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BASEL/ Stadtcasino: Coulais/Barratier: Die Kinder des Monsieur Mathieu» –

Sinfonieorchester Basel (SOB), Mädchenkantorei Basel, Knabenkantorei Basel, Salomé Im Hof (Inszenierung), Felix Mildenberger (Leitung)

31.10.2021 | Konzert/Liederabende

Stadtcasino Basel – «Coulais/Barratier: Die Kinder des Monsieur Mathieu» – Sinfonieorchester Basel (SOB), Mädchenkantorei Basel, Knabenkantorei Basel, Salomé Im Hof (Inszenierung), Felix Mildenberger (Leitung)

 – 30.10.2021

Les Choristes de Bâle

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«Vois sur ton chemin» – die Mädchenkantorei Basel, die Knabenkantorei Basel (Photo: Benno Hunziker)

«Eigentlich hat sich ja gar nicht viel geändert», müssen sich Boniface (Salomon Kundert), Pépinot (Mattia Zürcher), Morhange (Lenard Fasnacht), Le Querrec (Erjon Blakaj), Corbin (Aaron Christ) und Illouse (Raphael Lüscher) denken, wenn sie sich Jahre nach den aufregenden Schulzeiten im Internat mit Monsieur Mathieu wiedersehen – an ihrer alten Schule? – und die Erinnerungen Revue passieren lassen. Sogar «Bösewicht» Mondän (Jonathan Bötticher) findet sich überraschend und unverändert ein … – Auch heuer gibt es den diktatorischen Rektor (Lorenz Adler), der das Institut nach dem Grundsatz «Aktion – Reaktion» leitet, ebenso gibt es einen Chor – sowie einen Monsieur Mathieu. Die Film-Chorhelden von damals stossen jedoch nicht mehr auf «Schüler*innen» sondern auf «Lernende». Papier ist out – Smartphone, Computer und Social Media sind «in». Aber auch in diesem «modernen», digitalisierten Umfeld finden wir Kinder, die gerne spielen, sich zuweilen raufen – und singen. Und wie damals findet sich wieder der «Assistent des Dirigenten» oder der «personifizierte Notenständer». Wir stellen beruhigt fest: Die schöne Geschichte um Monsieur Mathieu und seine «Choristes» fügt sich nahtlos in die heutige Zeit ein – dem Himmel sei Dank!

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Les Choristes von damals treffen auf les choristes von heute (Foto: Benno Hunziker)

Dies ist der Plot, welchen die Basler Regisseurin Salomé Im Hof dem szenischen Konzert des Sinfonieorchesters Basel, in Zusammenarbeit mit dem Theater Basel zu Grunde legt. Die eigentlichen Stars sind die jungen Talente der Mädchenkantorei Basel und der Knabenkantorei Basel, deren Leiterin Marina Niedel und Leiter Oliver Rudin sich die Rolle des Monsieur Mathieu teilen. Regisseurin Im Hof und ihre Mitarbeiterin Ana Lopez inszenieren das Konzert als stimmungsvolle Geschichte, führen die jungen Sängerinnen und Sänger gezielt; das Klopfen auf die Schreibflächen der Schulstühle klappt ebenso perfekt wie die lustig choreographierten kurzen Raufereien einzelner Schüler (ich bleib’ bei diesem Begriff). Grossartig ist dabei auch die Idee, die Mädchen- und die Knabenkantorei gemeinsam auftreten zu lassen. Warum soll diese Geschichte nur den Jungs vorbehalten sein? Folgerichtig gibt es da eben nicht nur den Monsieur Mathieu sondern eben auch dessen weibliches Pendant. Dass sich diese Zusammenarbeit musikalisch als Höchstgewinn erweist, muss wohl nicht besonders hervorgehoben werden. Marina Niedel hat ihre Mädels und Oliver Rudin seine Jungs auf das allerbeste auf dieses Konzert vorbereitet – und dies nicht nur vom musikalischen Standpunkt aus gesehen! Es ist spürbar: die «Basler Choristes» brennen für die Musik – und ihre Leiter. Mit wahrer Sanges- und Spielfreude stürzen sie sich in dieses aufregende Abenteuer und liefern musikalischen Chorgenuss vom Feinsten. Keine Wackler – keine Unsicherheiten – nicht einmal beim fordernden a cappella-Stücks «La Nuit», – einfach fa-bel-haft! Solistisch fallen in «Caresse sur l’ océan Elin Fleck und Lena Madörin auf. Ein Highlight für sich liefert Luis Kocsis, der mit wunderschönem, klarem Knabensopran das äusserst anspruchsvolle «In Memoriam» (Kyrie) berührend und souverän meistert. Irena Vleeshouwers, Matilde Mazzei, Jémémie Savoy und Louis Hawes gefallen als weitere Solisten des Abends. Dirigent Felix Mildenberger (diesen Namen muss man sich merken!) und das SOB begleiten die Chöre umsichtig mit grosser Emotion und feinster innerer Differenzierung.

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Dirigent Felix Mildenberger (Foto: Benno Hunziker)

Bei den gesprochenen Dialogen gilt es das eine oder andere technische Problemchen mit den Mikrophonen zu bewältigen. Auch können sich die Kinderstimmen nicht immer gegen das Orchester, welches auch die orchestralen Zwischenspiele feinfühlig zur Aufführung bringt, durchsetzen. Dies ist jedoch den technischen Bedingungen und nicht den Aufführenden geschuldet, die Saalmikrophone hängen eben sehr hoch.

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Monsieur Mathieu der Knabenkantorei Basel: Oliver Rudin
Madame Mathieu der Mädchenkantorei Basel: Marina Niedel
Mädchen- und Knabenkantorei Basel (Photo: Benno Hunziker)

 «Die Kinder des Monsieur Mathieu» – mit diesem Familienkonzert haben das Sinfonieorchester Basel, die Mädchen- und Knabenkantorei und das Theater Basel etwas vom Wichtigsten zustande gebracht, was es überhaupt zustande zu bringen gibt: Die wunderbare Welt der Musik und des Theaters wird jungen Menschen nahe gebracht. Die jungen Künstlerinnen und Künstler werden nun wohl noch angefressener ihrem schönen Hobby nachgehen – und viele kleine und grossen Fans aus dem Publikum werden sicherlich in Zukunft zumindest ein Konzert oder eine Theateraufführung besuchen. Das wird, zusammen mit der musikalischen Einstudierung und Leistung, die tolle Regiearbeit von Salomé Im Hof, welche gekonnt Konzert und Theater miteinander kombiniert, hoffentlich bewirken.

Ganz sicher ist das wohl bereits jetzt schon bei der kleinen knapp zweijährigen – nennen wir sie mal – Lisa der Fall. Die Kleine ist nämlich während des Konzerts regelmässig mit ihrem Stoffhasen ausgebüxt und Richtung Podium gerobbt, wurde aber immer wieder von ihrer Mutter eingesammelt. Am Schluss hätte sie es jedoch fast geschafft – da ging dann aber auch schon der jubelnde Applaus für die Aufführenden los. Wenn Klein-Lisa allerdings ihre Freude und Beharrlichkeit behält, wird sie bald zusammen mit den anderen Kindern der Mädchen- und Knabenkantorei auf dem Podium wunderbare Musik machen! Wir freuen uns drauf.

 Michael Hug

 

 

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