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BASEL/Stadtcasino: SINFONIEORCHESTER BASEL „EÖTVÖS“. Marcus Weiss (Saxofon) – Péter Eötvös (Leitung)

18.02.2022 | Konzert/Liederabende

Basel: Stadtcasino Basel – Sinfonieorchester Basel (SOB) – «Eötvös» – Marcus Weiss (Saxofon) – Péter Eötvös (Leitung)

 – 16.02.2022

Vertontes Schweigen, Jazz mit gesetzten Noten und gross Angelegtes

Péter Eötvös, in dieser Saison «Composer in Residence» beim Sinfonieorchester Basel (SOB), dirigiert die Aufführung seiner beiden Kompositionen – beides Auftragswerke des SOB – gleich selbst. Das ist sehr gut so, denn wer könnte die Kompositionen besser im Sinne des Komponisten aufführen, wenn nicht der Komponist selber?

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Einführende Worte durch den dirigierenden Komponisten: Péter Eötvös          (Foto: Benno Hunziker)

Mit einer mit leisem Humor gespickten Kurzeinführung stimmt der Péter Eötvös auf das erste Stück ein: «Sirens’ Song» (2020). Der Komponist bezeichnet sein Stück als sinfonische Dichtung. Verarbeitet wird darin der Mythos um Odysseus, welcher sich bekanntlich an sein Schiff fesseln liess, um dem verführerischen Gesang der Sirenen nicht zu erliegen. Soweit bleibt Eötvös bei Homer, switcht dann aber zu Kafaks «Das Schweigen der Sirenen», wo die Sirenen dann gerade das NICHT tun, was eigentlich von ihnen erwartet wird: Singen. Dieses Schweigen setzt Eötvös in seiner Komposition so um, dass wir (quasi in der Rolle als Odysseus) uns in Ermangelung des Sirenengesanges verstärkt auf alles achten, was rund herum passiert – und uns dabei einbilden die Sirenen singen zu hören. Das Sinfonieorchester Basel (SOB) setzt diese stimmungsvolle Tondichtung mit grösster innerer Spannung um und vermittelt dem Publikum dabei die akustischen Klangbilder sowie die filmische Umsetzung für das Kopfkino.

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Marcus Weiss, Péter Eötvös und das Sinfonieorchester Basel in Aktion           (Foto: Benno Hunziker)

«Wenn etwas notiert ist, dann ist es kein Jazz mehr», dies das Statement von Péter Eötvös, der vom SOB den Auftrag erhielt, ein Konzert für Saxofon zu schreiben. Mit dem Eingangsstatement musste dies eine wahre Herkules-Aufgabe sein – das war es dann auch. Das Saxofon begleitet den Komponisten seit seiner Kindheit und stellte für ihn in damals in Ungarn schwierigen Zeiten ein Symbol für Freiheit – konnte man Jazz – und somit auch Saxofon – in seiner Heimat nur auf illegalen Wegen hören.

Bei «FOCUS», Konzert für Saxofon und Orchester (2021), konzentriert sich Eötvös voll und ganz auf das Soloinstrument. Es erklingt ein ziemliches Chaos, dem man zumindest beim Saxofon die Jazz-Improvisationseindruck – trotz aller gesetzten Noten – nicht absprechen kann. Der Saxofonist Marcus Weiss gibt eine grossartige Performance, das SOB bildet den zuverlässigen «Hintergrund» – und so entsteht ein faszinierendes wie auch äusserst forderndes Klangerlebnis.

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Grosse Gesten – grosse Klangbogen: Maestro Péter Eötvös                              (Foto: Benno Hunziker)

Gross, leidenschaftlich und wunderbar differenziert erklingt nach der Pause die «Hary Janos Suite» (1926) von Zoltan Kodaly. Péter Eötvös setzt auf grosse, feierliche Klangbogen, freudige Forti aber auch auf feinfühligste Phrasierungen im «Lied», wo nebst den herrlichen Streichern und Holzbläsern auch das Zymbal das Heimweh nach der Heimat so ergreifend ausdrückt.

Ein eindrücklicher und sehr anspruchsvoller Konzertabend – grosser Applaus des Publikums.

Michael Hug

 

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