des Don Magnifico zu erleben. Seine beiden eifersüchtigen und selbstsüchtigen Töchter Clorinda und Tisbe sind die Knallchargen der Inszenierung. Aber auch diese bekommen am Ende was sie verdienen. Die Sängerinnen aus dem Opernstudio OperAvenir Sarah Brady (Clorinda) und Anastasia Bickel (Tisbe) machen ihre Sache überzeugend. Ein wahrer Genuss  sind an diesem Abend die Herren des Chores des Theater Basel unter der Leitung von Michael Clark. Das Theater kann wahrlich stolz  auf seinen hochkarätigen Chor sein.

Bildergebnis für basel la cenerentola
©Priska Ketterer

Die Inszenierung ist stilisiert. Das heisst, man sollte keinen Kitsch oder eine „konventionelle“ Inszenierung erwarten. Sie erfüllt ihre Aufgabe und erzählt die Geschichte des Aschenputtels auf eine spannende und witzige Weise. Der Regisseur Antonio Latella inszeniert die Oper befreit von jedem Kitsch und schafft es für viele starke Momente zu sorgen. Die Aufführendend  haben auch nebst dem Singen viel zu tun, was an der ganz und gar nicht statischen Choreographie von Francesco Manettiliegt. Der Choreograph sorgt für viel Bewegung auf der Bühne, was die Inszenierung zusätzlich unterstützt.

Ein sehr interessanter Ansatz ist derjenige, wenn alle Beteiligten auf der Bühne – sogar der Chor- eine Puppe umgebunden haben, welche ihre eigene Persönlichkeit auf einer anderen Ebene widerspiegelt. Für die Puppen und restlichen Kostüme ist Graziella Pepe verantwortlich. Das Bühnenbild von Antonella Bersaniverändert sich während den zwei Aktenkaum, kommt schlicht daher und lenkt nicht vom Geschehen ab. Simone de Angelis sorgt mit seiner Lichtregie für eine optimal ausgeleuchtete Bühne.

Alles in allem beschert das Theater Basel dem Publikum einen schönen Opernabend. Man kann die schlechte Auslastung des Hauses an jenem Abend nicht recht nachvollziehen. „La Cenerentola“ ist eben nicht der  „Barbier von Sevilla“. Bleibt zu hoffen, dass sich das Basler Publikum auch gegenüber der  „Cenerentola“ öffnet.

Philipp Borghesi

 

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