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BASEL/ Theater Basel: Sinfoniekonzert PROMETHEUS des Sinfonieorchester Basel

24.10.2019 | Konzert/Liederabende


Foto 1: Ivor Bolton beim Gratulieren, Alain-Claude Sulzer und Peter Simonischek beim Applaudieren, das SOB beim Beklatscht-Werden (Foto: Michael Hug)

Foto 2: Peter Simonischek, Alain-Claude Sulzer, Ivor Bolton und das SOB  (Foto: Michael Hug

Basel/Theater Basel: Sinfoniekonzert PROMETHEUS des Sinfonieorchester Basel

Besprechung vom 23. Oktober 2019

Das Programm des vergangenen Konzertes des Sinfonieorchester Basel (SOB) sieht nicht nur auf dem Papier höchst interessant aus, sondern entfaltet sich – wie erhofft – als spannender Musikabend mit einer Orchesterleistung auf höchstem Niveau. Auf dem Programm stehen Kompositionen von drei bekannten Komponisten: Gabriel Fauré, Dmitri Shostakovich und Ludwig van Beethoven. Zudem wird das SOB tatkräftig vom in Freiburg im Breisgau gegründeten Balthasar-Neumann-Chor, dem Wiener-Burgtheater-Schauspieler Peter Simonischek, dem Pianisten Alexander Melnikow und dem Solo-Trompeter des SOB Immanuel Richter unterstützt. Die Musikalische Leitung hat Ivor Bolton.

Als Erstes wird Faurés Konzertsuite „Caligula“, zusammen mit den Frauen des Balthasar-Neumann-Chor zum Besten gegeben. Bolton achtet generell in allen Stücken an jenem Abend auf eine sehr transparente Einstudierung, was dem Orchesterklang eine angenehme Ausgewogenheit beschert. Nie ist es zu laut oder zu leise und alle Instrumente sind stets zu hören. Die gepflegten Stimmen der Damen des Balthasar-Neumann-Chores fügen sich hervorragend in die Texturen der verschiedenen Instrumenten-Gruppen ein und runden den stimmigen ersten Teil des Konzertes ab.

Nun verabschieden sich die Blech -und Holzbläser, sowie die Perkussionisten von der Bühne und ein Flügel wird herangeschoben. Der russische Pianist Alexander Melnikow betritt, begleitet von Solo-Trompeter Immanuel Richter, die Bühne. Dargeboten wird das Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr.1 c-Moll, op. 35 von Dmitri Shostakovich. Sicherlich der kurzweiligste Programmpunkt, da es die Komposition vor allem dem Pianisten erlaubt in die Tasten zu greifen. Jedoch reizt Melnikow die Forti nicht aus, sondern liefert eine dynamisch abwechslungsreiche und sensible Interpretation, welche auf ganzer Linie begeistert. Immanuel Richter brilliert mit einer sehr sauberen Technik, kann sich jedoch leider nicht vergleichbar intensiv an den emotionalen Ausbrüchen des Orchesters und des Klaviers beteiligen, was jedoch gänzlich an dem Charakter des Werkes liegt, und nicht an seiner konzentrierten Spielweise. Die Streicher des SOB überzeugen ebenfalls und zeigen viel Gefühl und Können in der Bogenführung und nehmen Rücksicht auf die Solisten. Ivor Bolton gibt klare Einsätze und leitet das SOB gekonnt und ohne übertriebenen Pathos in Sachen Gestik.

Nach der Pause folgt der längste Teil des Konzerts. Es werden Ausschnitte von Ludwig van Beethovens Ballettmusik „Die Geschöpfe des Prometheus“, op. 43 gespielt. Zudem wird die von Alain-Claude Sulzer neu verfasste Handlung von dem bekannten Schauspieler Peter Simonischek vorgelesen. Ein sehr interessantes Unterfangen, da die Ballettmusik sicherlich zu den seltener gespielten Werken Beethovens gehört. Bolton trumpft bezüglich Transparenz erneut auf, weshalb seine Einstudierung schon fast an historische Aufführungspraxis erinnert. Das Orchester wirkt dementsprechend lebendig und frisch. Die Holzbläser begeistern mit sinnlichen Phrasierungen und die Hörner spielen heroisch und kraftvoll. Unterbrochen wird die Musik jeweils von Simonischek, welcher kühl und trotzdem ergreifend die Texte von Sulzer liest. Eine eigentlich sehr kurzweilige und interessante Angelegenheit, wären die Ausschnitte und Texte ein wenig gekürzt worden. Somit zieht sich der Abend leider in die Länge, weshalb der dritte Teil des Konzerts etwas an Zauber verliert. Jedoch eine höchst beachtliche Leistung von allen Beteiligten.

Die Experimentierfreude findet sich schon lange in der Konzertgestaltung des SOB wieder- und dies soll sich auch bitte nicht ändern. Wie öde wäre die Musiklandschaft, wenn jedes Orchester die 9. Sinfonie von Beethoven auf dem Spielplan hätte. Man muss dem Orchester gratulieren, dass es sich unerschrocken an Neues wagt und somit für spannende Konzerte sorgt. Dies gilt es auch vom letzten Konzert zu berichten. Ein rundum gelungener Konzertabend mit tollen Solisten und grandios spielendem Orchester.

Philipp Borghesi

 

 

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