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BASEL/ Stadtcasino: – Sinfonieorchester Basel (SOB) – “Cinderella” – Patricia Kopatchinskaja (Violine), Elim Chan (musikalische Leitung)

17.10.2025 | Konzert/Liederabende

Basel: Stadtcasino – Sinfonieorchester Basel (SOB) – “Cinderella” – Patricia Kopatchinskaja (Violine), Elim Chan (musikalische Leitung)

15.10.2025

Selbstbewusst, zielstrebig und energiegeladen tritt die zierlich wirkende Dirigentin Elim Chan auf das Podium vor das Sinfonieorchester Basel (SOB). Diese geballte Energie und Kraft behält die Dirigentin während des ganzen Abends und führt das Orchester mit äusserster Präzision durch das anspruchsvolle Programm.

Eröffnet wird das Konzert mit der Suite aus «Hamlet», einer Filmmusik von Dmitri Schostakowitsch, komponiert für den gleichnamigen Film von Grigori Kozintsev aus dem Jahre 1964. Elim Chan setzt bei der Aufführung des Soundtracks auf flottes Tempo, Kraft sowie Spannung und lässt zusammen mit dem dynamisch aufspielenden SOB erahnen, mit welcher grotesken Bildkraft das Kinopublikum beim Betrachten des Films konfrontiert wird. Elim Chan lässt das Orchester zu dramatischen Klangwellen anschwellen, um es dann ebenso sensibel wieder zurückzunehmen. Mit ihrem unmissverständlich eindeutigen Dirigat hat die Dirigentin das SOB fest im Griff. Begeisterter Applaus des Publikums!

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Geballte musikalische Kraft: Patricia Kopatchinskaja, Stefano Gervasoni, Elim Chan, Sinfonieorchester Basel (Foto: Bettina Matthiessen)

Mit erhobener Violine betritt Patricia Kopatchinskaja genau so energisch wie die Dirigentin das Podium. Mit ihrem roten Umhang bildet sie einen kräftigen farblichen Kontrast zu den klassisch schwarz-weiss gekleideten Musiker*innen des Orchesters. Die Solistin spielt die Uraufführung der erweiterten Fassung von «Tacet», Konzert für Violine und Orchester (2025) des zeitgenössischen Komponisten Stefano Gervasoni. Das lateinische Wort «Tacet» bedeutet «Pause, Stille, Schweigen». Der Komponist im Programm-Magazin: «Stille ist ein Zustand der qualitativen Transformation.» Stille als Haltung in einer tendenziell lauter werdenden Welt, im Chaos der Schreienden, steht weiter im Magazin zu lesen. Gervasoni hat das Konzert Patricia Kopatchinskaja gewidmet, mehr noch: buchstäblich auf den Leib geschrieben. Die Virtuosin kann darin alles, was ihre Geige hergibt, herausholen: Schrille Töne, fingerbrecherische Läufe, Zupfen, Kratzen, Schlagen – und das macht sie auch – mit vollem Körpereinsatz. Das wirkt dank der äusserst sorgfältigen Einstudierung und dem präzisen Zusammenspiel mit dem Orchester unter der strikten Leitung von Elim Chan nie unkontrolliert. Der anwesende Komponist zeigt sich ob der Aufführung begeistert, das Publikum vor allem ob Leistung der Solistin beeindruckt. Ihre grosse Sensibilität stellt die Solistin zusammen mit der ersten koord. Konzertmeisterin Marta Kowalcyk mit einer Komposition von György Ligeti als Zugabe unter Beweis.

Glanzvoll gerät nach der Pause die Aufführung von Sergej Prokofjews Suite aus «Cinderella» (1944). Grosse Klangbogen und eine klare innere musikalisch Dramaturgie prägen den dynamischen Vortrag. Auch hier führt Elim Chan klar und unmissverständlich und kitzelt aus dem Orchester nochmals alles heraus.

Grosser Applaus für einen anspruchsvollen Konzertabend.

 Michael Hug

 

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