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BASEL/ Stadtcasino: Hans Huber – WEISSAGUNGEN UND ERFÜLLUNG. SINFONIEORCHESTER BASEL

23.08.2022 | Konzert/Liederabende

Basel/Stadtcasino Basel: Hans Huber- Weissagung und Erfüllung

Konzert vom 21.08.2022

borg
Foto: Borghesi

Als musikgeschichtlich sehr bedeutsam kann das erste Konzert des Sinfonieorchesters Basel (SOB) nach der Sommerpause betrachtet werden. Es steht ein schon seit über hundert Jahren nicht mehr aufgeführtes Werk auf dem Programm. Jedoch sollte der Name des Komponisten gerade in Basel nicht auf taube Ohren stossen. Es wird das 1913 uraufgeführte Weihnachts-Oratorium „Weissagung und Erfüllung“ von Hans Huber aufgeführt. Eigentlich sollte das Werk im vergangenen Dezember anlässlich des 100. Todestages des Komponisten in neuem Glanz erstrahlen, was Corona jedoch in letzter Minute zu verhindern wusste. Erfreulich, dass sich die Verantwortlichen durchringen konnten, das Oratorium dem Publikum im darauffolgenden Sommer zu Gehör zu bringen. Allerdings verlangte die Wiedergeburt dieses monumentalen Werkes eine beachtliche Vorarbeit. Die Orchesterpartitur des an der Uraufführung überaus gefeierten, kurz darauf jedoch vergessenen Werks, musste vorab mit Hilfe einer Notations-Software transkribiert werden, da es keine gängige Ausgabe bei einem Verlag zu beziehen gab.

Das knapp einstündige Konzert verlangt ein hohes Personalaufkommen. Neben dem SOB unter der Leitung von Duncan Ward stehen unter anderem die Sopranistin Maya Boog, die Mezzosopranistin Eva Vogel, der Tenor Benjamin Bruns, der Bariton Michael Nagy, sowie drei verschiedene Chöre auf der Bühne – die Knabenkantorei Basel, der Basler Gesangsverein und die Basler Madrigalisten unter der Leitung von Raphael Immoos.

Die musikalische Qualität zieht sich vom hervorragend spielenden Orchester, bis hin zu den gefühlvoll agierenden Solisten und den majestätischen Chorklängen wie ein roter Faden durch die gesamte Aufführung und ist höchst erfreulich. Das Orchester spielt transparent und übertönt die Solisten nur in den seltensten Fällen. Die Streicher des SOB zeigen einen Zusammenhalt, den man schon lange nicht mehr so diszipliniert und virtuos zugleich gehört hat. Das Basler Blech ist ebenfalls in Höchstform und serviert kraftvolle Salven und gefühlvolle Horn-Einlagen. Einzig die Holzbläser gehen in den lauten „Tutti“ ein wenig unter, brillieren dafür umsomehr in den ruhigeren Passagen. Die neue Orgel des Stadtcasino fügt sich geschmackvoll in den Orchesterklang ein und setzt dem Gebotenen noch eine Krone auf. Auch die anspruchsvollen Soli des Konzertmeisters gelingen fabelhaft und verdienen ein grosses Bravo für diese gekonnte Ausführung.

Als gut kann die sängerische Leistung der vier Solisten bezeichnet werden. Am meisten sticht der Tenor Benjamin Bruns heraus, der mit seiner kontrollierten und lyrischen Stimme durch die Orchestemassen sticht und berührt. Die perfekt einstudierten Chöre runden den Abend ab und sorgen für Gänsehautmomente.

Hans Huber hat mit seinem Oratorium ein Werk geschaffen, dass eine regelmässige Wiedergabe unbedingt verdient hat. Abgesehen vom eindeutigen Text, lässt musikalisch nicht viel auf eine weihnachtliche Stimmung schliessen, was der Wiedergabe im Sommer keinen Abbruch tut. Die Intensität zieht sich durch fast jeden Satz und ist emotional sehr aufwühlend. Nach dem Abklingen des letzten Tones muss zuerst ein Moment innegehalten werden, um verarbeiten zu können, was gerade dargeboten wurde.

Abschliessend muss allen Beteiligten, nicht zuletzt Duncan Ward für seine herausragende Leistung, gratuliert werden, die dieses Werk zur Aufführung gebracht haben. Das zu zwei Drittel gefüllte Stadtcasino bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus. Nun bleibt zu hoffen, dass sich für die am nächsten Mittwoch beginnende reguläre Konzert-Saison des SOB die übrigen freien Plätze rasch belegen werden und das Orchester vor ausverkauftem Hause auftreten darf.

Philipp Borghesi

 

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