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BASEL/ Stadtcasino: SINFONIEORCHESTER BASEL (SOB): PLANETS. Basler Madrigalisten, Time for Three (Violinen und Kontrabass), Krzysztof Urbanski

12.04.2024 | Konzert/Liederabende

Basel: Stadtcasino – Sinfonieorchester Basel (SOB) – “Planets” – Basler Madrigalisten, Time for Three (Violinen und Kontrabass), Krzysztof Urbanski (musikalische Leitung)

– Konzert vom 10.04.2024

Ein perfekter Griff zu strahlend leuchtenden Sternen

Hans-Georg Hofmann, welcher nach elf Jahren von seinem Amt als künstlerischem Direktor des Sinfonieorchesters Basel zurücktritt, verlässt das SOB mit einem Konzertabend voller Überraschungen und Wendungen – und mit dem Wunsch an das Publikum, sich zumindest für den ersten Teil des Abends von herkömmlichen Hörgewohnheiten zu lösen und sich auf musikalisches Neuland zu wagen.

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Dank von Tobit Schäfer, Präsident Stiftungsrat Sinfonieorchester Basel (links), für den scheidenden künstlerischen Direktor Hans-Georg Hofmann (rechts) (Foto: Benno Hunziker)

Durch die äusserst geschickte Programmzusammenstellung ist es dem scheidenden künstlerischen Direktor und seinem Team gelungen, an jedem Konzertabend des SOB musikalische Vielfalt zu bieten. Dabei führte Hans-Georg Hofmann dem Publikum viel Neues und nicht selten auch Ungewohntes zu und ermöglichte neue, faszinierende musikalische Erlebnisse und Eindrücke. Auch verstand er es, jüngeres Publikum für «Klassische Konzerte» zu gewinnen – nicht zuletzt mit der Reihe «Concert & Cinema».

Selbstverständlich bleibt Hans-Georg Hofmann auch beim Abschied mit einem spektakulären Konzertabend sich selber treu: Denn «Contact (1922)», ein Werk des amerikanischen Komponisten Kevin Puts (*1972), welches heuer in Basel zur Europäischen Erstaufführung gelangt, vereinigt Klassik, Moderne und Folk zu einem mörderischen Triplekonzert, welches der Komponist dem Trio «Time for Three» – Nicolas «Nick» Kendall, Charles Yang (Violinen, Vocals) und Ranaan Meyer (Kontrabass, Vocals) auf den Leib und in die Instrumente schrieb. Die Solisten eröffnen mit einem zart a capella gesungenen (!) Refrain, welcher sich zu einem veritablen Orkan entwickelt. «Time for Three» begeistern mit perfekter Technik – egal ob sie ihre Instrumente streichen, zupfen oder schlagen – und dies gepaart mit äusserst sensibler innerer Differenzierung. Das Sinfonieorchester Basel unter der mitreissenden Leitung von Krzystztof Urbanski spielt sein ausgeprägtes musikalisch-dramatisches Talent voll aus und reisst zusammen mit den Solisten das Publikum bereits nach dem ersten Satz zu begeistertem Applaus hin. Geheimnisvoll erklingen im letzten Satz die Stimmen der Basler Madrigalisten. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen solchen Applaus für ein zeitgenössisches Werk erlebt habe. Der frenetische Applaus freut auch die drei Meistersolisten, welche vor der Zugabe in ihrem Dank das SOB als «the best Band in the Land» bezeichnen. Als Zugabe gibt es den Song «Joy», welcher eine Grundlage zu Puts Konzert bildet. Violine spielen und gleichzeitig singen – das geht bestens!

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Der absolute Wahnsinn: «Time for Three»: Charles Yang, Ranaan Meyer, Nicolas “Nick” Kendall (Foto: Benno Hunziker)

Der zweite Teil des Abends wird mit György Ligetis «Atmosphères» eröffnet. Dieses Werk, welches 9 Minuten dauert, ist ein Meilenstein der musikalischen Moderne – und vermag das Publikum ins Universum mit all seinen Sternen und Planeten zu entführen, ganz besonders natürlich dann, wenn der Konzertabend unter dem Titel «Planets» steht. Kein Wunder also, verwendete Stanley Kubrick Teile daraus in seinem Filmklassiker «2001: A Space Odyssey». Dem Sinfonieorchester Basel und Maestro Urbanski gerät eine spannungsgeladene, packende Aufführung des Werks.

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Mitreissend: Maestro Krzysztof Urbanski (Foto: Benno Hunziker)

Monumental und kraftvoll gelangen «The Planets (1916)» von Gustav Holst zur Aufführung. Dabei setzt Krzystztof Urbanski mit dem SOB nicht auf effekthascherischen Grossklang, sondern auf sensible Phrasierung. So pompös und mächtig das Werk mit Mars, dem Kriegsbringer startet, so sensibel und fein bringt Venus den Frieden – besonders ergreifend: die Bläser! -, so fröhlich verspielt fliegt Merkur durch die Lüfte! Die Fröhlichkeit, welche Jupiter bringt, wirkt dank der frischen Interpretation des Orchesters ansteckend – im Gegenzug wird aber auch das Alter, welches Saturn bringt, dank der sorgfältigen Einstudierung und Umsetzung, fühlbar. Nach dem magischen Uranus schliesst das Werk mit Neptun, dem Mystiker, verklärt mit den herrlichen Stimmen der Basler Madrigalisten.

Frenetischer Applaus für einen fantastischen Abend voller Tiefgang! – Vielen herzlichen Dank, lieber Hans-Georg Hofmann, für diese 11jährige Reise durch das musikalische Universum mit unzähligen Sternstunden!

 

                                                                                                                                  Michael Hug

 

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