Basel: Stadtcasino Basel – Sinfonieorchester Basel (SOB) – «Liszts Faust» – Basler Madrigalisten, Babette Mondry (Orgel), Pekka Kuusisto (Violine), Ilker Arcayürek (Tenor), Ivor Bolton (Leitung)
– 31.08./01.09.2022 – besuchtes Konzert: 31.08.2022
Wunderbarer Saisonauftakt!
Festliche Saisoneröffnung im Stadtcasino Basel (Foto: Benno Hunziker)
Fulminant eröffnet Babette Mondry an der prachtvollen Orgel, dem Prunkstück des Musiksaals des Basel Casinos den Psaume 24 für Chor, Orgel und Orchester, LB 36 (1916) von Lili Boulanger und füllt den Saal mit monumentalem Orgelklang. Gross und feierlich stimmen die Basler Madrigalisten sowie das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Ivor Bolton ein und sorgen für einen leidenschaftlichen, klangvollen Einstieg in den Konzertabend und damit auch in die neue Konzertsaison.
Die Organistin Babette Mondry (Foto: Benno Hunziker)
Leisere Töne gibt es dann vom Violinisten Pekka Kuusisto mit The Lark Ascending für Violine und Orchester von Ralph Vaughan William. Das hoch meditative Stück verlangt vom Solisten so einiges ab: Die Komposition ist in «höchster Höhe» gehalten und fordert mit seinen vielen Piani sehr viel Sensibilität – und grosses technisches Können. Jedes kleine Kratzerchen bei den unzähligen hohen Noten könnte den Gesamtgenuss beeinträchtigen. Pekka Kuusistos Spiel ist lupenrein, perfekt und dies nicht nur technisch, sondern auch auf der emotionalen Ebene. Getragen wird der Solist durch das herrlich aufspielende Sinfonieorchester Basel unter Ivor Bolton, welcher Solist und Orchester perfekt aufeinander abgestimmt hat. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal eine so differenzierte, sensible und reine Aufführung an der Violine gehört habe – einfach fa-bel-haft!
So geht es denn auch weiter mit Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, BWV 639, arrangiert für Solovioline und Streicher, von Johann Sebastian Bach/Anders Hillborg.
Leidenschaft pur: Pekka Kuusisto an der Violine. Foto: Benno Hunziker
Leidenschaft am Pult: Ivor Bolton (Photo: Benno Hunziker)
Nach der Pause stellen das SOB und Ivor Bolten einmal mehr unter Beweis, dass sie die Musik der Spätromantik wirklich draufhaben. Mit grossen Klangbogen und feiner innerer Differenzierung bringen die Musiker Eine Faust-Symphonie in drei Charakterbildern von Franz Liszt zur Aufführung. Fausts Zerrissenheit und Leidenschaft kommen dabei ebenso zum Tragen wie die unschuldige Verzweiflung Gretchens und Mephistos zynischer Boshaftigkeit. Im dritten Satz gelangen wir mit dem ausdrucksstarken Tenor Ilker Arcayürek und den erneut sangesfreudigen Basler Madrigalisten und Babette Mondry an der Orgel zur Erkenntnis: «Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan».
Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan – Ilker Arayürek, Basler Madrigalisten (Photo: Benno Hunziker)
Ein wunderbarer Auftakt in eine vielversprechende Saison!
Michael Hug