Francisco Asenjo Barbieri: El barberillo de Lavapiés • Theater Basel • Vorstellung: 05.10.2025
(3. Vorstellung • Premiere am 27.09.2025)
Eine Produktion mit dem Teatro de la Zarzuela, Madrid, und dem Festival de Teatro Lírico Español de Oviedo
Phänomenale Gesamtleistung
Mit «El barberillo de Lavapiés» bietet das Theater Basel Zarzuela wie sie «echter» kaum denkbar ist. Für Viele dürfte es der erste Kontakt mit einer Zarzuela sein und dieses erste Mal wird man sein Leben lang nicht vergessen.

Foto © Ingo Hoehn
Die Zarzuela in ihrer im 19. Jahrhundert wiederbelebten Form wird häufig der Einfachheit halber als «spanische Operette» bezeichnet. Zu ihren Charakteristika gehören der Wechsel von gesprochenen und gesungenen Passagen (wie bei der Opéra comique oder Opera buffa) und eher «volkstümliche» Sujets. Dies mag den Vergleich mit der Operette, dies es zur Zeit der Wiederbelebung der Zarzuela als Gattung noch gar nicht gab, erklären. Der entscheidende Unterschied zu den genannten Gattungen ist der, dass die Zarzuela sowohl den Ton der «grossen Oper» (Melodramma oder Grand opéra) wie den Ton der populären, volkstümlichen Musik beherrscht, ernste und heitere Kunst verbindet.
Und genau diesen Wechsel zwischen grosser Oper und volkstümlichen Klängen arbeitet José Miguel Pérez-Sierra mit dem Sinfonieorchester Basel, dem Chor des Theater Basel (Chorleitung: Michael Clark; besonders überzeugend gelingt den Damen der Chor der Näherinnen) und den Solisten sauber und klar, «organisch» und präzise heraus. Und da der Dirigent wie die Solisten alle spanischsprachig sind, werden die schnellen, feinst ausgearbeiteten und komplexen gesprochenen Texte perfekt beherrscht. Marcelino Echeverría begleitet die gesprochenen Passagen gleichermassen sensibel wie virtuos auf der Gitarre. Die lebendige Krone auf die perfekte Einstudierung setzen die Tänzer Iván Amaya, Giuseppe Bencivenga, Laura García Aguilera, Pascu Ortí, Davide Pillera, Giulia Tornarolli, Amparo Uhlmann und Chiara Viscido (Choreographie: Javier Pérez). So wird der Abend zu einer traumhaften Gesamtleistung.
David Oller gibt den Lamparilla mit strahlendem, tenoral glänzendem Bariton und überragender Bühnenpräsenz. Carmen Artaza begeistert als Paloma mit herrlichem klarem, wunderbar voluminösem Mezzosopran und ebenso grosser Bühnenpräsenz wie ihr Lamparilla. So perfekt wie dieses «niedere Paar» den volkstümlichen Ton beherrscht, so überzeugend trifft das «hohe Paar» den Ton der Oper im idealen Mass. Cristina Toledo gibt die Estrella, la Marquesita del Bierzo, hellem, perfekt fokussiertem Sopran. Santiago Sánchez, der das Publikum vor der Vorstellung begrüsst und charmant in die Gepflogenheiten einer Zarzuela-Vorstellung einführt, überzeugt als Don Luis de Haro mit seinem hellen, strahlenden Tenor mit viel Schmelz. Alejandro Baliñas Vieites gibt den Verschwörer
Don Juan de Peralta mit sympathischem, kernigem, leicht geführten Bass. Joselu López spielt den Don Pedro de Monforte, glückloser Anführer der Wallonengarde. Marta Catalina Bauza Soler als Vendedora und Gabriel Courvoisier und Teddy Métriau als Zwei Studenten ergänzen das superbe Ensemble.
Christof Loy gelingt es mit der szenischen Umsetzung überzeugend, den Widerstand der Madrider Bevölkerung gegen ein System, das Freiheit einschränken will zu würdigen, ohne sich dabei allzu deutlich auf eine bestimmte Epoche festzulegen. Sein Madrid ist ein sommerlich (auch wenn die Handlung im Winter spielt) Leichtes, Poetisches (Bühne: Manuel La Casta). Die farbenfrohen, modisch eleganten dezenten Kostüme von Robby Duiveman und das Lichtdesign von Valerio Tiberi tragen massgeblich zum warmen, poetischen Eindruck des Abends bei.
Eine phänomenale Gesamtleistung, die man erlebt haben muss!
Weitere Aufführungen:
Sa. 25.10.2025, 19:30; Mi. 05.11.2025, 19:30; Fr. 07.11.2025, 19:30; Mo. 10.11 2025, 19:30;
Sa. 15.11.2025, 19:30; Sa. 22.11.2025, 19:30; Fr. 28.11.2025, 19:30; So. 07.12.2025, 18:30;
So. 28.12.2025, 16:00.
06.10.2025, Jan Krobot/Zürich

