Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BASEL/ Stadtcasino: DIDO, KÖNIGIN VON CARTHAGO. Christoph Graupner: Dido, Königin von Carthago • La Cetra Barockorchester Basel im Stadtcasino. Konzertant

02.03.2024 | Oper international

Christoph Graupner: Dido, Königin von Carthago • La Cetra Barockorchester Basel im Stadtcasino Basel • Konzertante Vorstellung am 27.02.2024

(Konzertante Premiere am 24.02.2024 im Concertgebouw Amsterdam)

cart

5 Opern und über 1400 Kantaten

Als 1706 der Schwedenkönig Karl XII. in Sachsen einfällt, werden in Leipzig junge Männer direkt auf der Strasse zum Solddienst gepresst. Um diesem Schicksal zu entgehen, lässt ein junger Musiker alles zurück und flieht nach Hamburg. Christoph Graupner, geboren 1683 im erzgebirgischen Kirchberg, plant sobald als möglich wieder nach Leipzig zurückzukehren. In der Hansestadt trifft er allerdings auf eine musikalische Szene, die ihn nicht mehr loslässt und wird am Theater am Gänsemarkt Cembalist. Dort bekommt er «immer mehr Gelegenheit, mich in der theatralischen Schreibart zu üben» und hat Kontakt mit dem drei Jahre vor ihm nach Hamburg gekommenen Georg Friedrich Händel, dem Hamburger Komponisten und Reinhard Keiser, der 1697 die Leitung des Theaters am Gänsemarkt übernommen hatte. Mittelpunkt des trotz aller hanseatischen Nüchternheit pulsierenden Kulturlebens war eben dieses Theater am Gänsemarkt, das die Schaulust der Bürger immer aufs Neue zu befriedigen hatte. So bestand ein grosser Bedarf an neue Opern, den Händel, Mattheson und Keiser zu decken hatten. Nach mehreren Projekten mit Keiser kam Graupner dann 1707 mit seiner «Dido, Königin von Carthago» zum Zug. Folge-Aufträge legen nahe, dass die Uraufführung im Frühling 1707 ein Erfolg war. Graupners Hamburger Zeit war bereits im Herbst 1709 zu Ende, als Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt ihn dem Theater am Gänsemarkt abwarb. Da das Darmstädter Theater bald nach seiner Ankunft (aber nicht wegen seiner Ankunft) auf Grund finanzieller Schwierigkeiten geschlossen werden musste, liegt der Schwerpunkt von Graupners Darmstädter Schaffen auf Kantaten und Sinfonien. So stehen neben 5 Opern über 1400 Kantaten und über 100 Sinfonien gegenüber. Graupner sollte Darmstadt nicht mehr für längere Zeit verlassen. 1455 erblindet, starb er dort am 10. Mai 1760.

Das Libretto zu Graupners «Dido», den Aufführungsgewohnheiten am Gänsemarkttheater entsprechend zweisprachig (deutsch und italienisch), stammt von Heinrich Hinsch (1650-1712), dem wichtigsten Librettisten des Gänsemarkttheaters. Hinsch hatte die seit Cavallis Dido aus dem Jahre 1647 populäre Handlung mit weiteren Nebenhandlungen versehen. Graupners Musik changiert zwischen zeitgenössisch konventionell und hochmodern.

Die Aufführung wird ganz wesentlich vom La Cetra Barockorchester Basel und seinem künstlerischen Leiter Andrea Marcon (Cembalo) getragen. Mit hörbarer Spielfreude und enormem Farbenreichtum widmen sie sich der Entdeckung der faszinierenden Partitur.

Robin Johannsen überzeugt mit rundem, vollem Sopran in der überaus anspruchsvollen Titelpartie. Besonders eindrücklich und ergreifend gelingen ihr die Lamenti im zweiten und dritten Akt. Andreas Wolf gibt den Hiarbas und den Elgabal mit kraftvoll strahlendem, perfekt geführten Bariton. Emiliano Gonzalez Toro leiht dem Aeneas seinen strahlenden, kraftvollen, aber immer schlank geführten Tenor. Alicia Amo begeistert als Anna und Juno mit glockenreinem, kristallklaren Sopran. José Antonio López ist ein Juba mit ungewöhnlich leicht geführtem und so schon fast baritonal wirkenden Bass. Chelsea Zurflüh gibt die Menalippe mit perfekt geführtem und stilistisch versiert eingesetztem Sopran und bereitet pures Vergnügen. Raphael Höhn als Achates/Disalces ergänzt das formidable Ensemble.

Ein faszinierender Abend.

Weitere szenische Aufführungen am 25.08.2024 und 27.08.2024 im Rahmen der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik.

02.03.2024, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken