Basel: Stadtcasino Basel – Sinfonieorchester Basel (SOB) – «Beflügelt» – Lucas und Arthur Jussen (Klavier) – Ivor Bolton (Leitung)
– 30./31.08.2023 – besuchtes Konzert: 30.08.2023
Familiär beflügelter Saisonauftakt im Stadtcasino Basel
«Familienbande» – unter dieses Motto stellt des Sinfonieorchester Basel (SOB) seine neue Saison. Es werden unter anderem die drei Brüder Edgar, David und Jeremie Moreau sowie die Schwestern Marielle und Katia Labeque auftreten und die Konzertabende des SOB mit ihren Darbietungen bereichern.
«Familienbande» – dieses Motto greift auch über den Konzertsaal hinaus ins Theater Basel, wo ab 9. September nach über 45 Jahren wieder ein «Ring» geschmiedet wird – eine, wie wir wissen, abgrundtiefe Familientragödie mit globalen Auswirkungen.
Die Brüder Lucas und Arthur Jussen, Ivor Bolton und das Sinfonieorchester Basel. (Foto: Benno Hunziker)
Höchst familiär geht es bereits am ersten Konzertabend des SOB zu. Da spielen nämlich Lucas und Arthur Jussen das «Konzert für zwei Klaviere und Orchester, E-Dur, MWVO 5 (1823), welches Felix Mendelssohn Bartholdy im zarten Alter von vierzehn Jahren zum Geburtstag seiner Schwester Fanny schrieb und auch oft mit ihr zusammen spielte. So innig wie Felix mit seiner Schwester Fanny so herzlich sind die beiden Brüder Lucas und Arthur Jussen miteinander verbunden. Und dies merkt man bei ihrem Spiel. Technisch berauschend, in absoluter Harmonie und mit allergrösster Spielfreude zaubern die beiden Brüder das wunderbare Werk leidenschaftlich auf dem Podium. Das Sinfonieorchester Basel unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton begleitet das Pianisten-Duo umsichtig und bringt damit die hohe Spielkunst der beiden Pianisten besonders eindrücklich zum Tragen.
Umbaupause: Hans-Georg Hofmann, Künstlerischer Direktor des SOB, im Gespräch mit der «Composer in Rescidence» Unsuk Chin (Photo: Benno Hunziker)
Nach diesem rauschenden Einstieg gelangt ««Alaraph «Ritus des Herzschlags» für Orchester (2022)»» von der «Composer in Residence» Unsuk Chin (*1961) zur Uraufführung. Es handelt sich hierbei um ein Auftragswerk des Sinfonieorchesters Basel, des Concertgeboworkest Amsterdam, des National Symphony Orchester Tawina und der San Francisco Simphony. Die Komponistin bezieht sich mit ihrer Komposition auf die «Herzschlag-Sterne», deren Lichtkurve bei einer langfristigen Aufzeichnung der Helligkeit der Kurve eines Elektrokardiogramms gleicht. Es entstand eine Art Klanginstallation, bei welcher das rhythmische Schlagwerk eine zentrale Rolle einnimmt und die Grundklänge des Orchesters lenkt. Äusserst präzise leitet Ivor Bolton das SOB durch die komplexe Partitur. Das Sinfonieorchester erweist sich auch im Bereich der neuzeitlichen Musik als meisterlich. Unsuk Chin, welche der Uraufführung beiwohnt, zeigt sich beim Applaus sehr glücklich über die Aufführung.
Den zweiten Teil des Abends bildet nach der Pause die «Sinfonie Nr. 2, D-Dur, oop.73 (1877) von Johannes Brahms. Es gelingt eine stimmungsvolle Aufführung der «lyrischsten unter den Brahms-Sinfonien». Ohne dabei kitschig zu werden, spielt das SOB unter Maestro Bolton die vielen Stimmungen des Werkes aus, ein besonderes Lob sei dabei den Holzbläsern ausgesprochen.
Grosser Schlussapplaus für einen gelungenen Saisonauftakt für das SOB von seiner grossen Familie – dem Publikum.
Michael Hug