Basel: Stadtcasino Basel – Sinfonieorchester Basel (SOB) – «Cello On The Rocks» – Nicolas Altstaedt (Violoncello), Krzysztof Urbanski (Leitung)
– 23.11.2022
Mystik – Dramatik – Leidenschaft
Krzysztof Urbanski, Anders Hillborg, Nicolas Altstaedt (Foto: Benno Hunziker)
Es beginnt mit mystischen hohen Tönen, welche dann über ein klirrendes, flirrendes Klangchaos (da musste ich unweigerlich Oskar Salas und Bernard Herrmanns Klanginstallation in Alfred Hitchcocks Horrorthriller «The Birds» denken) in einen dunklen Gesamtklang, welcher an das Dolby-Surround-Motiv von THX anzulehnen scheint, zusammenfinden und von dort zu verschiedenen faszinierenden Klangbildern weiterentwickelt werden. Und immer wieder tauchen sie auf, the Birds und THX. Dies ist so mein kläglicher Versuch, das vielschichtige, ergreifende «Konzert für Violoncello und Orchester» von Anders Hillborg, Composer in Residenz des SOB, welcher an diesem Abend bei der Schweizer Erstaufführung zugegen ist, in Worte zu fassen. Und mitten aus diesen Klangwelten tritt Cellist Nicolas Altstaedt, der zusammen mit dem Sinfonieorchester Basel unter der präzisen Leitung von Krzysztof Urbanski eine technisch herausragende, fein differenzierte Aufführung bietet, heraus. Und das ganz Besondere an der Geschichte ist, dass Anders Hillborg das Konzert für Nicolas Altstaedt komponiert hat. Kein Wunder also, entsteht hier eine sehr persönliche, ja fast schon intime Aufführung des Konzerts.
Faszinierend geht es nach der Pause mit der «Sinfonie Nr. 10 e-Moll» von Dmitri Schostakowitsch weiter. Und hier erleben wir eine dramatische, klangstarke, aufs Feinste differenzierte Darbietung des Sinfonieorchesters Basel. Krzyssztof Urbanski, welcher die Sinfonie auswendig dirigiert, brilliert einmal mehr mit seinen klaren, exakten Einsätzen und kitzelt mit vollem Körpereinsatz die ganze Emotionalität aus dem Orchester raus. Die Energie, welche aus dem Maestro sprudelt, wird vom Orchester aufgenommen, verstanden und grandios umgesetzt. Der zweite Satz (Allegro) ist an Dramatik nicht mehr zu überbieten. Die Dirigiersprache Krzysztof Urbanskis bleibt dabei jederzeit echt und glaubwürdig. Das alles geht über blosses Dirigieren hinaus – der Maestro lebt Schostakowitschs Musik – und das verstärkt den Zauber dieser Aufführung! Und wenn dies vom Orchester verstanden und entsprechend umgesetzt wird, dann entstehen eben solche wunderbaren, nachhaltige Musikerlebnisse, wie an diesem denkwürdigen Konzertabend in Basel.
Das Publikum feiert Orchester und Dirigent mit rauschendem Beifall!
Michael Hug