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BASEL/ Stadtcasino: – “Sinfonische Reise” – Sinfonieorchester Basel (SOB) – Behzod Abduraimov (Klavier) – Aziz Shokhakimov (Leitung)

28.03.2025 | Konzert/Liederabende

Basel: Stadtcasino Basel – “Sinfonische Reise” – Sinfonieorchester Basel (SOB) – Behzod Abduraimov (Klavier) – Aziz Shokhakimov (Leitung)

Besuchtes Konzert: 26.03.2025

Der Titel des heutigen Konzertabends lässt sich wörtlich nehmen: Fast schon physisch nimmt uns das Sinfonieorchester Basel (SOB) unter der Leitung von Aziz Shokhakimov auf eine musikalische Eisenbahnfahrt. Wir steigen in einen Zug, welcher von der Lokomotive «Pacific 231» gezogen wird. Lokführer ist Arthur Honegger, welcher im Führerstand die Lokomotive startet und in geräuschvolle Fahrt setzt. Die Siebenminuten-Komposition aus den drei «Mouvements Symphoniques» begründete Honeggers internationalen Ruhm und wurde anlässlich ihrer Uraufführung vom 8. Mai 1924 in Paris kontrovers diskutiert. Dem SOB gerät eine scharf-präzise Umsetzung des Werkes und macht die An-strengung der Lok beim Anfahren, die Steigerung zur Höchstgeschwindigkeit sowie das Bremsen des Zuges bei der Ankunft am Ziel nicht nur akustisch erlebbar. «Lokomotiven habe ich immer leiden-schaftlich geliebt.», lässt sich der Komponist zitieren. Diese Liebe hat Honegger in mitreissende Mu-sik, in welcher er die Geräusche und das «Verhalten» der Lokomotive exakt beschreibt, gefasst. Die starke Umsetzung durch das SOB und Maestro Shokhakimov macht die Zugsfahrt erlebbar.

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Zwei, die sich auch neben dem Konzertpodium bestens verstehen: Aziz Shokhakimov und Behzod Abduraimov (Foto: Benno Hunziker)

Viel auf Reisen war Ludwig van Beethovens «Klavierkonzert Nr. 1, C-Dur, op. 15» bereits zu Lebzeiten des Komponisten, gastierte dieser doch 1796 damit in Berlin, Bratislava und Budapest, bis es 1800 in Wien erstmals in seiner endgültigen Fassung erklang. Bis heute hat das Werk viele unter-schiedliche Interpretationen erlebt. Heuer stellt der usbekistanische Pianist Behzod Abduraimov dem Basler Publikum seine Sichtweise auf das Werk vor und bringt dabei neben seiner ausgeprägten tech-nischen Brillanz auch die individuelle, emotionale Tiefe des Konzertes zum Ausdruck.

Dass zwischen dem Dirigenten Aziz Shokhakimov und Behzod Abduraimov eine tiefe Freundschaft besteht, ist ein echter Gewinn für Interpretation und Aufführung von Beethovens Meisterwerk. Orchester und Solist musizieren in ausdrucksstarker Harmonie und Einklang. Besonders ergreifend gerät dabei der zweite Satz im Dialog mit der leidenschaftlichen Klarinette. Das Rondo gerät feurig, frech, launig – so wie es Beethoven sicher sehr gerne gehört hat. Auch hier achten Dirigent, Solist und Orchester auf stark ausgeprägte innere Differenzierung und Phrasierung.

Auch bei der Zugabe schenkt sich Behzod Abduraimov nichts und reisst das begeisterte Publikum mit Franz Liszts „Grandes études de Paganini Nr. 3, La Campanella, für Klavier solo (1851)“ mit – tech-nische Präzision – die Finger scheinen über die Tasten zu fliegen – gepaart mit Leichtigkeit und Emotionalität – fabelhaft!

Im grossen Stil wird die „Sinfonische Reise“ nach der Pause mit den „Sinfonischen Tänzen, op. 45 (1940) von Sergei Rachmaninow fortgesetzt. Dirigent Shokhakimov setzt dabei mit dem SOB auf Dynamik, differenzierte Kraft und Ausdruck. Im zweiten Satz lässt beim „Tempo di valse“ die innere Spannung der Aufführung etwas nach, der dritte, finale Satz packt dann aber wieder vollends.

Mit Alexander Wassiljewitsch Mossolows „Die Eisengiesserei, op. 19 (1926 – 1928)“ erreichen wir laut- und ausdrucksstark, funkensprühend den Zielbahnhof unserer „Sinfonischen Reise“. Der Le-gende nach hat Mossolow diese kleine, vor Energie schier explodierende Komposition unter dem starken Eindruck seines Hörerlebnisses von Honeggers „Pacific 231“ komponiert. Tragisch dabei ist, dass diese beeindruckende „Maschinenmusik“ von knapp vier Minuten Dauer das einzige Werk ist, wel-ches zu Mossolows eigentlichem Vermächtnis wurde. Es bleibt zu hoffen, dass die Musikwelt diesen Komponisten und sein Werk, welches auch Sinfonien, Opern und Oratorien umfasst, neu entdeckt und der Öffentlichkeit wieder zugänglich macht.

Begeisterter Applaus der Reisgesellschaft für diese spannende Fahrt durch die sinfonische Welt!

 

Michael Hug, Basel

 

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