Basel: Stadtcasino Basel – Sinfonieorchester Basel – “Surprise” – Sängerinnen, Sänger und Chor des Theater Basel – Ivor Bolton (Musikalische Leitung)
19.06.2025
Thank you, Ivor!
Ivor Bolton (Foto: Benno Hunziker)
Von 2016 bis 2025 hat Ivor Bolton die Geschicke des Sinfonieorchesters Basel (SOB) musikalisch gelenkt und durch sein Wirken das Basler Kulturgeschehen geprägt. Während dieser Jahre hat er auch schwierige Zeiten erfolgreich gemeistert. Da war zuerst die Renovation des Stadtcasino Basel, welche sich über vier lange Jahre hinzog. «Exil» fanden das SOB und sein Chefdirigent im Basler Münster und im Musical-Theater, beides Orte, welche wegen nicht ganz einfacher akustischer Voraussetzungen besondere Herausforderungen darstellten. Bolton und das SOB packten diese Herkulesaufgabe mit überwältigendem Erfolg an und schreckten dabei auch vor besonderen Projekten nicht zurück. So führte das SOB unter Boltons Leitung sämtliche Sinfonien Bruckners als unvergesslicher Zyklus äusserst erfolgreich im Basler Münster auf. Auch die Coronapandemie stoppte Bolton und das Sinfonieorchester Basel auf ihrer musikalischen Reise nicht.
Ivor Bolton wirkte nicht nur in Basel sondern war einerseits als Gastdirigent international unterwegs und andererseits mit «seinem» Sinfonieorchester Basel oft und gerne in anderen Städten zu Gast und verbreitete den guten Ruf des Orchesters über die Landesgrenzen hinaus unter anderem in Mannheim, München, Stresa und Graz. Zudem sind während der «Ära Bolton» elf CD-Einspielungen erschienen.
Mit einem würdigen Abschiedskonzert – eine Gemeinschaftsproduktion des SOB mit dem Theater Basel – wird Ivor Bolton am 19. Juni 2025 verabschiedet. Der scheidende Maestro bringt dabei eine persönliche Musikauswahl zur Aufführung – eine Herzensangelegenheit.
Nach herzlichen Begrüssungs- bzw. Abschiedsworten von Orchesterdirektor Franziskus Theurillat und einem herzlichen Gruss aus Berlin durch den Basler Theaterdirektor Benedikt von Peter, welcher durch Videoschaltung aus Berlin, wo er gerade inszeniert, zugeschaltet, Boltons Schaffen und Wirken in und für Basel würdigt.
Gross wird das Konzert, mit «Quattro pezzi sacri (1898)» von Giuseppe Verdi eröffnet. Sängerinnen, Sänger und der Chor des Theater Basel eröffnen die «Prezzi» stimmungsvoll. Mit dem Orchester setzt Ivor Bolton auf grosse, stimmungsvolle Klangbogen und Emotion. Das macht dem Chor, welcher vereinzelt nicht optimal disponiert ist, die Arbeit gerade bei den lauten Passagen nicht immer einfach.
Nach der Pause folgt auf Robert Schumanns «Ouvertüre f-Moll zu Shakespeares Julius Caesar, op. 128 (1851)» die sehr stimmungsvolle und fein differenzierte Aufführung von Hector Berlioz «Scène d` amour aus Romeo et Juliette, op. 17 (1839)». Ivor Bolton und das SOB arbeiten dabei sämtliche Stimmungen und Farben feinfühlig heraus – eine ergreifende Liebesszene!
Letzter offizielle Programmpunkt ist die «Fantasie-Ouvertüre zu Shakespeares Romeo und Julia (1880)» von Peter Iljitsch Tschaikowski. Noch einmal spielen Bolton und das SOB ihr grosses Talent in der musikalischen Dramatik aus, achten dabei aber akribisch auf die zarten, «verliebten» Passagen des Werkes. Leidenschaft, Kraft «ja» – Überborden «nein» – grossartig!
Standing Ovation des Publikums als Dankeschön für einen bewegenden Konzertabend – und für eine neunjährige, spannende, an- und aufregende musikalische Zeit.
Dafür gibt es eine Zugabe: «Ritrata notturno di Madrid» von Luciano Berio. In diesem Stück – eine Bearbeitung eines Werks von Boccherini – treten die Orchestergruppen einzeln zur Grundmelodie zusammen, entwickeln einen kraftvollen Gesamtklang, – dieser ist geprägt durch Freude, Festlichkeit und Dankbarkeit – und ziehen danach wieder einzeln ihres Wegs – so wie Ivor Bolton eben auch.
Wir lassen Ivor Bolton ungerne ziehen, blicken aber mit grosser Dankbarkeit auf die vergangenen neun Jahre zurück – und erwarten mit vorfreudiger Spannung den neuen Chefdirigenten des Sinfonieorchesters Basel: Markus Poschner.
Michael Hug