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BASEL: SATYAGRAHA von Philip Glass in der Inszenierung von Sidi Larbi Cherkaoui. Premiere

29.04.2017 | Oper

Theater Basel: Philip Glass „SATYAGRAHA“ Regie: Sidi Larbi Cherkaoui
Premiere: 28. April 2017

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Nicholas Crawley, Cathrin Lange, Rolf Romei, Maren Favela, Andrew Murphy, Anna Rajah, Kompagnie Eastman, Chor des Theater Basel            ©Sandra Then

Das Theater Basel hat, zum dritten Mal in der Spielzeit 2016/2017 eine zeitgenössische Oper im Programm. Nach Korngolds  „DIE TOTE STADT“, (Simon Stone, Pr. 17.September 2016) folgte in der Regie von Calixto Bieito „ORESTEIA“, komponiert von Iannis Xenakis, (Pr. 24. März 2017). Diese beiden Werke sind in Basel sehr erfolgreich und wurden vom Publikum sehr gut aufgenommen. Es wird sich erweisen, ob „SATYAGRAHA“ (gesprochen: „satti’ahgra-ha) beim Basler Publikum einen ähnlichen Zuspruch findet.

„Glass verfolgt mit Satyagraha die Vision eines Musiktheaters, welches die Grenzen von Zeit und Raum sprengt und sich in Form von assoziativen Bildern entfaltet, anstatt einer konkreten Handlung zu folgen. So mag das erleben einer Aufführung von Satyagraha in gewisser Weise mit dem Besuch einer Ausstellung vergleichbar sein. Glass selbst vergleicht es mit dem Betrachten eines Fotoalbums.“ (© Programmheft Theater Basel)
In Satyagraha porträtiert Philip Glass Ghandis frühe Jahre in Südafrika (1893 bis 1914). Hier entwickelte Mahatma Gandhi unter dem Eindruck der Rassentrennung, welcher nicht nur Schwarze, sondern auch die farbigen Menschen, (coloured people), also auch Inder betraf, seine Idee des gewaltlosen Widerstandes. Damit inspirierte er Minderheiten in aller Welt zum gewaltfreien Protest.

Die drei Akte sind nach den Geistesgenossen Gandhis betitelt: Leo Tolstoi (1. Akt), welcher durch seine Schriften Gandhi inspirierte, Rabindraganath Tagore (2. Akt), ein Freund und Zeitgenosse Gandhis und Martin Luther King jr. (3. Akt) welcher die Zukunft verkörpert.

Die Kombination von Tanztheater mit Oper, basierend auf der Musik von Philipp Glass und den in Sanskrit gesungenen Texten aus der „BHAGAVAD GITA“ ist sehr ungewöhnlich.

Dazu kommt, dass meines Erachtens die Personenführung nicht zwingend ist, sondern eher unbeholfen wirkt. Die Choreografie wirkt plump. Es fehlt meiner Meinung nach die Eleganz. Die Armgesten der Solisten und des Chores zeigen keinen erkennbaren Zusammenhang mit Text und Musik. Sie wirken aufgesetzt, nicht improvisiert und nicht aus der Emotion entstehend. Ferner ist zwischen den Figuren keine musikalischen Spannungen, keine Entwicklung der Beziehungen wahrnehmbar.

Für Choreografie und Regie war Sidi Larbi Cherkaoui verantwortlich. Er ist seit 2015 künstlerischer Leiter des Königlich Flämischen Balletts.
Hervorragend ist die Leistung der Sänger_Innen. Beeindruckend als M.K. Gandhi der Schweizer Tenor Rolf Romei, stimmgewaltig der Bassist Andrew Murphy und subtil in ihrer Musikalität Cathrin Lange. In weiteren Rollen sind zu hören und sehen: Maren Favela, Nicholas Crawley, Anna Rajah, Sofia Pavone und Karl-Heinz Brandt. Auch diese Sängerinnen und Sänger meistern ihre Rollen mit Bravour. Besonders hervorzuheben ist, dass die Protagonist_Innen in Sanskrit singen.

Der Chor des Theater Basel wächst über sich selbst hinaus. Der Sprachcoachin Angela Wagner und dem Chorleiter, Henryk Polus ist hierfür zu danken, singt doch auch der Chor in Sanskrit.

Das Sinfonieorchester Basel (SOB) unter der Leitung von Jonathan Stockhammer spielte die Komposition von Philip Glass meisterhaft mit viel Gefühl. Trotz der vielen Wiederholungen, eine Eigenschaft der Minimal-Musik von Glass, kam nie Langweile auf, blieb die Spannung jede Sekunde erhalten. Dies zeugt von höchster Professionalität und einfühlender Musikalität des gesamten Orchesters.
Für die Bühne verantwortlich Henrik Ahr, Professor und Leiter der Abteilung Bühnengestaltung an der Universität Mozarteum Salzburg. Die Kostüme wurden vom belgischen Designer Jan-Jan van Essche entworfen.

Das zahlreich erschienene Premierenpublikum entliess alle Mitwirkenden an diesem Opern-?, Ballett-? Abend mit verdientem Applaus.

Peter Heuberger Basel

 

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