Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BASEL/Stadtcasino: SINFONIEORCHESTER BASEL «César» – Alexander Melnikov (Klavier) – Ivor Bolton (Leitung)

29.06.2023 | Konzert/Liederabende

Basel: Stadtcasino Basel – Sinfonieorchester Basel (SOB) – «César» – Alexander Melnikov (Klavier) – Ivor Bolton (Leitung)

 – 28./29.06.2023 – besuchtes Konzert: 28.06.2023

Einen kraftvollen, leidenschaftlichen Saisonschlusspunkt setzt das Sinfonieorchester Basel (SOB) unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton unter eine grandiose Saison 2022/23.

hug
Leidenschaft und Präzision: Alexander Melnikov, Ivor Bolton, Sinfonieorchester Basel (Foto: Benno Hunziker)

Eröffnet wird der Abend mit dem «Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll, op 15 (1859)» von Johannes Brahms mit Alexander Melnikov am Klavier. Bereits beim tragischen Orchesterintro versinkt der Pianist in der Musik und nimmt die Leidenschaft und Sensibilität des Orchesters auf. Es entsteht ein musikalisches Miteinander voller Leidenschaft, Kraft und feinster Sensibilität. Nie driften Orchester und Solist auseinander – die beiden sind «eins». Die vielen musikalischen Emotionen, welche beim Zuhören ein Wechselbad der Gefühle auslösen, werden ergreifend ausgespielt, es geraten 45 mitreissende, spannende Minuten. Dass Alexander Melnikov auch eine technische Meisterleistung liefert, versteht sich hier wohl von selbst. Das Sinfonieorchester ist hier nicht «einfach» Begleiter eines Solisten, sondern dessen Partner. Und so entsteht ein grossartiges Gesamtklangerlebnis mit grossen Klangbogen im ersten und dritten Satz und sensiblen meditativen Erlebnissen im zweiten Satz. Besonders ergreifend gelingt da das «Zwiegespräch» zwischen Piano und den Holzbläsern. Da steckt so viel Trauer und gleichzeitig auch Trost drin. Eine so leidenschaftliche, aufrichtige Aufführung dieses Konzerts habe ich schon lange nicht mehr erlebt – einfach wunderbar!

Im zweiten Teil des Abends bleibt zwar die Tonart gleich, der Komponist jedoch wechselt: Auf das eindrückliche erste Klavierkonzert von Johannes Brahms folgt nach der Pause die «Sinfonie d-Moll, FWV 48 (1888) von César Franck. Nach dem sanften, melodischen Einstieg tut sich dann in grossen und kleineren Wogen «die Hölle» auf. Auch hier ist dem Sinfonieorchester Basel und Ivor Bolton eine spannende, perfekt differenzierte Dramaturgie des Werkes gelungen. Ivor Bolton lässt das Orchester anschwellen, jedoch nie explodieren und nimmt es bei den leisen Stellen zurück und verleiht damit gerade den Piani viel innere Spannung und Glanz. Orchester und Dirigent verstehen sich auch hier prächtig und ziehen an einem Strick.

Mit grossem Applaus verabschiedet das Basler Publikum sein Sinfonieorchester und dessen Chefdirigenten in die wohlverdiente Sommerpause – und freut sich auf die kommende Saison, in welcher sich das Orchester nebst dem Konzertbetrieb im Musiktheater mit einer ganz besonderen, wunderbaren Aufgabe konfrontiert sieht: In Basel wird nach 47 Jahren endlich wieder ein «Ring» geschmiedet!

 

 Michael Hug

 

Diese Seite drucken